MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 66)

von eleganter Sicherheit. Diese spezifische Fähigkeit 
des 19. Jahrhunderts, die Leichtigkeit des Schaffens, 
die zu gefälliger Harmonie befähigt, war außer in 
Paris so vollendet besonders in Wien zu Enden. 
ln Paris hatte übrigens auch die Kaiserin liugenie, 
schon seit der Mitte der fünfziger jahre, das Louis- 
seize als Neo-grec wiederbelebt, das mutatis mutandis 
Hasenauers Kunst nicht fremd war. Das nüchterne 
Ausgehen von geometrischen Grundformen wurde 
dabei beschränkt. Dieser Raum der Villa hat in 
llasenauers Schaffen seine Parallelen in drei Salons 
im zweiten Obergeschoß des früheren Palais Lützow 
an der ehemaligen Giselastraße, heute 
FJementar-Versicherungs AG, Bösendorferstraße 13. 
Diese Räume sind samt dem noblen Stiegenhaus 
noch erhalten; Detailzeichnungen dazu befinden sich 
in der Albertina und in der Hausverwaltung des 
Burgtheaters. 
Kontrastreichet und von Grandezza ist die Deko- 
ration im oberen Mittelsaal, dessen Panneaux 
farbige Arabeskenstickerci zeigen, die vielleicht 
vom Groteskensaal im Belvedere beeinflußt ist, wie 
die Surporten in einem der Salons im Palais Lützow, 
die aber gemalt sind. Der ovale Nlittelspiegel des 
Plafonds (Abb. 7) ist wieder xrfällig in geradlinige 
Felder eingebettet; insofern diese vom Oval zu den 
abgeschrägten Ecken des Raumes vermitteln müssen, 
ergeben sich bei ihnen interessante trapezähnliche 
Formen. ln ihnen zeigt sich ein Füllornament, wie 
es Hasenaucr auch bei den mit Sernper ausgeführten 
Bauten -- Hofmuseen, Neue Burg, Burgtheater 7 
verwendet. Es sind dünne, zierliche Arabesken, in 
zartem Relief wenig vom (irund abgehoben. An 
Anglo- 
Stelle der Arabesken tritt häuüg das Motiv zerknit- 
terter, flattemder Bandendigungen, meist gespalten 
auslaufend. Dieses preziös kokette Motiv hat 
Hasenauer rnit in Wien damals beispielloser Vorliebe 
verwendet, aber nicht eingeführt. 
Mit dem Schlafzimmer der Kaiserin betreten wir 
die Makart-Welt (Abb. 4). Der Raum hat ein Bild- 
programm, das Darstellungen aus Shakespeares 
„Sommernachtstraum" bringt. Dieser Gegenstand 
ist jedenfalls von der Kaiserin gewählt worden; der 
„Sommetnachtstraum" gehörte zu ihrer innersten 
Welt; ein Bild von Titania und ihrem eselsköpiigen 
Liebhaber hing in jedem ihrer Schlösser. „Es ist 
der Eselskopf unserer Illusionen, den wir unab- 
lässig liebkosen", sagte sie und meinte diejenigen 
Illusionen, die sich auf die Realität des Lebens 
beziehen. Die Darstellung dieser Täuschung in 
Titania ist in diesem Schlafzimmer das Hauptbild, 
es war über dem Kamin angeordnet. Durch seinen 
Kontrast zu der ldeenwelt der Kaiserin, in welcher 
diese die Kausalität solcher falschen Illusionen durch 
Schaffung einer eigenen Welt überwand, hebt das 
Titaniabild diese Welt der Kaiserin noch mehr 
hervor. Die übrigen zwei Wandbilder zeigten die 
beiden anderen Liebespaare des „Sommernachts- 
traums". In der Frieszone sind Zettel und seine 
drolligen Genossen (Abb. 13, 14), am Plafond in 
vier Rundmedaillons (Abb. 15) Puck rnit seines- 
gleichen und im Mittelbild der Wagen Oberons und 
Titanias dargestellt. Kurz nach der Vollendung des 
Raumes gab Albert Ilg eine begeisterte Schilderung 
davon 4). 
Laut einer Aufstellung Hasenauers vom 12. Mai 1889
	        
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