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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 62 und 63)

Verschmelzen der kleinen mit den 
großen Formelementen zu einer 
einheitlichen Wirkung. Diese ist 
in dem erwähnten letzten Selbst- 
bildnis der Pariser Periode, dem 
mit der Staffelei, erreicht, dagegen 
in keinem der vorangehenden 
Bilder in gleichem Maße. Die 
Schwäche vieler dieser Selbst- 
hildnisse liegt zum wesentlichen 
Teil eben in der Unausgeglichen- 
heit zwischen der „Kleinstruktur" 
und den größeren Formen des 
plastischen und knmpositionellen 
Bildaufbaues. Diese Unausge- 
glichenheit durchzieht die ver- 
schiedenen Phasen, die sich in 
der Entwicklung der Kunst Van 
(ioghs während der zwei jahre 
in Paris auch an den Selbstbild- 
nissen feststellen lassen5). Die 
beiden hier in Abb. Z, 3 wieder- 
gegebenen Bilder stellen die ex- 
trem entgegengesetzten Anwen- 
dungsweisen des Pointillismus in 
der Reihe der Pariser Selbst- 
bildnisse dar. ln dem Selbst- 
bildnis Abh.3 (H.406) ist das 
puintillistische System in ober- 
Häehlicher Weise einer beinahe 
phutographisch wirkenden plasti- 
schen Form des Kopfes aufge- 
setzt, nur hinzugefügt -- in dern 
4 
anderen Selbstbildnis (Abb. 2, 
ll. 399), dem das Gemälde Abb. 1 
übrigens in der Haltung und im 
Bildausschnitt besonders nahe- 
steht, ist die pointillistischc Dar- 
stellungsweise, kraftvoll graphisch 
in verschieden gerichteten Strich- 
lagen, gegenüber dem pedanti- 
schen (ietüpfel im anderen Fall 
von Grund auf Träger des ganzen 
Bildgerüstes. Sie bestimmt ganz 
und gar den Bildaufbau, hier gibt 
es keine vnrgefaßte plastische 
Form, auch das Volumen wie das 
Licht sind völlig in der Sprache 
des Pointillismus ausgedrückt. ln 
solcher methodischen Unbedingt- 
heit hat Van Gogh den Pointillis- 
mus kaum jemals sonst angewen- 
det, dieses Bild hat in seinem 
Gesamtwerk den Charakter einer 
experimentellen Übung (und ent- 
behrt dabei, als einzige Ausnahme, 
der sonst so intensiven psycho- 
logischen Schilderung). 
"ln den anderen Selbstbildnisscn 
Van (ioghs aus den Pariser Jahren 
zeigt sich ein ständiges Hin und 
Her zwischen radikaler Anwen- 
dung der pnintillistischen Me- 
thode und ihrer Durchbrechung 
in der Richtung zu einer selb- 
ständigen zeichnerischen Aus- 
2 Van Uugh. Sclbstbildn 
J Van Gogh. Sclbslbildni 
Wintcrbothan: 
4 Van Gogh. Sclhslbildni 
Mrs. Lcigh U. Block 
. 13mm (H. w; 
1886187 (u. 406 
'l'cifc. jillmcr-Fcbru 
Privat: 
Chic: 
13891 
nunluu: 
o, Ar: 
i. xu). 
u: S114. Jc 
Slg. Mr. 
 
l) Es befand sich früher in Schweizer Privatbcsitz. 
1) Die Nummern beziehen sich hier und tiachfolgctid auf die Hypcrion-Atisgmbc des Ocuvrc- 
kataloß von B. Dc la Faillc. Pzris 1939. 7 Eine Neuausgabe das Ocnvrckatalogs ist ii' 
Vorbereitung. 
3) Den hat Toulouse-Latitrcr: in scinvm Bildnis Van Goghs, dem Prlslcll von 1887 irr 
Srcdzlijk-Museum in Amsterdam, wicdcrgegebcn. 
') .. . , . daß ich diese: Porträt konzipicrt hatte w' das eines Bonzen. cincs einfachen An- 
bm-ß des ewigen nuaaiin" nur habe ich die Augen m. lwnig schräg gestellt. ä l: 
jipnnuisc" (Brief vom 17. Scp btr 1388 an den Brndcr Theo) 
5) A. M. Hammachcr hat diese Entwicklung in der Studie "Van (in 
(Einlcilung zu dcrn Katalog dcr Ausstcllutig "Van Cogh wlfporlr ' v lt! lllT KtltlStllüt d- 
lung Mzrlborough in London. Oktober 1960, dcutsdu: Amgal Nr. 
innnngraphicn zur hildtndcn Kunst" in Rcvlams Univcrsalhihliothck 
Hier ist auch dir übrige LlKCfilllf zu m Thcnn dcr f lbstbild ' ' Van ghs angeführt 
ausführlich dargelegt, wnhci er drc Ilhascn untcrsc i lct erst eine: Furtwtzun}; dm 
"Brabant-Antwcx-pcxicr Palette Zwcitcns "CLHC bn. cr unrn itintidilnal bcinahi 
wilde Pinsclüihrung und cinc irtwzs zufgchelltc Firbigk t. d 't ihren hraunmtcr 
und dunkelgrünen Tönen in dvr Nihc Mnnucellis bleib und schließlich cincn Neu 
Impressionismus in der Art Scurats und Signacs, mit der entsprechenden licllcrcn Farbigkeit. 
  
'li lonks zt himscll" 
 
 
 
 
 
 
  

	        
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