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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 53)

und moderne Kunst" ihm die herzlich- 
Sten Glückwünsche entbietet. 
Fischer entstammt einer Kunsthändler- 
dynastie und leitet ein Unternehmen, 
das schon über 100 jahre alt ist. Sein 
Großvater gründete 1860 in Wien IV, 
Schleiimühlgassc. eine Kunst- und An- 
tiquitätenhandlung. die im Jahre 1905 
in die Himmclplortgasse übersiedelte 
und bis zum Ausbruch des Ersten Welt- 
krieges unter dem Namen Schick St Fi- 
scher iortbestand. Heinrich Fischer, der 
Vater des jubilnrs, nnhm am Ersten Welt- 
krieg als Frontkämpier in Rußland teil. 
Nach seiner Heimkehr führte er die Firma 
unter dem Namen „Heinrich Fischer" 
weiter und ließ sich in der Rauhcnstein- 
gasse nieder. Sein Bruder Jakob grün- 
dete ein eigenes Geschäft in der Führich- 
gasse, das - allerdings unter einem an- 
deren Besitzer - noch heute besteht. 
Die Firma Heinrich Fischer über- 
nahm später die Firma Wendlingen 
und hieß von dn an bis 1938 „Heinrich 
Fischer 8: Sohn". 
 
alte Meister kaufen konnte (weil man 
heutzutage eben nicht nur Expertisen, 
sondern auch den Ruf des Auktions- 
hauses, in dem man das „Stück"erstand, 
miterwirbt), so wird es vielleicht von 
nun an als „smart" gelten, auch alte 
Meister, die in den USA bisher keine 
allzu erschütternden Preise brachten, in 
New York zu erstehen. Wie dem auch 
sein mag - wir in Österreich sind von 
diesen Vorgängen nur wenig betroffen 
und können knum mehr tun als zu- 
schauen und voller ehrlürchtigem Slau- 
nen den Mund aufmachen. Auf jeden 
Fall aber sollten wir wieder einmal ins 
Kunsthistorischc Museum gehen und 
unsere Rembrandts betrachten. Viel- 
leicht werden sie ein oder dem an- 
deren sogar imponieren, wenn er sich 
sagt: „Eine Drittelmillion pro Quadrat- 
dezimeter . .. " Denn das ist der heutige 
„Kurs". 
Dr. K. 
 
Dic Ereignisse des jahres 1938 ztvangeti 
Ernst scher, Wien zu verlassen. Er 
ließ sieh in London nieder und gehört 
heute zu den nicht allzu häuligen Re- 
präsentanten seines Faches, die man 
dank ihres immensen Fleißes, ihFUfSüCh- 
kenntnis und Rührigkeit in aller Wlelt 
kennt. 
Was uns die Persönlichkeit lirnst Fi- 
schcrs so besonders liebenswert erschei- 
nen lalit, ist die Tatsache, tlaß Fischer 
zu den allerersten gehörte, die sofort 
nach lznde des Zw-iten Weltkrieges die 
Kontakte mit Österreich wieder aul- 
nahmen und dazu beitrugen, die viel- 
iaeht: Isolierung unserer lleimat aufzu- 
htben. Noch dazu ist Sein kunsthand- 
lerisches Wi" n insoferne unmittelbar 
aui Österrcieh bezogen, als Fischer sei- 
nen lihrgeiz dareinsetzt, in aller Welt 
naeh Kunstwerken üsterrciehisehet- Pro- 
vetiienz zu fahnden und sie dem er 
reichi 'ht:n Markt wieder zuzuiühten. 
Fischer st kein Spezialist im engeren 
Sinn des Wortes, beiaßt sieh praktisch 
mit fast allen Sachgruppen und Na- 
tionalkomponentcn europaischcr Kunst, 
ist aber vor allem dem Alt-Wiene l'or- 
zellan zugetan, von dem er eine präch- 
tige Kollektion besitzt. In tliüstfm Be- 
reieh ziihlt er zweifellos zu den inter- 
nationalen Autoritäten. 
Fischer steht mit den Museen Ost 4- 
reichs in lebendiger Verbindung. So ver- 
mittelte er dem Österreichischen Mu- 
seum für angewandte Kunst zwei Nym- 
phenburger „l-latzgruppen" von Domi- 
nikus Auliezek d. Ä. und die „Zigeuner- 
gruppe" der gleichen Manufaktur von 
Peter Anton Seefried. Die Sitlzburger 
Residenzgnlerie erwarb 1959 von ihm 
ein Gemälde von Johann (ieorg Plazer, 
das wir in der Vornummer unse r Zeit- 
schrift verüiientlichten. Auch das Histo- 
rische Museum der Stadt Wien erstand 
wichtige Objekte von ihm. Besonders 
rübmenswert ist seine Miizenntentiitig- 
keit, der u. a. das Österreichische Mu- 
seum lür itngewztndte Kunst eine Kol- 
lektion 1llL'l't englischen Glases und ein 
Du-Pztqu r-Besteck verdankt. 
Wir glauben, sein Schatten am besten 
durch eine Präsentation von Kunst- 
gegenstiinden würdigen zu können, die 
zu den läestiinden seines Unternehmens 
gehören. 
 
 
 
  
 
 
 
 
Dr. Ernst Köller 
4 
Abb. l: Krug, Porzellan, mit Laub- und 
Bandeltvcrk sowie einem Medaillen, dar- 
stellend Bacchus und Ariadne, und In- 
sektenbcmitlung dekoriert. llenkel in 
Form eine tlamatiders. Alt-Wien, Du- 
Paquier-Periode, wohl um 1725. 
ÄIIILZ; Vier Figuren, Alt-Wiener Por- 
vnllan. darstellend die Jahreszeiten (von 
links nach rechts: Frühling, Sommer, 
Winter, Herbst). lluhe etwa 28 cm. Alle 
Figuren be' „Schneider (joi-poral". 
M1trtin Sehn ider war vom 20. Juni 1780 
bis 1783 bei der Wiietiet" Manuiztktur als 
Bossiert-rt tig. Seinen mili rischen Grad 
Crtvarb er .ch beim Germingenschen 
 
  
 
 
Regiment. 
[(1211,]: joseph Fischer, Vase mit Blu- 
men, Malerei auf Porzellan, sig. u. dat. 
1819. Fischer trat 1802 in die Manufak- 
tur ein und wurde 1834 Ohermaler. Er 
starb 1843. Im Verzeichnis der besten 
Mnlert eugnisse im Verkauismaga- 
zin der Manufaktur, angelegt 1822, wer- 
den als Arbeiten Fischers zwei Blumen- 
stüeke und zwei Vasen mit Blütenkrän- 
zen nul (ioldgrund genannt. 
,-lbb.4: Schreibmöbel mit Tabernakel- 
auibau. Nutl furniert, politiert, mit Ban- 
delwerk markettiert, (sriginale Beschläge 
und lüge, Höhe 185 em. Um 17-10. 
 
.3."- 

	        
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