Nr. 11
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 107
(Denkmünze auf das Jubiläum der Österreichisch-
ungarischen Ban.) Anläßlich der am 1. Juri stattfindenden
Hundertjahrfeier der Gründung der Österreichisch-ungarischen
Notenbank gelangt, wie wir vernehmen, eine Gedenkmünze
zur Ausgabe, die den historischen Moment darstellen wird,
in dem Kaiser Franz dem damaligen Finanzminister Grafen
Nemes die Privilegiumsurkunde überreicht. Die Denk
münze wird nur in einer beschränkten Anzahl von Exem
plaren ausgegeben.
Numismatik.
(Sammlungen.) Der kürzlich verstorbene Baumeister
Ernst Ferdinand Hille in Zittau vermachte der Stadtge
meinde Zittau für ihr Altertumsmuseum seine Münzensamm
lung. — Oberamtsrichter Derkum in Zweibrücken überwies
dem dortigen Ortsmuseum eine Sammlung, die ausschließlich
Münzen von 1750 bis 1916 umfaßt.
(Silberbons in Holland.) Wegen Mangels an Silber
münzen beschloß die holländische Regierung bis zu fl. 16 Mil
lionen Silberbons von 1 und 2% Gulden auszugeben, die
zurückgezogen werden sollen, sobald Silbergeld für ihre Ein
lösung verfügbar sein wird.
Philatelie.
(Neue französische Briefmarken.) Die französische
Regierung hat die Ausgabe neuer Briefmarken zu 2, 5, 15, 25,
35 und 50 Centimes sowie von 1 und 5 Francs angeordnet.
Die alten Wertzeichen werden mit dem Überdruck „Guerre
1914/16“ versehen.
(Belgische Werte.) In Havre hat man sämtliche vor
handenen Bestände an alten Ausgaben der belgischen Marken,
die man hinüber führen konnte, verbrannt. Es hat also nur die
neue Ausgabe Giltigkeit. Auch an Eisenbahnmarken sowie
Portomarken sind große Vorräte vernichtet worden. Die im
Senf angeführte Marke Nr. 104/11 existiert nicht, sie ist niemals
ausgegeben worden.
Verschiedenes.
(Tod bekannter Sammler.) Aus Krakau wird uns
geschrieben: Der Eigentümer des „Grand Hotel“, Eustach
Ritter von Jara-Chronowski, ist hier gestorben. 1863 nahm
Jaxa nach Schließung der polnischen Hochschule in Warschau
an den Freiheitskämpfen gegen Rußland teil und wanderte
später nach Frankreich aus, von wo er dann hieher kam und
ein großes Hotel errichtete. Sein Hauptbestreben war, den
Fremdenverkehr in Krakau zu heben. Gleichzeitig war er in
polnisch-nationaler Beziehung ungemein tätig und ist es ihm
gelungen, zwei seiner Freunde, Millionäre, zu bewegen, ihr
Vermögen polnisch-nationalen Zwecken zu hinterlassen. Es
waren dies der aus Amerika zurückgekehrte Millionär Jerzma-
nowski, der eine mehrere Millionen Kronen betragende
Stiftung für die Krakauer Akademie der Wissenschaften er
richtete und der Millionär Kreuzer, der K 300.000 dem
polnischen Theater in Krakau hinterließ. Ritter von Jaxa
selbst testierte seine große Gemäldesammlung, in der sich
Werke aller großen polnischen Meister befinden, dem Kra
kauer Nationalmuseum und sein mehrere Millionen
Kronen betragendes Vermögen verschiedenen nationalen
und gemeinnützigen Zwecken.
(Der Kolberger Goldfund.) Vor mehr als drei Jahren
wurde in der Nähe des Ostseebades Kolbcrg bei Petersitz
ein Halsring gefunden, der jahrelang unbeachtet blieb bis
gelegentlich der Metallabgabe eine genauere Untersuchung
^des Fundstückes stattfand. Es zeigte sich dabei, daß der
etwa 1880 g schwere Ring (gefaßter Durchmesser etwa
23 cm) aus einer Goldlegierung besteht mit 722 Teilen Feingold
und 250 Teilen Feinsilber. Die Ornamenti erung ist sehr reich
und vorzüglich erhalten, sie besteht zum Teil aus scharf ein
geschlagenen Punzen, zum Teil aus handarbeitlichen Dar
stellungen — nach dem dünnen Ende des Ringes zu, an der
einen Seite in die Wiedergabe einer Schlange, an der anderen
in die eines Vogelkopfes auslaufend. Stadtbaurat Dr. Göbel
nahm die Entstehungszeit des Ringes aus derVölkerwanderungs-
zeit stammend und als Gotenarbeit an. Die Ansicht hat ihre
Bestätigung gefunden in der Äußerung des Geh. Baurats
Professor Dr. Haupt in Hannover; einer der ersten Kenner
der Frühkunst der Germanen, der die gleiche Ansicht ver
tritt und als wesentlich erwähnt, daß der von der Stadt er
worbene Halsring das größte und schwerste Exemplar ist, das
bisher existiert. Es sind noch zwei in Schweden gefundene
Ringe ähnlicher Art vorhanden und im Reichsmuseum zu
Stockholm als kostbare Stücke aufbewahrt. Der schwerste
dieser beiden Ringe wiegt etwa zwei Pfund. Kulturhistorisch
ist der Kolberger Fund insofern von größter Bedeutung, als
er einen Kulturkreis zusammenfaßt, der die Besetzung Schwe
dens und Hinterpommerns durch Gotenstämme im 4. bis 5. Jahr
hundert nach Christi nachweist. Wesentlich und eigenartig
ist ferner die Legierung des Ringes aus Gold mit Silberzusatz,
eine Metallzusammensetzung, die typisch ist für Arbeiten der
Gotenstämme, und die des öfteren an Funden an der Küste
des Schwarzen Meeres, einem Ausgangspunkt der Gotenwan
derung, nachgewiesen ist.
Vom Kunstmarkt.
(Zwei Künstlernachlässe.) Am 6. Juni gelangen in
der Galerie Helbing in München, die Nachlässe Adolf Eberle,
Josef Willroider usw. sowie Sammlungen aus Privatbssitz
zur Versteigerung. Mit Adolf Eberle und Josef Willroider
sind zwei Ivünslter der alten Münchner Garde dahingegangen
deren Arbeiten sich abseitiger Beliebtheit erfreuten. Eberle
befaßte sich mit der Schilderung der Sitten und Gebräuche
des Volkes des bayerischen Alpenlandes. Er schöpfte seine
Motive direkt aus dem Leben dieser urwüchsigen Bevölkerung,
mit der er mehr wie ein Menschenalter in innigster Berührung
stand, sie in aller ihrer Eigenart kennen lernte und daher auch
in ungezwungener Weise zu schildern wußte. Seine Bilder aus
dem Jägerleben, Förster mit ausgegrabenen jungen Füchsen
oder mit dem erlegten stattlichen Sechserbock, das dralle
Förstertöchterchen mit dem Wurf junger Hunde, werden
wohl in aller Erinnerung sein. Im Nachlaß befinden sich auch
sehr interessante Innenraumstudien, die uns den Künstler
von einer neuen Seite zeigen, ferner Studien zu seinen figuren
reichen Kompositionen, von denen begreiflich ist, daß sie dem
Künstler ans Herz gewachsen waren und nur durch den Tod
des Künstlers dem Sammler zugängig werden. — Willroider
war einer der berufensten Schulderer der deutschen Landschaft;
auch ihm war, gleich seinem im Tode vorausgegangenen Bruder
Ludwig das Malen ein; Lebensbedürfnis, sich so ganz in die
Einzelheiten der Natur, ihrer verschiedenen Tages- und Jahres
stimmungen vertiefen zu können, war sein höchster Genuß.
Obwohl er seinem Bruder die ersten Anleitungen zur Malerei
gab, ging dieser doch später insoferne seine eigenen Wege, als
er sich mehr an die Barbizoner anschloß, während Josef der
sonnigen Landschaft treu hieb. Im Nachlaß Josef Willroiders
befinden sich auch Arbeiten seines Bruders und wird es viel
Interesse bieten, die Arbeiten der beiden Brüder miteinander
vergleichen zu können. Außer den Arbeiten der vorgenannten
Künstler weist der Katalog noch nachstehende Namen auf:
Julius Adam, H. Baisch, Tina Blau, J. Benlliure y Gil, Ch. L.
Bockelmann, A. Braitli, J. R. Brascassat, E. P. Compten,
F. von Defregger, W. von Diez, K. Ebert, J. G. von Edlinger,
E. von Gebhardt, H. Kauffmann, A. von Keller, K. H. Krabbes?