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Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 68)

handeln. Die Evangelistenfiguren deuten auf Sieg- 
witz oder Pardynski hin, während die Himmelfahrt 
Maria und die hl. Dreifaltigkeit Urbanskis Autor- 
schaft vermuten lassen. Da sich in der Kirche von 
Jedrzejöw in Mittelpolen eine ziemlich getreue 
Nachbildung des Czenstochauer Altares befindet, ist 
anzunehmen, daß Karingers Werkstatt auch dort 
tätig war. 
Mitte des 18. Jahrhunderts ist auch bei der Aus- 
stattung der Pramonsttatenserkirche zu Witöxr (bei 
Lödz) eine Gruppe von Schlesiern tätig, darunter 
der Bildhauer Franciszek Utbanski, wahrscheinlich 
der Sohn Jan Jerzy Urbanskis, und die Maurer 
Leopold Tag und Georg Milke. Es wird noch zu 
erforschen sein, ob vielleicht Mitglieder der Vierk- 
statt Karingers für ständig in Polen geblieben sind 
und welchen Anteil Mangoldt bei der Ausstattung 
von Tyniec bei Krakau sowie Siegwitz und Pro- 
visore in Gostyn Wielkopolski hatten. 
Es ist als sicher anzunehmen, daß in der l. Hälfte 
des 18. Jahrhunderts Breslau nicht nur ein Zentrum 
der Plastik für ganz Schlesien, sondern auch über 
die Grenzen des Landes hinaus war. 
Abschließend ist festzuhalten, daß die Kunst des 
Breslauer Spätbarock ein ausgesprochen kirchliches 
Gepräge hatte. Das hängt mit den religiös-philo- 
sophischen und künstlerischen Strömungen dieser 
Epoche zusammen. Daher sind das Porträt  M. 
Brokoff und Mangoldt) und die historischen Themen 
(Urbanski) nur selten vertreten. Obwohl die Bild- 
hauer zum Großteil aus anderen Ländern kamen, 
waren sie deutlich von der österreichisch-böhmischen 
Auffassung der italienischen Kunst geprägt. Neben 
einer gewissen Abhängigkeit von zeitbedingten 
Vorbildern zeigen die bedeutenderen Meister der 
Breslauer Plastik ihre klar erfaßbare Eigenart. Ja, 
es entwickelte sich zusammen mit lokaler Tradition 
und durch gegenseitige Beeinflussung ein ganz 
spezifischer regionaler Stil. 
Unter den in Breslau tätigen Meistern ragen be- 
sonders Urbanski, Mangoldt, Siegwitz und Weis- 
feldt hervor. Besondere Erwähnung verdienen 
F. M. Brokolf und  B. Fischer, die vornehmlich 
im Gebiet von Breslau tätig waren. Eine Sonder- 
stellung nimmt auch Karinger als Spezialist in der 
Bearbeitung von Marmor und Stein ein. 
Die hier gegebene Übersicht über die Breslauer 
Plastik des 18. Jahrhunderts kann nicht den An- 
spruch auf Vollständigkeit erheben. Es ging ledig- 
lich darum, die wichtigsten Künstler und Werke 
zu erwähnen und das Interesse auf die Mannig- 
faltigkeit und den Reichtum der schlesischen Barock- 
plastik zu lenken. Schließlich sollte die Forschung 
auf die bisher noch wenig gewürdigten Leistungen 
der Werkstatt Karingers hingewiesen werden. 
ANMERKUNGEN: 
1) Bisher wurde in der dnschlägigcn LltCrJtur Sicgwirz zu Uilzcchl als 
sns Ulmbtrg gehurlig angesehen. Nach jüngst in Polen gefundenen 
Archivalicn stammt Sicgwilz aus Wien. Nähere Angabvn über den 
Künstler wird eine vom Verfasser vorbervitetc Monographie bringen. 
i; Der künstlerischen Tätigktir Mangoldts mit besnudercr Berücksichtigung 
scines Anteils an der Dekoration der Aula Leopoldina und dCS Fürsten- 
saalrs in Lcubm wird eine dtmnälihsl ersrhziilende Publikation: 
gewidmcl sein. 
am
	        
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