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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 51)

dem Tisch sieht man die Burgunder- 
haube, die St. Stephans- und die Wen- 
zelskrone. Da die römisch-deutsche Kai- 
serkrone nicht dargestellt ist, ergibt sich 
eine Datierung des Bildes für die Zeit 
zwisehen dem Tode Joseph II. (Februar 
1790) und der Krönung Leopolds zum 
römisch-deutschen Kaiser im September 
des gleichen Jahres. Im Hintergrund des 
Gemäldes ist deutlich ein pyramidenar- 
tiger Kenotaph mit einem Reliefmedail- 
lonbildnis Joseph II. erkennbar. 
Das wichtige Gemälde beweist, wie stark 
Kreutzinger damals noch barocken Dar- 
stellungstraditionen verpflichtet war. - 
Ebenfalls vor kurzer Zeit erstand ein 
Sammler von Bildnissen der Mitglieder 
des Erzhauscs im Wiener Kunsthandel 
ein kleinlormatigcs Porträt des Kaisers 
Franz I. (1792 bis 1835), das erst nach 
seiner Reinigung von Grimsehitz als 
sicheres Spätwerk Kreutzingcrs ange- 
sprochen und in die Zeit um 1820 da- 
tiert wurde. (Abb. 2.) Der Kaiser trägt 
eine weiße Feldmnrsehalls-Galauniform, 
das Goldene Vlies, Band und Großkreuz- 
stern des St. Stephansordens sowie den 
Großkreuzstern des von ihm in Erinne- 
rung an seinen Vater, eben den Kaiser 
Leopold II., gestifteten Leopoldsordens. 
Ein sehr ähnliches Bildnis Franz I. vom 
„k. k. Kammermahler" Kreutzinger, 
1815 entstanden (Sehloß Eggenberg), 
zeigt den Kaiser in fast vollkommen 
identischer Haltung, jedoch handelt es 
sich um ein Hüftstück, wobei die Arme 
vollständig wiedergegeben sind und mit 
den Händen auf dem Säbel auiruhen. 
Es ist im Katalog der Gedächtnisaus- 
stellung Erzherzog Johann, Graz 1959, 
Tafel VI., reproduziert. Der Vergleich 
dieses Repräsentationsgemäldes mit dem 
Bildnis Leopolds II. zeigt den Wandel im 
Stile des Malers deutlich; er deckt sich 
mit dem Fortschreiten des Zeitge- 
schmackes, der nun alles Barocke fast 
völlig abgestreift hat und sich zum Sach- 
lich-lnlimcn bei gleichzeitiger Vertie- 
fung der psychologischen Eindringlich- 
keit bekcnnt. Blickt man vom offiziel- 
leren Eggenberger Porträt von 1815 auf 
das Bildnis von 1820, so machen sich 
trotz des geringen Zeituntersehiedes die 
zunehmenden Zeichen des Alterns bei 
Franz I. klar bemerkbar. 
Beide Neuentdeckungen sind eine wert- 
volle Bereicherung zur Ikonographie des 
österreichischen Herrscherhauses. 
Dr. Köller 
ZUM „dNTIQ UAR" 
Inhaber: Herbert Asenbaum 
EIN- UND VERKAUF 
von antikem Schmuck 
Silber, Porzellan 
Ziergläsern, Kleinkunst 
Wien I, Kärntnerstr. 28 
52 28 47 
ria-d-vil d. Haltun-Ritnr-Oniuu-Kircho 
BUCHBESPRECHUNGEN 
Tbe Artirt und the Bouk. 1860-1960 in 
Western Europe and the United States. 
Museum of Fine Arts, Boston, Harvard 
College Library, Dept. of Printing ancl 
Graphic Arts. 
Bei vorliegendem Werk handelt es sich 
um den Memorialkatalog einer Ausstel- 
lung, die vom 4. Mai bis 16. juli dieses 
Jahres am Museum of Fine Arts, Bo- 
ston, abgehalten wurde. Wir können den 
stolzen Worten des Curators of Printing 
ancl Graphic Arls, Mr. Philip Hofer, 
sicheren Glauben schenken, der uns 
schreibt, daß es seiner Ansicht nach kein 
anderes Buch mit vergleichbarer Ziel- 
setzung gäbe, das das gleiche Thema 
behandelt und daß seit einer viel klei- 
neren Ausstellung des jahres 1936 im 
Museum of Modern Art, New York mit 
dem Titel „Maler und Bildhauer als Il- 
lustratoren" keine Ausstellung von ähn- 
licher Großartigkeit abgehalten worden 
sei. In der Tat ist der zur Diskussion 
stehende Band typographisch vorbild- 
lich gestaltet, verschwenderisch reich 
illustriert und in der textlichen Erfas- 
sung der einzelnen Exponate von nicht 
mehr zu überbietcnder Gründlichkeit. 
Sinn der Ausstellung war es, den Über- 
gang vom gedruckten Buch mit einge- 
schalteten Illustrationen zu den künst- 
lerisch ganz durchgestaltetcn „Iivres de 
peintres" unserer Tage zu zeigenv Be- 
sonders interessant ist die Aufteilung der 
Künstler auf die einzelnen Nationen (der 
Osten und Skandinavien wurden bewußt 
ausgeschaltet): Frankreich 182, USA 47, 
Deutschland 39, England 26, Schweiz 
14, Belgien 7, ltalien 6, Spanien 3 und 
Österreich 2. Was Österreich anbelangt, 
konnten wir allerdings nur auf Oskar 
Kol-toschka stoßen, einen zweiten Namen 
vermochten wir trotz mehrfacher Durch- 
sicht nicht zu entdecken. In der Berück- 
sichtigung Osterreichs fehlt uns vor al-. 
lem der Name Alfred Kubin: selbst bei 
einem so wett gespannten Horizont hatte 
er nicht übersehen werden dürfen. 
Im Katalog selbst sind die Künstler in 
alphabetischer Reihe verzeichnet; kurze 
Biographien und Hinweise auf die Um- 
stände der Entstehung der Exponate er- 
gänzen die Werksbeschrcibungen. Wich- 
tig sind die Hinweise auf Oeuvrekata- 
loge oder sonstige umfassende Abhand- 
lungen, die zu weiterem Einstieg dien- 
lich sind. Der Band schließt mit einer 
umfassenden Bibliographie, einem Auto- 
ren-, einem Verleger- und einem Druk- 
kerregister. Es ist uns aufgefallen, daß 
bei den Angaben der Lebensdaten ge- 
rade der zeitgcnössischen Künstler be- 
merkenswert viele Lücken klaffen - 
die Ansätze der Geburtsjahre schwanken 
beträchtlich, manchmal konnten diese 
sogar überhaupt nicht in Erfahrung ge- 
bracht werden. Warum wohl? Ferner 
scheint es uns, als hätte die Manipula- 
tion des Kataloges durch Hinzufügung 
eines nach Nationen gegliederten Künst- 
lerverzeichnisses erleichtert werden kön- 
nen, die bloß statistischen Zahlenanga- 
ben in der Einleitung genügen nicht, 
wie sich gerade am Beispiel Österreich 
erwiesen hat. Trotzdem sind die Ver- 
dienste, die sieh Eleanor M. Garvey bei 
der Abfassung dieses Handbuches er- 
werben konnte, unbestritten. 
Uersteigerungxergebnisxe der 
553. Kunslauktion - 
Dnrotheum, Wien 
KaL-Nr. 10 Tina Blau, Das Belvedere, 
Öllliolz, 16.000,-,; KaL-Nr. 32 Hugo 
Darnaut, Kirche in Heiligenstadt, dat. 
1881, 22.000,-; KaL-Nr. 40 Friedrich 
Gauermann, Dorfbrunnen in Mittenwald, 
1841, 130.000,-; Kuh-Nr. 68 Meister 
des hl. Blutes, Anbetung der Könige, 
16. jahrhunderr, 50.000,-; Kam-Nr. 79 
Isaac van Ostade, Winter in Holland, 
80.000,-; KaL-Nr. 86 Ruprecht Potsch, 
Die Hl. Christophorus u. joh. d. T., 
55.000,-; KaL-Nr. 95 Ludgcr tom Ring, 
Küchenstillcben m. Hochzeit v. Kana, 
100.000,-; Kam-Nr. 198 a F. j. G.. Lie- 
der, Erzherzog Carl, Miniatur, 1823, 
16.000,-; KaL-Nr. 551 Vlämische Nuß- 
holzgruppe, judaskuß, M. 15. jahrhun- 
dert, 15.000,-; Kam-Nr. 555 Toskanische 
Madonnenstatue um 1430, 40.000,-; 
Kam-Nr. 578 Barockgruppe, H1. Georg, 
Stammel-Werkslatt, 55.000,-; KaL-Nr. 
635 Barocktabernakelschrank, um 1740, 
40.000,-; Kam-Nr. 642 Poudreuse, 
Frankreich, um 1760, Eiche, 15.000,-; 
KaL-Nr. 645 ltal. Barockschrcibtiseh, Kö- 
nigsholz, M. 18. Jahrhundert, 30.000,-; 
Kam-Nr. 657 4 franz. Biedermciersesseln, 
um 1830, 12.000,-, KaL-Nr. 898 Wie- 
ner Rundgruppe, Allegorie d. Sommers, 
Porzellan, 1765, 13.000,-; KaL-Nr. 720 
Solitaire-Service, Porzellan, Alt-Wien, 
14.000,-; KaL-Nr. 912 Chines. Holz- 
plastik, Padmapani, Ming, 10.000,-; 
Kam-Nr. 950 Rokokonähkästchen, Perl- 
mutter mit Gold, M. 18. Jahrhundert, 
75.000,-. 
(Mit diesen Preisen ist das Meistbot an- 
gegeben.) 
Dr. Ernst Köller 
GALERIE 
AM 
MICHAELERPLATZ 
EINKAUF VON ALTEN SILBER- 
UND GOLDGEGENSTÄNDEN, 
ANTIQUITÄTEN, MUBELN, 
BILDERN UND KLEINKUNST 
WIEN I, KOHLMARKT I8, 
ECKE MICHAELERPLATZ 
TELEPHON i} 7571 
34
	        
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