Sonntagberg kann in gewisser Hinsicht aber auch als
Vorstufe für Melk aufgefaßt werden. Dies zeigt sich vor
allem in der glücklichen Einbeziehung in die Landschaft.
Die schwingende Altane mit Freitreppe und Balustrade
schafft eine ähnliche malerische Überleitung von der
Natur zum gestalteten Kunstwerk wie in Melk. Beson-
ders gut zeigt dies das 'bisher unbekannt gebliebene
Aquarell von Preehler aus dem Jahre 1727 (Nö. Landes-
museum), das die Kirche noch 'frei von den späteren
Zubauten darstellt. Auch die ursprünglichen Turmlö-
sungen sind auf diesem Bilde zu sehen.
Der Baubeginn der barocken Wallfahrtskirche fällt in
eine bedeutende Epoche österreichischer Geschichte.
Schon 1651 hatte sich eine Dreifaltigkeitsbruderschaft
gebildet, aus deren Wiener Chronik man erfährt, daß
Anno 1679 „die böse Sucht (Pest) augenblicklich nach-
gelassen und aufgehöret, als auf dem Platz, der Graben
genannt, das Bildniß der Allerheiligsten Dreifaltigkeit
nach unserer Sonntagbergischen Manier und Form auf
eine hohe Säulen gesetzt und mit höchster Andacht ver-
ehret worden". Vor allem nach der siegreichen Türken-
schlaeht kamen die Wiener „aus dankbarer Demut und
großer Devotion" alljährlich in der vierten Woche nach
Pfingsten auf den heiligen Berg und brachten ihre Votiv-
gaben, wie dies etwa aus dem topographisch sehr inter-
essanten Gemälde der Türkenschlacht vor Wien von
A. M. Khobaldts hervorgeht. „Dier sey Lob, dier sey Ehr,
dier sey Dankh in Ewigkeith, benedeiet sey der Nrihmen
deiner glory O. H. Dreyfaltigkeith dzin durch die
Völkher hastu dein Crafft bekhundt gemacht und hast
deine Dienner erleset die in dich geglaubet haben", lau-
tet die Widmungsinschrift. Votivbilder großer Städte
und Märktc, Wegsäulen mit dem Gnadcnbild, die
sich in Österreich, Böhmen, der Slowakei und Ungarn be-
finden, geben Zeugnis von dem Zustrom der Wallfahrer.
Obwohl die Errichtung dieser Kirche ein Anliegen der
Zeit war, zieht sieh die Vollendung ihrer Ausstattung
fast 60 Jahre hin. 1706 beginnen die Arbeiten, 1714 wer-
den zwölf große Kirchenfenster eingesetzt und 1717
hören wir von der Anschaffung zweier kupferner Turm-