geraten konnte. Während die alten Inventare des 17. und vom Anfang des
18. jahrhunderts ziemlich verläßliche Angaben über die Authentizität
der einzelnen Werke enthielten, kam es zur Zeit, in der man aufhörte,
die Bildergalerie fachgemäß zu betreuen, dazu, daß die Qualität der
grundlegenden Evidenz an Wert einbüßte und diese allmählich auf-
hörte. Die älteren lnventate stützen sich auf fachgemäße Feststellungen
der Schatzmeister und verwenden Angaben, die aus den Verzeichnissen
der ehemaligen englischen und anderen Besitzer übernommen wurden;
und diese hatten die Bilder direkt in Italien gekauft. Deshalb sind auch
die alten lnventare bei der ldentifizierung der italienischen Bilder,
die den größten und künstlerisch bedeutendsten Teil der Prager Samm-
lung bildeten, am verläßlichsten. Die neueren lnventare aus dem 18. und
19. Jahrhundert, die nicht fachgemäß oder nur mit geringen Kennt-
nissen angelegt wurden, begannen die Bilder nur als einzelne Stücke
zu registrieren, so daß viele Werke früher bekannter Meister der
Anonymität anheimFielen. In den Inventaren des 20. Jahrhunderts
Figurieren die Bilder meistens ohne Autor, und soweit Autoren ver-
einzelt angeführt werden, sind diese Angaben zum großen Teil un-
richtig (ein bedeutendes Bild von Veronese wurde z. B. als Werk der
Schule Bassanos bezeichnet).
Das Gefühl des Verlustes und der kulturellen Verarmung der Nation
wurde im 19. Jahrhundert 7 nach der berüchtigten Versteigerung
im Jahre 1782 -b zu einem intensiven Erlebnis der besten Vertreter
unserer Kultur. Seitdem unsere Kunstschätze der Öffentlichkeit zu-
gänglich gemacht wurden und seit die bildende Kunst demokratisiert
wurde, bedauern wir ständig, um welche Schätze unser Volk auf dem
Gebiet der bildenden Kunst beraubt wurde und welche Werte und
Anregungen in den einstmals berühmten Sammlungen der Prager
Burg der sich neu formenden Kunst der nationalen Wiedergeburt
verlorengegangen sind. Karel Purkyne, der Begründer unseres moder-