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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 53)

NOTIZEN AUS 
DEM KUNSTLEBEN 
Im Künxllerhaus: 5000 ]ahre ägyp- 
tische Kunst 
Mitte Dezember wurde in den Parterre- 
räumen des Wiener Künstlerhauses eine 
Ausstellung eröffnet, die einen Gesamt- 
überblick über die bildende Kunst in 
Ägypten von der Mitte des 4. jahrtau- 
sends v. Chr. bis in die Zeit um 1500 
n. Chr. zu geben versucht. Die Ver- 
anstaltung ist das Ergebnis der gemein- 
samen Bemühungen des Unterrichts- 
ministcriums, vertreten durch Frau Dok- 
tor Adele Kaind], und der Osterreie ' 
sehen Kulturvereinigung und ihrem rüh- 
rigen Generalsekretär Herbert Gais- 
bauer. Sie schließt sich an die entspre- 
ehenden Großveranstaltungen der ver- 
gangenen jahre, wie etwa an die 
Schau mcxikancr Kunst und die Indien- 
Ausstellung, des Jahres 1960 würdig an. 
Die Ägypten-Ausstellung wurde bereits 
in Brüssel, Amsterdam, Zürich, Essen 
und Stockholm gezeigt, wandert von 
Wien noch nach Kopenhagen, um dann 
endgültig nach Ägypten heimzukehren. 
Das Wesentliche an ihr ist ja, daß sie 
sich aus Beständen verschiedener ägyp- 
tischer Museen zusammensetzt und 
uns daher mit Material bekanntmacht, 
das normalerweise nur mit gewissen 
Schwierigkeiten sowie großem Geld- 
und Zeitaufwand zugänglich ist. Es 
versteht sich, dafi die Ausstellung 
in Wien durch die sehr reichen und 
wichtigen, in ihrer Bedeutung immer 
noch unterschätzten Bestände des Kunst- 
historisehen Museums bereichert wurde. 
Ihre wissenschaftliche Gestaltung lag in 
den Hiinden von Dr. Egon Komorzynski, 
dem bei der Aufstellung Arch. Ottokar 
Uhl zur Seite stand. „Alte und moderne 
Kunst" wird über die Ausstellung noch 
ausführlich berichten. Dr. K. 
 
Die Alfred Kubinastijtung in der 
Alberlinn 
Die Albertina hat sich innerhalb des 
letzten Jahrzehnts bemüht, geschlossene 
Künstlernachlässc als Spenden zur Berei- 
cherung ihrer Bestände zu erhalten. Auf 
diese Weise wurden das Egon Schiele- 
Archiv sowie die zeichnerischen Nach- 
liisse von Cecil van Haanen und Lois 
Welzenbacher staatliches Museums- 
cigentum. Die umfangreichste und wert- 
vollste Bereicherung dieser Art ist die 
Alfred Kubin-Stiftung, die das Andenken 
an einen der großen und international 
gültigen Meister österreichischer Kunst 
des 20. jahrhundcrts lebendig erhalten 
soll. Ein eigener Trakt von Räumen im 
Alhertinci-Gebiiude ist bestimmt, diesen 
Naehlaß aufzunehmen. Sie werden ge- 
genwärtig baulich dafür adaptiert. Der 
Nachlaß des Meisters wurde zwischen 
der Albertina, dem Oberösterrcichischen 
Landesmuseum in Linz und der Kubin- 
Stiftung Zwicklcdt bei Wernstcin auf- 
geteilt. Die Albertina erhielt dabei 1158 
Blatt einzelne Handzeichnungen von 
selbständiger künstlerischer Geltung 
und 162 vorbereitende Bleistiftskizzen 
für solche, ferner 165 Originallithogra- 
phien des Meisters, 22 Exlibris und 17 
illustrierte Bücher, die in den Beständen 
des Institutes noch fehlten. Zu diesem 
überwältigenden Zuwachs an eigenen 
Werken kommt ein großer Teil der 
Sammlung des Meisters. Er besteht aus 89 
Handzeichnungen und Aquarellen, dar- 
unter 20 Blätter von Paul Klee, 5 von 
Lyonel Feininger, 4 von Egon Schiele, 
9 von Faistauer und je eines von Klimt 
und Barlach, ferner aus 356 Blatt origi- 
naler Druckgraphik, darunter 145 Lo- 
vis Corinth, 31 Max Beckmann, 8 Klee, 
6 Pechstein, B Carl Hofer, 2 Barlach, 
4 Kokoschka, 2 Picasso, 3 Edvard 
Munch, 4 Toulouse-Laulrec und 3 Goya. 
Dies ist nur eine flüchtige Aufzählung 
des Reichtums; sie wird genügen, um 
eine Vorstellung von der unschätzbaren 
Bereicherung zu geben, die die Albertina 
durch diesen Zuwachs erfährt, der vor 
 
Paul Klee, Kalzenkunststückc, 1912 
Lyoncl Feininger, Stmflcnszcne, 1912 
 
allem ihre schon wcllbcdcutende Samm- 
lung moderner Kunst, namentlich des 
Expressionismus und seiner großen Vor- 
läufcr, wesentlich stärkt. Dr, K. 
AUS DEM KUNSTHANDEL 
Da: teuerste Bild der Welt 
Am Mittwoch, den 15. November d.  
wurde nach dreieinhalbminüliger Stei- 
gerung ein Gemälde von Rembrandt, 
„Aristoteles betrachtet die Büste Ho- 
mers" (Brcdius 478), 139 X 133 cm, sei- 
nem neuen Besitzer, dem Mctropolimn 
Museum, New York. zugcschlxigen. Das 
Schlachtfeld war die Gnlcric Parke-Ber- 
nct, eines der führenden Auktiunshäuser 
der Neuen Welt. Das Mcisthot dieses 
einen Bildes machte nicht weniger als 
2,3()0.000 US-Dollars aus, das sind 
821.000 englische Pfund oder etwa 
60 Millionen Schilling! 
Selbstverständlich konnte diese gigan- 
tische Summe nicht aus liigenmiueln 
des Melropolitan Museums bestritten 
werden, das von sich behauptet. eines 
der schlechtcst dotierten Museen der 
Vereinigten Staaten zu sein. Ein Ol- 
mngnat aus Texas, Mr. Charles B. 
Wrightsman, soll nach verläßlichen An- 
gaben den weitaus größten Teil der 
Kaufsumme übernommen haben. 
Rembrandt hatte seinerzeit das für da- 
malige Verhältnisse gigantische Honorar 
von 500 Gulden für das Bild erhalten, 
das entspricht einem Kaulwert von etwa 
400.000,- bis 500.000,- Schilling. 
Sechzig Millionen Schilling - das ist 
mehr als das Vierlachc des Jahresum- 
satzes 1960 der Kunstabteilung des Do- 
rotheums, das ist mehr als das Doppelte 
der jahresdotierung der National Gal- 
lery, der Tate Gallery und des British 
Museum in London zusammen und 
man wagt es gar nicht erst, derartige 
Summen mit den Beträgen zu verglei- 
chen, die österreichischen staatlichen 
Sammlungen jährlich zum Ankaule zur 
Verfügung stehen. 
Die 60 Millionen brechen einen Rekord, 
der 1959 im Londoner Auktionshaus 
Sotheby aufgestellt werden war; damals 
wurden lür eine „Anbctung" von Ru- 
bens 275.000 englische Pfund bezahlt, 
das sind "immerhin" 20,000.000 (zwan- 
zig Millionen) Schilling. 
In Kreisen der Auktionatoren wird dcr 
„Sieg von Parke-Bcrnct" mit zwiespäl- 
tigen Gefühlen betrachtet. In Amerika 
schreit man „Hurra!", weil das Lon- 
doner Weltmonopol für Versteigerungen 
hochwertigster Kunstgüter gebrochen 
erscheint, in London beurteilt rnan die 
Lage kühler und sagt sich, daß „Ware" 
von dieser Qualität und in dieser Preis- 
lage ohnehin nur alle heiligen Zeiten 
einmal auf den Markt kommt. Aber 
immerhin darf nicht vergessen werden, 
duß das Auktionsgcschäft weitgehend 
auf psychologischen Voraussetzungen 
basiert; wenn „man" bisher eben nur 
in London und sonst irgendwo anders 
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