Am 25.Juni 196} wurden im ehemaligen kaiserlichen Schloß zu Linz
an die dreißig Räume eines Museums eröffnet; ein Markstein, ein
Wendepunkt in der wechselvollen Geschichte des Linzer Schlosses
und zugleich des Oberösterreichischen Landesmuseums. Wenngleich
das Linzer Schloß seit Generationen nur noch als „Schloßkaserne" in
Erscheinung getreten ist, so berichten doch die Archive von anderen
Zeiten, die dieses Gebäude einst erlebt hat; sie erzählen nicht nur von
einem bedeutsamen politischen Geschehen, sondern auch von einem
reichen kulturellen Leben in diesem Haus, das im ausklingenden
Mittelalter einsetzte und bis ins 17. Jahrhundert herein blühte. Linz
war damals keineswegs nur Zuflucht des kaiserlichen Hofes, wenn
von Osten Ungarn? und Türkengefahr oder die Pest drohte; Jahrzehnte
hindurch residierten Herrscher und Mitglieder des Herrscherhauses
in Linz; hönscher Glanz, höfische Kunst und Kultur strahlten damals
aus vorn Schloß über die Stadt und das Land an der Donau.
Kaiser Friedrich lll. war der erste, der Maler, Goldschmiede, Musiker,
Dichter und Gelehrte von europäischem Rang an seinen Linzer Hof
zog. Sein Sohn und Nachfolger Maximilian L, der „letzte Ritter",
pllegte den Humanistenkreis, der im Linzer Schloß heimisch geworden
war, weiter; Festspiele wurden veranstaltet, Dichterehrungen und
Tagungen großer Gelehrter fanden statt. Die Hochzeit Ferdinands I.
mit Anna von Ungarn bedeutete zweifellos einen Glanzpunkt des
hölischen Lebens in der Linzer Burg, das sich später während der
Anwesenheit des kunstliebenden Erzherzogs Matthias nochmals zu
beachtlicher Höhe entwickelte.
Rudolf ll., der große Kunstsammler auf dem Kaisetthton, ließ um
die Wende zum 17. Jahrhundert den Friedrichsbau abtragen und einen
vollständigen Neubau des Linzer Schlosses durchführen. Er beab-
sichtigte, sich in diesem Gebäude einen Sitz zu schaffen, wo er später
einmal ungestört seinen Sammlungen leben konnte. Die Erfüllung
dieses Wunsches blieb ihm versagt; seinem Bruder hingegen war es
beschieden, nach Erlangung der Kaiserwürde im Linzer Schloß den
glanzvollen ersten allgemeinen österreichischen Reichstag zu veran-
stalten. ln der Folgezeit indessen ging die Bedeutung dieses Baues
unaufhaltsam zurück.
Nach den Jahren höl-lschen Glanzes vernachlässigt und einem lang-
samen Niedergang überantwortet, in den Franzosenkriegen durch
einen verheerenden Brand fast vernichtet und sodann nur noch zum
Teil wieder aufgebaut, viele Jahrzehnte hindurch zu verschiedenen
„ärarischen" Verwendungen herangezogen und vielfach baulich ver-
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2 Saal mit moderner Decke
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