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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 52)

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Ein zugleich vorder- und hintergründi- 
gcs manieristisches Spiel hat der Maler 
Ernst H ö f f i n g e r in diesem mit kla- 
rcm Verstand geplanten Mosaikbild fol- 
gerichtig zu Ende geführt. Scin Werk 
ziert einen städtischen Wohnbau in Atz- 
gcrsdorf, Anton Hegerplatz, und gibt den 
Passanten Rätsel aufzulösen. Wie der 
bekannte Spiegelsatz von Schopenhauer: 
„Ein Neger mit Gazelle zagl im Rei- 
gen nie", oder die englische Frage „Was 
it a eat I saw?" ist die Wandkompo- 
sition von zwei Seiten her lesbar. In 
geschachteler Anordnung zeigt das ke- 
raniischr: Mosaik Höffingers helle und 
dunkle Tiergestalten nebeneinander, doch 
gibt es in diesem wohlausgedachten 
Bild weder Vorder- noch Hintergrund, 
denn die hellen „NegaIiVfQrn-ien" zwi- 
schen dunklen Tieren sind ihrerseits 
wieder zu Tiergestalten neben dunklen 
Ncgativformen geworden. Der Vorder- 
grund wird zum Hintergrund und der 
Hintergrund zum Vordergrund, je nach 
der Einstellung des Deuters solchen eon- 
cettistisehen Bilderriilsels. 
Für einen oberflächlichen Betrachter er- 
gibt sich zunächst nur der erste Gesamt- 
eindruck „Tiere im Walde", doch bald 
wird der Beschnuer, beunruhigt durch 
eine Anzahl geheimnisvoller Tieraugen 
zum „Umschallen" aufgefordert. Neben 
15 hellen stellt er dann I5 dunkle Tier- 
formen in dem faszinierenden Bild-Laby- 
rinth fest. Erster Blickfang ist der weiße 
Hahn in der oberen Bildhälfte, umrahmt 
vom dunklen Kormoran und vom See- 
hund, oben an eine dramatisch sich nie- 
dersenkende Eule anstoßend. jene wie- 
der hebt sich vom Reiher, Fisch und 
dem alS Lichtsymbol an die oberste 
Kante des Bildes gesetzten Schmetter- 
ling ab. Man wird sich vor diesem klu- 
gen Formenspiel an ähnlich ausgedaehte 
Bilder, Maschinen Arcimboldos und Da- 
lis erinnern, deren großer Reiz, wie bei 
allen manieristischcn Konzepten. in der 
Mehr- und Vieldeuiigkeil liegt. 
Arnulf Neuwirth 
Uersteigerzmgxvorschau 
Ende Aloucmber - Dezember 
Wien: 21.-23. 11.: Dorotheum, Mün- 
zen; S.-7., 9. 12.: Dorotheum, 554. 
Kunstnuktion (Gemälde, Aquarelle, 
Handzeichnungen, moderne Meister, 
Skulpturen, Antiquitäten aller Art, 
Edelmetalle, Metallarbeiten, Walien). 
München.- 30. 11.j1. 12.: Karl S: Faber, 
Bücher und Autographen; 6.-7. 12.: 
Weinmüller, Gemälde, Mobiliar, Anti- 
quitäten aller Art. 
Köln: 1.-2. 12.: Lempcrtz, 467. Auk- 
tion, Kunst des 20. Jahrhunderts. 
Bonn: 29.-30. 11.: August Bödiger, Ge- 
mälde, Skulpturen, Mobiliar, Teppi- 
ehe. 
Frankfurt: 1.-2. 12.: F. v. Artus, Ge- 
mälde, Mobiliar, Teppiche etc. 
Ilcidrlberg: 9. 12.: Helmut Tenner, Ge- 
mälde, Handzeichnungen, Graphik. 
Hamburg: 23.-24. 11.: Dr. Hauswedell, 
Bücher, Autographen; 25. 11.: Dr. 
Hauswedell, Gemälde, Zeichnungen, 
Graphiken, Skulpturen; 28. 11.: Dr. 
Hnuswedell, Kunstwerke außereuro- 
piiischei" Länder. 
Bern: 14.-22. 11.: Jörg Stuker, Herbst- 
auktion; 9. 12.: Jörg Stuker, Antike 
Teppiche. 
Luzern: 21.-27. 11.: Galerie Fischer, 
Herbstauktion. 
Amsterdam: 28.-SO. 11.: Paul Brandt, 
Gemälde, Graphiken, Mobiliar, Tep- 
pichc. 
Stoclalmlm: 22.-24. 11.: Stad Auktions- 
verket, Gemälde, Mobiliar, Teppiche, 
Antiquitäten aller Art. 
Aus dem Besitz der Galerie Rein- 
holzl Hojstätter, Wien I, Dorotbeer- 
gaxse 15 
Kreuxanhünger, Eisen, mit Darstellung 
dlrr hl. Kümmernis. Das Kreuz vergoldet, 
Deutsch, H. Jahrhundert, H. 17 cm. 
Das Problem der hl. Kümmcrnis ist cinc 
der [Cssclndsten Fragen der christlichen 
Ikonogruphie. Dargestellt ist clne mit 
langem gegürtetem Gewand bekleidete 
bärtige, bckröntc Figur am Kreuz. Bei 
Reliefs ist ihr zumeist ein knieender 
Spielmann beigegeben, dem sie mit dem 
Fuß einen Pamoffcl zuwirft. Hauptge- 
genden der Verehrung sind die Alpen- 
länder und Böhmen, aber auch in Nord- 
spanien, Frankreich und Flandern war 
ihr Kult bCkannI. Nach einer weniger 
populären Version geh! der Name auf 
einen legendären schottischen König 
Kymuni zurück, der das Kreuzcsmarty- 
rium erlitten haben soll. Im Volksglnu- 
hen gilt die hl. Kümmernis zumeist als 
Königstochter nordspanischer oder schot- 
tischer Herkunft. Um der von ihrem 
Vater geplanten Ehe mit einem heidni- 
schen Prinzen zu entgehen, bat sie um 
körperliche Enlstellung, worauihin ihr 
ein Vollbart wuchs oder sich ihr Körper 
nach einer besonders in Tirol verbrei- 
teten Variante zur Gänze behaarte. Dem 
Krcuzestode zugeführt, wirkten ihre Ge- 
 
 
 
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