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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 56 und 57)

CHARLOTTE 
BLAUENSTEINER 
Form : Qualität 
Die vom Österreichischen Institut für 
Formgebung in der Secession veranstal- 
tete Ausstellung „FORM : QUALITÄT" 
ist keine Kunstausstellung. Man sollte 
nicht einmal von einer Ausstellung an- 
gewandter Kunst sprechen. um nicht 
die naheliegenden Mißverständnisse mit 
dem abgebrauchten Begriff des Kunst- 
gewerbes heraufzubeschwören. Was 
dort gezeigt wird, sind Gebrauchs- 
gegenstände aller Art. in kleineren 
oder größeren Serien hergestellt. zum 
Teil allerdings mit einem starken Anteil 
handwerklicher Fertigung. Es sind Bei- 
spiele aus der gegenwärtigen öster- 
reichischen Produklion. und zwar solche 
Beispiele. die nach dem Grundsatz 
ausgewählt wurden. daß Material. 
Funktion und Gestaltung nicht als 
einzelne Faktoren, sondern in ihrer 
Gesamtheit als Merkmale der Qualität 
eines Erzeugnisses betrachtet werden 
und zugleich diese Qualität sinnfällig 
demonstrieren. Dies soll nicht heißen. 
daß bei den zugrunde liegenden Ent- 
würfen nicht sehr viel künstlerisches, 
schöpferisches ldeengut, Können im 
weitesten Sinne aufgewendet wurde. 
Dieses schöpferische ldeengut allerdings 
muß mit mancherlei anderen Faktoren. 
wie Fertigung. Verkauf, Verpackung. 
Lagermöglichkeiten etc., übereinge- 
stimmt werden, um ein handelsfühiges 
Produkt auch wirklich zu einem Erfolg 
zu machen. Gerade dieser Erfolg aber 
und dessen Wirkung auf eine breitere 
Käuferschichte tragen dazu bei. Ge- 
staltungsideen der Öffentlichkeit nahe- 
zubringen. 
Die Veranstalter haben nicht beab- 
sichtigt. einen vollständigen Über- 
blick über das gesamte österreichische 
Schaffen auf dem Gebiet des "Design" 
zu geben. Es können auch nicht nur 
jene hervorragenden Spitzenprodukte 
gezeigt werden. die als Musterbei- 
spiele der Formgebung der schärfsten 
ausländischen Konkurrenz standhalten 
könnten. Bei manchen Gegenständen 
sind es nur die Ansätze zu einer ziel- 
gerichteten Produktplanung, zu posi- 
tiven Entwicklungen. die bemerkens- 
wert scheinen und aus diesem Grunde 
aufgenommen wurden. Nicht nur, daß 
die Produktion selbst in vielen Fällen 
nur schrittweise die Planung wirklich 
zeitgemäßer Farm vorantreiben kann. 
um so mehr. als der Mangel an Arbeits- 
kräften sich hemmend auswirkt. es 
kann auch der Geschmack des Käufers 
nicht in einem einzigen Ansturm ge- 
wonnen werden. Die Anregungen. die 
diese Ausstellung geben möchte. gelten 
gleichermaßen für Erzeuger und für 
Käufer: Für erstere in dem Sinn. daß 
sie Vergleiche ziehen und die Er- 
mutigung zu weiterer Planungsarbeit 
mitnehmen können. für letztere als 
Anregung im Sinne der Förderung 
eines Kaufentschlusses. Das gleiche Ziel 
verfolgt das vom Österreichischen In- 
stitut für Formgebung ausgegebene 
Etikett. das auch nach der Ausstellung 
jene Gegenstände kennzeichnen soll, 
die dort gezeigt wurden Y nicht 
eigentlich als Auszeichnung. sondern 
als Hinweis, daß diese Produkte durch 
ihre Form oder durch ihre auf eine 
gute Form gerichtete Entwicklung aus 
der Masse des Angebotes hervor- 
ragen. 
Neue Materialien und neue Her- 
stellungsverfahren haben in den letzten 
Jahrzehnten völlig neue Gestaltungs- 
möglichkeiten erschlossen. Aber auch 
die Wandlungen der Sozialstruktur, der 
Lebensweise und damit veränderte An- 
sprüche und Erwartungen des Benützers 
beginnen sich auszuwirken. Die durch 
den raschen technischen Fortschritt 
noch verstärkte Unsicherheit auf dem 
ganzen großen Gebiet des Form- 
schaffens soll und muß wieder der 
Harmonie weichen: der Harmonie 
von Werkstoff. Bearbeitung und Farm. 
aber auch der Harmonie zwischen 
dem Gebrauchsgegenstand und dem 
Menschen, dem er dient. Die gute 
österreichische Tradition der Werk- 
treue wird, wenn sie richtig im Sinne 
einer fortwährenden Erneuerung und 
nicht als starres Festhalten an über- 
kommenem Formengut verstanden wird, 
mithelfen. die Besinnung auf den 
Menschen zu finden, die letztlich hinter 
allen Bemühungen um die Gestaltung 
und auch hinter dieser Ausstellung 
steht. 
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