festkreises ist. Nach der tiefen,
ernsterfüllten Symbolik, der auf der
Kline liegenden Mutter romanischer
Handschriften, da sie das Leben
ihres Kindes in ihrem Herzen er-
wägt (z. B. Meschede), kommt nun
die mystische Strömung der Gotik
und verwendet den Vogel als Bild
der menschlichen Seele; und so wird
er auch in den Frauenklöstern als
Beigabe ihrer jesuleins verstanden
worden sein.
I)ürfen wir Österreich als Ur-
sprungsland dieser mystischen Vor-
stellung annehmen? Überschauen
wir das österreichische Material, so
weisen uns Wiener Neustadt in
einem ehemaligen Glasfenster sei-
nes Domes (heute Nürnberg, Germ.
Nationahnus)" und Admont mit sei-
ner Madonna bald nach 1310 (heute
Joanneum, Graz) frühe, gleichzeitige
Beispieleauf (Bild 4)." Auch Südtirol
mit seiner Sterzinger Madonna mel-
det sieh hier an (Bild 5). Um 1330
folgt dann die ehemalige Ternberg-
sehe Madonna, die in St. Florians
Marktkirche und die bedeutende in
Friesach um 1340. In Wien weist
Maria am Gestade unser Thema
gegen Ende des 14. jahrhunderts
sowohl in der Plastik 11 wie in einem
Glasfenster auf. Die Reihe läuft im
15. Jahrhundert über das Stück in
Hollenberg in Niederösterreich wei-
ter. Der Vogel ist ja in Österreich
ein geradezu unverwüstliehes Sym-
bol mit beispielloser zäher Lebens-
kraft. Er hat sein Feld in der Eisen-
kunst" wie in den Bauernmöhelnßü
er fehlt noch heute in keiner Ehen-
seer Krippe, wobei zweifellos die
Tradition zumindest auf unser
Christkindl aus Wien mit seinem
Vogel, wenn nicht weiter, zurück-
reieht," er scheint paarweise in der
Zimmermannskunstlß wie im Früh-
ehristliehen auf. Er wird als Him-
melsbote wie als Lebewesen in zwei
Bereichen gesehen. Der Marientyp
- wie die Admonter - kommt nun
zweifellos aus dem Westen, die Ver-
bindung mit dem Vogel konnte viel-
leicht hier erfolgt sein, wir haben
sie aber auch schon um 1300 in Eng-
land.
Die italienischen Beispiele sind sehr
zahlreich. In Florenz allein ist nicht
nur das Altarbild in Or San Michele,
sondern mehr als ein halbes Dutzend
allein in den Uffizien zu bemerken.
Das Bernardo Daddis von 1346 dürfte
das älteste sein. Tadeo Gaddi folgt
1355, bei Bernardo Gaddi hält das.
Kind nicht nur einen Stieglitz in der
Linken, auch die Blickverscnkung
ist noch einmal da, die mehr und
mehr an Ausdruck verliert. Um
1480 bringt Giovanni da Paolo eine