r. Bandcrspitzc (frühes Stadium). 11. Jahrhundert. Österreichisches Museum fur angewandte Kunst, Wien
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man ohne weiteres manche Darstellungen auf einem
Gewande mehrmals anbrachte. Diese Bildwebereien
hören im 17. Jahrhundert wieder auf, da man dann
die kostbaren Brokate der Gewänder für sich wirken
ließ.
Als die Samtweberei aufkam, behalf man sich in
den Gegenden, die Samte nicht herstellen konnten,
mit dem Aufblasen von Wollfasern auf ein geleimtes
Gewebe. Aber auch in den Samtgebieten kam man
bald darauf, wie vorteilhaft es war, glatte Samte zu
weben und das Muster einzupressen (Abb. S) (das,
was heute die Handelsbezeichnung Velour gaufre
trägt). Um bunte Samtgewebe herzustellen, bedurfte
es der Verwendung mehrfarbiger Kettfatlen neben-
einander; die Farbe der Kettfädengruppen und ihre
Anordnung mußte auf das gewünschte Muster
genauestens abgestimmt werden. Um diesen tech-
nischen Schwierigkeiten auszuweichen, begann man
das farbige Muster auf die Kette aufzudrucken, das
heißt in dem Ausmaße in der Länge verzerrt, daß
der Florhöhe Rechnung getragen wird.
Auch in der Geschichte der Spitze spielt das Surrogat
eine bedeutende Rolle, besonders nachdem die
Spitze über die Leistungen des llausHeißes weit
hinaus gediehen war. Der Point gros de Venise
war eine ebenso kunstvolle wie kostspielige Ange-
legenheit, kein Wunder, daß man in immer größerem
Ausmaß die glatten Partien dieser Spitzenart durch
gewebte schmale Bänder (Abb. 6) ersetzt, bis eine
meist recht häßliche Sache daraus wird. Und so war
es nur natürlich, daß man bei den kostbaren Spitzen
des 18. Jahrhunderts sehr bald die abwechslungs-
reichen geklöppelten Grundnetze durch Tüll er?
setzte, in den man das Muster einhängte oder, noch
einfacher, auf den man es applizierte. Überdies hat
man schon im 17. Jahrhundert eine besonders dicht
gemusterte Spitzenart durch gewebte Spitzen (Abb. 7)
zu ersetzen versucht.
Der Knüpfteppich blieb von solchen Entwicklungen
nicht verschont; England hat dabei die Initiative
ergriEen, auf mancherlei Art dafür Ersatz zu schaden;
der Weg führte von der Verwehung bunter Chenille-
streifen über das Weben von Florteppichen zum
maschinellen Knüpfen. In kleineren Ausmaßen
wurden mit der Kurbelstickmaschine im Moos- oder
Plüschstich teppichartige Gebilde hergestellt.