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Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 67)

der Schmuck der Kirchenfassaden sowie der von 
öffentlichen Gebäuden gehört hierher. Zahlreiche 
Einzelplastiken, Bildnisse und Denkmäler verschö- 
nerten die Stadt. Trotz mannigfacher Äknderungen 
der Kirchenausstattungen, besonders in der zweiten 
Hälfte des 19. Jahrhunderts, und trotz der Kriegs- 
Verluste ist die Zahl der übrig gebliebenen Werke 
immer noch sehr groß. XlVie viele muß es daher in 
der Barockzeit hier gegeben haben? 
Die häufigsten Materialien, die die Breslauer Bild- 
hauer verwendeten, waren Sandstein und llolz; 
seltener waren Stuck, Alabaster oder Marmor. Die 
Werke in Holz waren in der Regel polychromiert, 
die Alabasterreliefs mitunter auch bemalt. Es ist 
nicht ausgeschlossen, daß rnan hin und wieder auch 
die Steinskulpturen bemalt hat. ln dieser Hinsicht 
stimmen die Gepflogenheiten der Breslauer Bild- 
hauer mit denen in den anderen europäischen Kunst? 
zentren völlig überein. Ein gleiches gilt für die 
Thematik. Hier überwiegen die Heiligenfiguren, vor 
allem der populäre hl. Johannes von Nepomuk. 
Zahlreicl-i sind die Szenen aus dem Alten und Neuen 
Testament sowie die allegorischen Figuren. Pflanzen? 
motive spielen eine wichtige Rolle für das Schnitze 
werk an Altären, Orgeln, Einrahmungen und der- 
gleichen. 
Am Beginn der Blütezeit der barocken Bildhauerkunst 
in Breslau steht die großartige plastische Aus- 
stattung der St.-F'.lisabetheKapelle im Dom aus den 
achtziger und neunziger Jahren des 17. Jahrhunderts. 
Gleich der Architektur stammt auch die Skulptur 
dieses nach italienischen Vorbildern errichteten Bau- 
werkes von Künstlern aus dem Vaterland Bcrninis. 
S0 ist die monumentale Gruppe des StßFlisabcth- 
Altares von Ercole Ferrara in Marmor gebildet 
worden, das Denkmal des Kardinals Friedrich von 
Hessen, des Stifters der Kapelle, ist ein Werk von 
Domenico Guidi (Abb. 1, 2). Diese beiden Künstler 
waren wohl Schüler Lorenzo Berninis, mit dem der 
Breslauer Kirchenfürst persönliche Kontakte unter- 
hielt. Die Skulpturen der SL-Flisabeth-Kapelle sind 
zweifellos von hohem Rang. Die Ausarbeitung ist 
mit der größten Exaktheit und mit wahrem Wohl- 
gefallen am naturalistischen Detail durchgeführt. 
Trotzdem haben diese Skulpturen keinen unmittele 
baren Liinfluß auf die weitere Entwicklung der am 
lichen Plastik ausgeübt. Der auch in Wien tätige 
Matthias Rauchmillcr aus Tirol hat auch in Schlesien 
einige Werke ausgeführt. Hierzu gehören die mächtie 
gen Figuren der letzten schlesischen Piasten im 
Mausoleum von Liegnitz (Legnica) sowie die zwei 
interessanten Epitaphien des Octavius Pestalozzi und 
des Adam Kaspar Artzat in der iNIaria-Älagdalenene 
Kirche in Breslau. 
Ein Bildhauer, der für immer in Schlesien geblieben 
ist, war der Lutheran-er Thomas Weisfeldt. Er 
stammte aus Norwegen, war jedoch in ltalien aus- 
gebildet worden. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts 
ließ er sich in Breslau nieder und erhielt hier das 
Stadtbürgerrecht. lir arbeitete jedoch zumeist außer- 
halb des Stadtgcbietcs, unter anderem in Kamenz 
(Karnieniec Zabkowicki) und in llirschberg (Jelenia 
Gora). Aber auch in den Breslauer Kirchen gibt 
es zahlreiche Werke. S0 gab es in der Kreuzkirche 
sechs große Figuren, die in den Jahren 1704_JO5 
ausgeführt wurden. lm Jahre 1724 schuf er den 
Hochaltar in der Kirche der Barmherzigen Brüder 
nach einem Entwurf des Wieners Matthias Steinl. 
Aus späteren Jahren stammen die Figuren der vier 
Kirchenvater (Abb. 4). Zwei seiner Skulpturen, die 
Bischöfe darstellen, gehörten einstmals zum SL-Josefs- 
'Y l-vhanxi (Icorg Urlunsk: 171: Prcdigt Inhanncx dcw laufcrs, Relief von der Kaiwrl des Domes m Unsinn, 1719 blS 1713 
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