NOTIZEN AUS
DEM KUNSTLEBEN
Im Künxllerhaus: 5000 ]ahre ägyp-
tische Kunst
Mitte Dezember wurde in den Parterre-
räumen des Wiener Künstlerhauses eine
Ausstellung eröffnet, die einen Gesamt-
überblick über die bildende Kunst in
Ägypten von der Mitte des 4. jahrtau-
sends v. Chr. bis in die Zeit um 1500
n. Chr. zu geben versucht. Die Ver-
anstaltung ist das Ergebnis der gemein-
samen Bemühungen des Unterrichts-
ministcriums, vertreten durch Frau Dok-
tor Adele Kaind], und der Osterreie '
sehen Kulturvereinigung und ihrem rüh-
rigen Generalsekretär Herbert Gais-
bauer. Sie schließt sich an die entspre-
ehenden Großveranstaltungen der ver-
gangenen jahre, wie etwa an die
Schau mcxikancr Kunst und die Indien-
Ausstellung, des Jahres 1960 würdig an.
Die Ägypten-Ausstellung wurde bereits
in Brüssel, Amsterdam, Zürich, Essen
und Stockholm gezeigt, wandert von
Wien noch nach Kopenhagen, um dann
endgültig nach Ägypten heimzukehren.
Das Wesentliche an ihr ist ja, daß sie
sich aus Beständen verschiedener ägyp-
tischer Museen zusammensetzt und
uns daher mit Material bekanntmacht,
das normalerweise nur mit gewissen
Schwierigkeiten sowie großem Geld-
und Zeitaufwand zugänglich ist. Es
versteht sich, dafi die Ausstellung
in Wien durch die sehr reichen und
wichtigen, in ihrer Bedeutung immer
noch unterschätzten Bestände des Kunst-
historisehen Museums bereichert wurde.
Ihre wissenschaftliche Gestaltung lag in
den Hiinden von Dr. Egon Komorzynski,
dem bei der Aufstellung Arch. Ottokar
Uhl zur Seite stand. „Alte und moderne
Kunst" wird über die Ausstellung noch
ausführlich berichten. Dr. K.
Die Alfred Kubinastijtung in der
Alberlinn
Die Albertina hat sich innerhalb des
letzten Jahrzehnts bemüht, geschlossene
Künstlernachlässc als Spenden zur Berei-
cherung ihrer Bestände zu erhalten. Auf
diese Weise wurden das Egon Schiele-
Archiv sowie die zeichnerischen Nach-
liisse von Cecil van Haanen und Lois
Welzenbacher staatliches Museums-
cigentum. Die umfangreichste und wert-
vollste Bereicherung dieser Art ist die
Alfred Kubin-Stiftung, die das Andenken
an einen der großen und international
gültigen Meister österreichischer Kunst
des 20. jahrhundcrts lebendig erhalten
soll. Ein eigener Trakt von Räumen im
Alhertinci-Gebiiude ist bestimmt, diesen
Naehlaß aufzunehmen. Sie werden ge-
genwärtig baulich dafür adaptiert. Der
Nachlaß des Meisters wurde zwischen
der Albertina, dem Oberösterrcichischen
Landesmuseum in Linz und der Kubin-
Stiftung Zwicklcdt bei Wernstcin auf-
geteilt. Die Albertina erhielt dabei 1158
Blatt einzelne Handzeichnungen von
selbständiger künstlerischer Geltung
und 162 vorbereitende Bleistiftskizzen
für solche, ferner 165 Originallithogra-
phien des Meisters, 22 Exlibris und 17
illustrierte Bücher, die in den Beständen
des Institutes noch fehlten. Zu diesem
überwältigenden Zuwachs an eigenen
Werken kommt ein großer Teil der
Sammlung des Meisters. Er besteht aus 89
Handzeichnungen und Aquarellen, dar-
unter 20 Blätter von Paul Klee, 5 von
Lyonel Feininger, 4 von Egon Schiele,
9 von Faistauer und je eines von Klimt
und Barlach, ferner aus 356 Blatt origi-
naler Druckgraphik, darunter 145 Lo-
vis Corinth, 31 Max Beckmann, 8 Klee,
6 Pechstein, B Carl Hofer, 2 Barlach,
4 Kokoschka, 2 Picasso, 3 Edvard
Munch, 4 Toulouse-Laulrec und 3 Goya.
Dies ist nur eine flüchtige Aufzählung
des Reichtums; sie wird genügen, um
eine Vorstellung von der unschätzbaren
Bereicherung zu geben, die die Albertina
durch diesen Zuwachs erfährt, der vor
Paul Klee, Kalzenkunststückc, 1912
Lyoncl Feininger, Stmflcnszcne, 1912
allem ihre schon wcllbcdcutende Samm-
lung moderner Kunst, namentlich des
Expressionismus und seiner großen Vor-
läufcr, wesentlich stärkt. Dr, K.
AUS DEM KUNSTHANDEL
Da: teuerste Bild der Welt
Am Mittwoch, den 15. November d.
wurde nach dreieinhalbminüliger Stei-
gerung ein Gemälde von Rembrandt,
„Aristoteles betrachtet die Büste Ho-
mers" (Brcdius 478), 139 X 133 cm, sei-
nem neuen Besitzer, dem Mctropolimn
Museum, New York. zugcschlxigen. Das
Schlachtfeld war die Gnlcric Parke-Ber-
nct, eines der führenden Auktiunshäuser
der Neuen Welt. Das Mcisthot dieses
einen Bildes machte nicht weniger als
2,3()0.000 US-Dollars aus, das sind
821.000 englische Pfund oder etwa
60 Millionen Schilling!
Selbstverständlich konnte diese gigan-
tische Summe nicht aus liigenmiueln
des Melropolitan Museums bestritten
werden, das von sich behauptet. eines
der schlechtcst dotierten Museen der
Vereinigten Staaten zu sein. Ein Ol-
mngnat aus Texas, Mr. Charles B.
Wrightsman, soll nach verläßlichen An-
gaben den weitaus größten Teil der
Kaufsumme übernommen haben.
Rembrandt hatte seinerzeit das für da-
malige Verhältnisse gigantische Honorar
von 500 Gulden für das Bild erhalten,
das entspricht einem Kaulwert von etwa
400.000,- bis 500.000,- Schilling.
Sechzig Millionen Schilling - das ist
mehr als das Vierlachc des Jahresum-
satzes 1960 der Kunstabteilung des Do-
rotheums, das ist mehr als das Doppelte
der jahresdotierung der National Gal-
lery, der Tate Gallery und des British
Museum in London zusammen und
man wagt es gar nicht erst, derartige
Summen mit den Beträgen zu verglei-
chen, die österreichischen staatlichen
Sammlungen jährlich zum Ankaule zur
Verfügung stehen.
Die 60 Millionen brechen einen Rekord,
der 1959 im Londoner Auktionshaus
Sotheby aufgestellt werden war; damals
wurden lür eine „Anbctung" von Ru-
bens 275.000 englische Pfund bezahlt,
das sind "immerhin" 20,000.000 (zwan-
zig Millionen) Schilling.
In Kreisen der Auktionatoren wird dcr
„Sieg von Parke-Bcrnct" mit zwiespäl-
tigen Gefühlen betrachtet. In Amerika
schreit man „Hurra!", weil das Lon-
doner Weltmonopol für Versteigerungen
hochwertigster Kunstgüter gebrochen
erscheint, in London beurteilt rnan die
Lage kühler und sagt sich, daß „Ware"
von dieser Qualität und in dieser Preis-
lage ohnehin nur alle heiligen Zeiten
einmal auf den Markt kommt. Aber
immerhin darf nicht vergessen werden,
duß das Auktionsgcschäft weitgehend
auf psychologischen Voraussetzungen
basiert; wenn „man" bisher eben nur
in London und sonst irgendwo anders
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