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Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 67)

1 HI. Franziskus, um... spätes 11.111. 
2 HI. Jakob, Slilllapn Malomoros (Molirentnm), Schule von Cuzco. Miue 11. jh. 
Anonymität dieser Kunst bedingt, das - auch für 
die religiöse Kunst des abendländischen Mittelalters 
charakteristische - Fehlen des individuellen Schöp- 
ferbewußtseins, wodurch zahllose, stets gleich namen- 
lose Wiederholungen des gleichen Sujets mit 
kleineren oder größeren Variationen der Einzelheiten 
desselben oder auch unbedenkliches, mehr oder 
minder freies Kopieren europäischer Bildkonzep- 
tionen möglich werden. Man kann fünf Zentren 
kolonialen Kunstschaifens unterscheiden, deren cha- 
rakteristische Besonderheiten selbst dann merklich 
sind, wenn es sich um die Übernahme eines in einem 
bestimmten Kunstzentrum geprägten Bildtypus 
durch ein anderes handelt: Mexiko, Neugranada (das 
heutige Kolumbien, mit der Hauptstadt Bogota), 
Ekuador (mit der Hauptstadt Quito) und zwei 
untereinander stark verschiedene peruanische Zen- 
tren, die spanische Hauptstadt Lima und die alte, 
hochandine Inka-Hauptstadt Cuzco 2). Dabei dürften 
die „Escuela neogranadina" und die „Escuela cuz- 
queüa" die beiden Pole kolonialer Kunstgesinnung 
verkörpern: Die „Schule von Cuzco" (die allerdings 
weit über die Stadt dieses Namens hinausgreift, die 
Ufer des Titicacasees umfaßt, ja bis zum bolivi- 
anischen Potosi reicht), zeigt die volle Kraft volks- 
tümlich-indianischen Einflusses; die „Schule von 
Neugranada" (Kolumbien) dagegen die spanische 
Subtilität theologischer und dämonologischer Speku- 
lation 3) (Wie ja auch nicht zufälligerweise in einer 
kolumbianischen Stadt die bedeutendste, ja eigent- 
lich einzige hispano-amerikanische Mystikerin,Fran- 
cisca Josefa del Castillo, bis gegen die Mitte des 
18. Jahrhunderts w unseres Jahrhunderts der „Auf- 
klärung" - wirkt) 4). 
Ich behandle zunächst eine der „Schule von Cuzco" 
angehörige Gruppe von Bildern, die übrigens nahezu 
vollzählig in dem grundlegenden Werke von Pzil 
Kelemen "Baroque and Rococo in Latin America" 
(Macmillan, New York 1951) abgebildet sind, natiir- 
lich auf Grund von Repliken (Parallelschöpfungen) 
der in meinem Besitz befindlichen Werke. Ein wohl 
der Mitte des 17. Jahrhunderts angehöriger „Santiago 
Matamoros" („Mohrentöter") zeigt den spanischen 
Kriegsheiligen, in golddurchwitktem Gewand und 
Mantel, mit breitkrempigem Hut, Banner und 
gezogenes Schwert in den Händen, wie er auf sich 
bäumendern Roß - das in Faktur und Reitzeug 
deutlich orientalischen Einiluß zeigt g über hin- 
gesunkene Mauren hinwegreitet, wobei der land- 
schaftliche Hintergrund entsprechend der anti- 
naturalistischenindianischen Volksneigung nur flüch- 
tig angedeutet erscheint. Ein nach Kelemen vom 
Ende des 17. oder Anfang des 18. _]ahrhunderts 
stammender riesiger „Sankt Christophorus" in grau- 
griinem, ("liegendem Gewande und sturmgepeitschtem 
dunkelrotem Mantel watet durch das Wasser, den 
Christusknaben mit der Weltkugel - dessen wind- 
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