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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 74)

:ßend in Montpellier dem Studium der 
1 gewidmet und dann begonnen, bo- 
: Forschungsexkursionen zu unter- 
1. Zwischen zahlreichen Reisen --- wie 
ureh Belgien, Frankreich, Spanien und 
ll, 1563 mit dem Grafen Marcus Fugger 
vmmen, um neue Pflanzen für dessen 
in Augsburg zu sammeln - teilten 
Städte Arras, Paris, Löwen, Augsburg 
ndon in seine Anwesenheit. Von Kaiser 
lian II. (zu „honestissimis conditioni- 
nach XVien berufen, durchforschte 
Österreich und die von den Türken 
:setztcn Teile Ungarns und gab 1583 7 
ristoph Plantin in Antwerpen - das 
he Werk über die von ihm in der 
hie beobachteten seltenen wildwachsen- 
1d Gartenpflanzen heraus: „Historia 
a rariorum per Pannoniam, Austriam 
ias quasdam provincias observatorum" 
voluminöses Oktavbändchen mit rund 
izseitigen llolzschnitten, das der Ver- 
Iaiser Rudolph II. und den Erzherzögen 
Matthias und Maximilian widmete. 
ilge dieser Erforschung der heimischen 
iwelt war die Aufnahme seltener und 
anter europäischer Gewächse in die Gär- 
che bisher fast ausschließlich der Kultur 
"underter Exoten gedient hatten. 
n bedeutendsten Ärzten, Botanikern, 
len und Diplomaten seiner Zeit unter- 
Ilusius persönlichen oder brieflichen 
r. Die ihm dadurch zugänglichen 
ikundlichen Erkenntnisse und Ent- 
gen anderer ergänzten seine eigenen 
htungen, welche er 7 unter dem 
eines kaiserlichen Privilegs, verliehen 
Ludolph ll. in Prag am 15. Feber1593 - - 
1er „Rarinrum plantarum historia" 
rpen 1601 bei Moretus) und in den 
rorum libri decem" (Antwerpen 1605 
1tin) zusammenfaßte. Den botanischen 
ieser Schriften erhöht die Möglichkeit, 
Zeit und Umstände der Einführung 
Caüanca equinn. 
 
Caihnez equin: frudus cchinm 
fuo calicc teäus. 
bestimmter außereuropäischer Gewächse in 
unsere Gegenden zu rekonstruieren, da Clusius 
den Beschreibungen der Eigenheiten und Merk- 
male der einzelnen Pilanzen, neben der Angabe 
des Ursprungslandes, auch die wichtigsten 
Daten zu ihrer Geschichte hinzufiigte. 
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts kam aus 
dem benachbarten Asien eine Reihe schön- 
blühender Pflanzen nach Westeuropa, die aus 
unseren Parks und Gärten heute nicht mehr 
wegzudenken sind: Flieder, Tulpen, Hyazin- 
then, Narzissen, Kaiserkronen, Lilien, Ane- 
monen, Ranunkeln, Aurikeln, Nelken - und 
die Roßkastanie, um nur die bekanntesten 
dieser attraktiven Gewächse zu nennen. Der 
Boden, auf dem sich diese bunte Pflanzenwelt 
zuerst ansammelte und akklimatisierte, war mit 
wenigen Ausnahmen die österreichische Mon- 
archie, von wo aus Clusius für ihre Verbreitung 
wirkte, indem er Ableger oder Sämereien seiner 
Zuchterfolge an Fürsten und Freunde versandte. 
In dieser Hinsicht kam Clusius' VUirken be- 
sonders der Tulpe zugute. Die ersten Tulpen- 
zwiebeln waren allerdings 1554 durch den 
Gesandten Kaiser Ferdinands I. in Kon- 
stantinopel, Augier Gbirlain dr Burherq (1522 bis 
1592) - einen vielseitigen (ielehrten, mit dem 
Clusius korrespondierte und welchem er manch 
interessante Pfianzensendung verdankte i 
nach Augsburg gelangt. Hier erblühte die 
erste Tulpe 1559 im Garten des Ratsherrn 
Johann Heinrich Herward, wurde im April 
des gleichen Jahres von Konrad Gemer ge- 
Sehen und als erstem in seinen „Hurti Ger- 
maniar" abgebildet und beschrieben, weshalb 
der Sammelbegriff für zahlreiche Garten- 
tulpensorten Tulzjra Gemrriana L. lautet. Eben- 
falls von Busbecq -- auf dem Umweg über 
Belgien - erhielt Clusius Tulpenzwiebeln 
kurz nach seiner Ankunft in Wien. Von hier 
aus nahm ein wahrer Triumphzug dieser 
Blumen nach Westen seinen Anfang. Keiner 
noch so prächtig blühenden Pflanze ist es je 
wieder gelungen, ähnlich anregende und auf- 
4 
Auicm mm THEO! u . am Papa: Peruinorum. 
regende Wirkung auf menschliche Tatigl- 
und Leidenschaften zu erzielen, wie i 
Tulpe, die in Deutschland die Anwendt 
des Kupferstichs für Werke der Botanikl, 
Frankreich die Vervollkommnung der Kleid 
stickerei 1, in Holland Zwiebelzucht t 
Blumenmalerei, aber auch die Tulipoman 
hervorgerufen hat. 
Clusius war es, der die Roßleaxlanie bei l 
einfiihrte. Kunde dieses in den Hochgebirg 
Nordgriechenlands heimischen Baumes 
hielt die westliche Welt 1557, als dem kais 
lichen Leibarzt Mattiolus ein fruchtbesetz 
Zweig davon aus Konstantinopel zugesal 
wurde. Den Urahn aller unserer Roßkastani- 
Alleebäume setzte Clusius im Jahre 1576 .' 
dem Samen, den ihm der kaiserliche Gesan 
in der T iirkei, David Freiherr von Ungnad, h: 
zukommen lassen. Die Pilanze gedieh, und 
seinem Weggang aus Wien hinterließ Clus 
einen kräftigen 12iähtigen Baum, der zu sein 
Leidwesen noch nicht geblüht hatte, was ei 
mals 1603 geschah. So konnte Clusius in : 
nem Buch über die österreichische Flora (p. 5 
und in seiner „Rariorum plantarum histor 
(p. 7f.) nur Blattzweige und Früchte der „Cas 
nea equina, Germanis: Roßkesten" abbild 
Auch die Kenntnis der Kartoßel verdanken ' 
Clusius, der 1587 durch Philipp de Äiury, r 
Gouverneur der belgischen Stadt Mons, un 
der Bezeichnung „Papas Peruanorum rad 
Knollen davon empfing, die er sogleich 
Wien anpiianzte und im folgenden Jahr 1 
Blüte brachte. Über das ihm bis dahin nr 
unbekannte Gewächs mit den eßbaren W 
zeln erfuhr Clusius, daß es durch die Span 
aus der Neuen Welt nach Europa gckomrr 
war und seit 1560 in Teilen von ltalien u 
Burgund angebaut wurde. Besonders in Italii 
wo man sie 7 wie ihm der päpstliche Le_ 
in Belgien mitteilte - „Tarat0ufHi" nanr 
waren die Kartoffeln stellenweise bereits 
gemein, daß sie Mensch und Tier, besond 
Schweinen, als Nahrungsmittel dienten. 
C a v. 1.1 t. 
ArachiiTheoplmforrAPapas, m 

	        
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