)adurch wurde der Kaiser auf ihn aufmerk-
am und bestimmte ihn zum Leiter einer
Expedition nach Westindien, die den Zweck
atte, die kaiserlichen Sammlungen um lebende
topische Pflanzen und Tiere sowie Muscheln,
Korallen, Versteinerungen, Edelsteine und
Äünzen zu bereichern. Bezüglich der Pflanzen
nd Tiere galten folgende Einschränkungen:
Laubtiere und Papageien waren nicht er-
rünscht und von den Pflanzen nur solche
1it genießbarer Frucht oder wohlriechenden
shönen Blüten. Diese Forderung, als im
Viderspruch zur Wissenschaft stehend, miß-
chtete Jacquin und hielt sich auch was die
'iere betraf nicht genau an seine Instruktion,
ldem er einen zahmen „Löwentiger" (Puma)
1it nach Wien brachte.
n der Einleitung zu seinem Werk iiber
chönbrunns seltene Pflanzen gibt jacquin
ine kurze Schilderung seiner Reise, zu der
r sich am 7. jänner 1755 in Livorno ein-
zl-dffte. Während seines dreijährigen Auf-
nthaltes in Übersee durchforschte Jacquin die
nseln Martinique, Grenade, St. Vincent,
Schots anvertraut hatte, war so reich an
tropischen Bäumen und Sträuchern und kam
so glücklich und unversehrt übers Meer, daß
Jacquin meinte: „Schwerlich hat ein ähnlicher
botanischer Transport je vorher statt gehabt,
oder wird in Zukunft zustande kommen."
Die Gesamtausbeute der Expedition war groß,
ja geradezu aufsehenerregend, denn unter den
mitgebrachten lebenden Pflanzen und Same-
reien befanden sich ganz seltene, teils noch
unbekannte Gewächse, die zum ersten Male
nach Europa kamen. Von tropischen Nutz-
gewachsen erhielt Schönbrunn die ersten
lebenden Pflanzen von Zuckerrohr, Zimr-,
Kakao- und Brotfruchtbäumen, Mangostanen
usw.; von Zierpflanzen zahlreiche Zwiebel-
gewächse, Bromeliazeen, Kakteen und flei-
schige Euphorbien; außerdem viele Medizinal-
und Giftpflanzen, darunter lebende Exemplare
des auf den Antillen heimischen Mancinell-
baumes (Hippomane Mancinella L.), dessen
scharfer Milchsaft ein heftig wirkendes Gift
darstellt. Diese Pflanzenschätze überließ Jac-
quin der kundigen Pflege Stekhovens und van
14. November (1759) erhalten und stand
sprachlos vor der beispiellosen Fülle der neuen
Gattungen. Oh, daß ich acht Tage bei Dir
verbringen könnte, um Deine Reichtümer zu
sehen." i „Anfangs hatte ich gedacht, einige
Deiner Pflanzen zu kennen, nun sehe ich ein,
daß ich keine einzige kenne." liine dieser neuen
Pflanzengattungen der Tropcnzone benannte
Linne nach ihrem Entdecker „jnrquinirWk
Jacquin hatte während seines Studiums auch
die k. k. Zeichenakademie in Wien besucht,
ein Umstand, der ihm auf der VUestindienfahrt
zugute kam. Nachdem sein mühevoll an-
gelegtes Herbar der Zerstörung durch Ameisen
zum Opfer gefallen war, konnte er die ihm
neuen und merkwürdigen Pflanzen an Ort und
Stelle selbst zeichnen. Er führte diese ein-
fachen, aber charakteristischen Blätter künst-
lerisch aus und schuf damit die Grundlage zu
seinem Werk über die (süd)amerikanischen
Pflanzen, „Xelerlarum rlirpiuru xdlilßfifüllrlflllll
birtoria", das 1763 mit 183 Abbildungen er-
schien und ihn mit einem Schlage zum Botani-
ker von Weltruf machte.
3
t. Domingo, St. Eustach, St. hiartin, (iuade-
mpe, St. Christoph, St. Bartholomae, Aruba,
an-iaica und Curacao, dann die Provinz
lenezuela und das Gebiet von Cartagena. „Von
tugust 1757 bis in die Hälfte des jahres 1758
onnte ich wenig leisten, weil ich vier Monate
ehr an der Dysentcrie litt, von der ich erst in
amaica genas. Auch wurde ich in dem Kriege,
er zwischen England und Frankreich aus-
ebrochen war, auf dem Meere gefangen, und
iußte wider Willen die Inseln Monserrat, so
wie das wüste Gonave besuchen." In der Zeit
on August 1755 bis Jänner 1759 sandte
acquin 7 große Pdanzentranstaorte, wovon
r den letzten, zu dem auch gefangene Tiere
ehörten, selbst begleitete, nach XYien. Der
weite, den er der Obhut Richard van der
I:
der Schots, während er selbst sich mit der
wissenschaftlichen Auswertung des umfang-
reichen auf den Wcstindischen Inseln ge-
sammelten Materials befaßte. Ausführliche,
eigenhändig illustrierte Berichte darüber sandte
er seinem verehrten Vorbild und Freund Karl
ran Lirmä. Einige Sätze aus Antwortbriefen
des schwedischen Gelehrten lassen erkennen,
welchen Wert er Jacquins Leistungen in den
amerikanischen Tropen beimaß und welch
hohe Anerkennung er seinem jungen Kollegen
zollte: „So viele der schönsten, vortrefflich
gezeichneten PHanzen, so viele neue aus-
gezeichnete Gattungen erfüllen mich mit
höchster Bewunderung für Dich." e „An
Jacquin, den hervorragendsten Naturforscher.
Heute habe ich Deine Nachrichten vom
In
1763 wurde Jacquin zum Bergrat und Professor
der Chemie und Mineralogie an der Akademie
zu Schernnitz in Ungarn ernannt. Fünf Jahre
später erhielt er die Professur der Botanik und
Chemie an der Wiener Universität, welches
Amt er bis 1797 4 ab 1791 mit Unterstützung
seines Sohnes ]0replJ Franz jarquin (1766 bis
1839) - versah. ln der ersten Zeit seiner
Hochschultiitigkeit in Wien verwandte Jacquin
besondere Sorgfalt auf die Hebung des bis
dahin bedeutungslosen botanischen Schul-
gartens am Rennweg, welchen er bald zu
einem der vorzüglichsten in Europa zu machen
verstand. Diesem ,.Horllr.r lmlaßziru: l'indu-
bonmxir", dessen wertvolle Pilanzenbestände
er in 3 Großfoliohänden mit 300 kolorierten
Kupfertafeln beschrieb, widmete jacquin sein
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