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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 62 und 63)

WIR STELLEN VOR: 
Johanna Schönburg-Hartenstein 
Diese Bildhauerin trat im Sommer dieses Jahres in Salzburg bei 
einer Ausstellung im Parkhotel Mirabell mit ihren Werken zum 
erstenmol vor die Öffentlichkeit und dokumentierte damit so- 
wohl die Ernsth ftigkeit als auch die Problematik ihres Be- 
mühens. 197.2 in Hartenstein. Sachsen, geboren. nahm sie von 
1938 bis 1941 bei Alfred Crepaz. einem Grödnertoler Holz- 
schnitzer. ersten Unterricht im Modellieren. 1945 mußte sie aus 
Ostdeutschland fliehen. wobei alle jene Unterlagen verloren- 
gingen, die eine Aufnahme an der Akademie in Wien möglich 
gemacht hätten. Sa war sie gezwungen, wiederum bei einem 
privaten Lehrer künstlerische Zuflucht zu suchen. und fand ihn 
in Professor Alexander Gecs der ehemals an der Akademie 
in Budapest lehrte. Auch Gecso ist. wie seine gleichzeitig mit den 
Werken seiner Schülerin ausgestellten Arbeiten bewiesen. der 
Holzbildhauerei stark verbunden: seine akademischen Lehr- 
methoden in Budapest waren. wie ein Gespräch ergab. noch 
ganz 1.19! Jahrhundert" So wurden die Schüler z. B. verpflichtet, 
in verschiedenen Stilarlen (!) zu arbeiten. . Es mag unter 
diesen Umständen beinahe als Wunder erscheinen. daß Johanna 
Schönburg-Hartenstein als Schülerin zweier im wesentlichen das 
Handwerkliche, Geschicktichkeilsgebundene betonender Lehreres 
vermochte, sich künstlerische Eigenständigkeit zu erkämpfen 
und zu bewahren. Es ist beinahe selbstverständlich. daß ihr b 
Schaffen von der spezifischen Problemstellung der Bildhauerei 
der unmittelbaren Gegenwart so gut wie nichts verspüren läßt: 
sie ringt weder rnil neuen Materialien und Arbeitsstoffen (wie 
dies etwa bei der Mehrheit der im Wiener Stadtpark vertretenen 
Bildhauer der Fall ist). noch ist es ihr um eine grundlegende 
Definition des Bildhauerischen an sich zu tun (wie etwa bei 
Watruba und seiner Schule). In völlig unbefangener Weise sieht 
sie ihre Hauptaufgabe im erkennbaren, ..ähnlichen" Porträt, 
in der entsprechend orientierten Kleinskulptur und schließlich 
im sakralen Kunstwerk. wobei offen gesagt werden muß, daß 
gerade bei der letztgenannten Themengruppe die künstlerische 
Gesinnung ihrer Lehrer. nämlich das Betonen des Handwerklich- 
Routinierten und des Konventionellen im Formaten zu Klischee- 
lösungen führte, die die Künstlerin wohl bald wird ablegen 
müssen. wenn sie auch weiterhin bestehen will. 
Ihre unbestrittene Stärke ist das psychologisch fundierte Porträt; 
wie etwa das Bildnis des Goldschmiedes A. W. zeigt, hat Jahanna 
Schönburg-Hartenstein einen stark entwickelten Sinn für das 
Unter- und Hintergründige, sie scheut sich nicht, Häßliches 
wiederzugeben, ja sie sucht. wie die künstlerische Auseinander- 
setzung mit dem Porträtkopf einer aus dem seelischen Gleich- 
gewicht geratenen Chinesin bewies, das Labile, in gewissem Sinn 
Fragwrdige. aus Grenzzuständen Entspringende mit aller Be- 
wußtheit auf. Auch ihre Kleinskulpturen von Kindern im Alter 
des Heranreifens sind von jener herben Zerbrechlichkeit und 
Transparenz, die die Porträtköpfe so außerordentlich anziehend 
und gewinnend macht. 
Wenn wir der so ernsthaft bemühten Künstlerin einen Rat geben 
dürfen, so wäre es der, die letzten Bindungen an bisherige Vor- 
bilder abzulegen und sich ein wenig stärker mit den spezifischen 
Problemen bildhauerischer Gestaltung an sich und der Proble- 
matik der Bildhauerei von heute auseinanderzusetzen. Dabei 
müßte es ihr jedoch bindende Verpflichtung sein, das Eigene des 
Schaffens zu wahren und auszubauen, um vor allem den Ge- 
fahren modernislischer Palentlösungen zu entgehen, wie sie 
heute an allen Ecken und Enden lauern. Daß sie die Fähigkeit 
zur eigenen Aussage in hohem Grad besitzt. hat sie sowohl 
bei der Salzburger Ausstellung als auch in ihrer ersten Wiener 
Schau in der Galerie Peithner-Lichlenfels vollauf bewiese 
Ernst Köller 
l Johcmnu Schotiburg-Huiten-Jv t. Bnllbuisclie, Biunze. Hohe 35 cin 
Z Johunric Schonburq-ltatteristem. Porltnl des Goldschnwiedes A. W., 
Lebensgroß. Gips 
3 Johanna Schortburg-Nnrtensleln. Porträt van ..Mady", Bronze, Lebens- 
QFUÜ 
4 Johanna SIhOnburg-Hartorislein. Mudchenakl von a. A., Bronze, Hohe 
40 cm
	        
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