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Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 70)

Manchmal erhält die Gestalt den Charakter des Fließenden. 
Dahingeschriebenen. des Gekröusels und der Schlieren 
des Wassers im Strom. Urteils Figuren bilden Raum nicht 
durch Volumina. die umgreifbar und umgehbar wären. 
sondern durch die Geste, die Bewegung; sie sind nicht Raum, 
sondern erzeugen ihn. 
Urteil enthält sich bezüglich des Menschen jedes billigen oder 
falschen Pathos. er schafft keine Heroen. die sich ihrer Leiden 
noch mehr aber ihrer Leistungen brüsten und die im drama- 
tischen Untergang ihre Feste feiern. Sein Mensch ist gekerbt. 
gewunden. gedehnt vom Schicksal: diesen Figuren und 
Figurationen haftet nichts Spielerisches, nichts Theatralisches 
an; sie sind von einem hohen moralischen Ernst gezeichnet; 
sie stammen aus einer lnnenwelt. der die Geste und der 
Laut erpreßt und ernötigt wurden. die keine Redseligkeit. 
kein beiläufige: Geplauder kennt. Selten zeigen Urteils 
Gestalten eine soziale Verkettung, ja auch nur den Kontakt 
vom Ich zu Du. Sie sind nicht im Dialcg begriffen (es sei denn 
mit dem Betrachtenden). sie zeigen trotz der Dynamik eine 
erschütternde Einsamkeit. Der Mensch ist als Einzelner 
Person. und nur der Einzelne hat Schicksal und Entscheidung. 
Kollektive kennen weder gut noch böse. weder Heil noch Un- 
heil. und kein Einzelner vermag sich in der Masse oder auch 
hinter einem einzigen anderen zu verstecken: nur der 
Einzelne. jenseits von Massenpsychase und Massenpsychologie. 
hat Gewissen und trunszendiert damit den pröhumanen In- 
stinkt.
	        
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