7 Gvsluv Kliml, Paar, 1906IO7. Rolslill
zcichnung. Im Beiilz Dr. R. Leopold, Wie:
iner Malerei der Jahre bis191O
weitaus von der kraftvollen
chkeit Gustav Klimts geprägt.
to Wagner war auch Klimt in
ierkömmlichen Kunstausübung
um schließlich zum Zeichen-
les Neuartigen zu werden. Die
lung verlief klar von einem zum
i. Die Lichtromantik des ..Schu-
m 1899 führte die ldeenmalerei
versitütsbilder herauf. Das Jahr
ir die Schwelle in die neue Art.
och stimmungsvoll verhangenen
aften der ersten Jahre des Jahr-
s wurden die meisten Mittel
chfolgenden Malerei vorweg
ert: das richtungslose Quadrat-
der prätentiöse Ausschnitt, das
Gegenüber. die große ornamen-
irdnung.
10m Impressionismus merklich
inde Art schuf sich eine andere
1ls die natürliche. Das Unwill-
i des Eindrucks wird ins Be-
und Absichtige gelenkt. das
erichtet und verformt: Das Bild
Gefüge bestimmtester Relationen
"II die nervöse, spätzeitliche
ilichkeit äußert sich ins dekora-
1ZiP. Vorerst war es eine nicht
iigentlich atmosphärische. ver-
'e Farbigkeit, in die die Bilder
i. Die parallelen Schraffen der
ien Zeichnungen entsprechen
nlich gemeinten Strähnen und
urigen der Malerei.
ikandalisierte Universitätsbilder
ein Verändern deutlich. das in
:iter und weiter fortschreitende
gung und Hierarchisierung
Für die "Philosophie" von 1900
wach ein Stimmurigsraum nebel-
Ballungen und Bildungen vor-
1. Das letzte Bild der Reihe. die
udenz" (1903), nahm in der
en. genau ründernden Aus-
führung den gegenständlichen Hin-
weisen das zuvor Diffuse. Dieses ganz
und gar andere Durchbilden läßt er-
messen, was Klimt dem Jugendstil im
allgemeinen und dem secessianistischen
Ornament im besonderen verdankte.
Der kühn erfundene Umrif}. eine solche
Linienkalligraphie. das Spiel gebunde-
ner Gebärden und eine versinnbild-
lichende Farbgebung sind im Beethoven-
Fries des Jahres 1902 anzutreffen wie
in den Entwürfen für das Wandmosaik
im Speisesaal des Stoclet-Palais. Das
..Malmosaik". diese so zutreffende Be-
zeichnung Ludwig Hevesis für Klimts
Bildnerei dieser Zeit. war geschaffen;
das divisionistische Gesträhne und Ge-
sprengel hatte der musivischen Setzung
Platz gemacht. Der nämliche, bindende
und arnamentale Grundsatz bestimmte
auch das allegorische Tafelbild dieser
Zeit. Zu einem Extrem im Statuarisch-
Endgültigen. Formalisierten, war aber
die Bildnis-Malerei gediehen. Zumal
das in der ornamentalen Verbrämung
erstarrte erste Bildnis Bloch-Bauer ent-
rückt das Abbild zum Inbegriff, zur
Porträt-Ikone. die sich der überreichen
Vergaldung und des Kontrastes reali-
stisch und dekorativ durchgeführter
Teile zu besonderer Spannung und
Würze bedient.
Damals, 1907, war Klimts Malerei in
eine Phase gekommen. in der sie sich
vollends erfüllte: „komplizierte Kunst
einer komplizierten Zeit" (Hevesi), ganz
sinnlich (in einem epikureischen. aus-
kastenden, die ,.Elemente des Augen-
schönen" schmeckenden Sinn). und
ganz geistig zugleich (luzide, enthusia-
stisch. sauverän). Klimt, dieser Kultur-
maler. den die Überkultur der Zeit
nicht denaturierte, ist auch bei der
Methode des Malmosaiks nicht ge-
blieben.
Dem Maler Klimt steht der Zeichner
Klimt mindestens ebenbürtig zur Seite.
Anders als in den so endgültigen Bildern
dieser Zeit bewahrte sich die Zeich-
nung erstaunliche Unmittelbarkeit. Das
Riesenwerk von Tausenden solcher
Studien, Vorausentwürfe und flüchti-
ger Notierungen ist Klimts persänlichste
Handschrift, dem das Rafhnement im Bei-
läufigen durchaus erhalten ist. Zugleich
aber war dieses Zeichnen. in dem alles
seine frische Plätzlichkeit hat. ein
spielerisches Erfassen dessen. was ist.
angeregter Realismus auch im Suiet:
wirklichkeitsbedachte, in der Vielfalt
des Möglichen schwärmende Beschrei-
bung des Weiblichen; war dieses Zeich-
nen bildnerischer Behelf und Erfüllung
in einem, gemeisterte Kunst „des weni-
gen, das viel ist" und Brücke ins Größere
und Größte hinaus.
1902 ist das Selbstbildnis Richard Gerstls
entstanden, die früheste unter den zahl-
reichen erhaltenen Selbsldarstellungen
dieses Malers, der 1908, fünfundzwanzig
Jahre alt, in den Freitod ging. Das Bild
ist die Arbeit eines Neunzehnjührigen.
Der magere Knabenkörper, halbnackt
und in direktem En-face, ist vor einen
sonderbar blauen Hintergrund gestellt
und in verhalten strahlender Helle
mitgeteilt. Das Bild beweist es. wie
gründlich Gerstl schon damals mit dem
zeitgenössischen Akademismus gebra-
chen hatte. als er sich noch seiner Mal-
technik bediente. Nachdem Gerstl da
und dort entsprechendere Anregung
gesucht hat, ist er sehr bald zum Eigent-
lichen seiner Malerei vorangekommen.
noch früh genug, um in hastigem Voll-
bringen sein Persönlichstes auszuführen
und zu hinterlassen: nach einigen Ver-
suchen in pointillistischerFleckenmalerei
gelangte Gerstl zuletzt zu einem frei-
zügigen Vollbringen. das in der Malerei
dieser Zeit kaum seinesgleichen hat.
Wie kein anderer Wiener Maler seiner
Zeit wurde Gerstl mißverstanden: man
hat ihn nacheinander als Van Gogh-
Nachfolger, als Chaotiker und als ge-
scheitertes Talent ausgegeben. Wie hart-
nückig sich sein Werk im Gespräch
hält und wie sehr seine Bilder gerade
in letzter Zeit beachtet werden, be-
stätigt. daß dieser bildnerische Einsatz
mehr war als die wenigen Kostproben
einer exaltierten Begabung, die am
eigenen Unmaß zerbrochen ist.
Biographische Umstände und die Kennt-
nis des bruchstückhaft überkommenen
Werkes bekunden, wie bewußt Gerstl
an der Arbeit gewesen ist. Er gehörte
zu den wenigen. die damals die Be-
deutung Munchs erkannten. Gerstl war
aber auch mit Arnold Schönberg und
Alexander van Zernlinsky befreundet.
als deren Musik nach allgemein ab-
gelehnt und angefeindet wurde. Die
Möglichkeit. seine Malereien zugleich
mit Arbeiten Klimts auszustellen, schlug
er aus. Ist diese trotzige Opposition
aus dem Unbedingten dieses radikalen
Maler-Temperaments zu verstehen. so
war aber doch auch das Wesen seiner
riskanten. instinktgeleiteten Malweise
ein zu schroffes Gegenteil der gegore-
nen. ausgewogenen und bedachten
Bildnerei, der Klimt in diesen Jahren
anhing.
Die von Gerstl in den letzten beiden
Jahren seines so kurzen Lebens ge-
schaffenen Bilder waren spontane Mal-
ereignisse. in beabsichtigter Skizzen-
haftigkeit bewerkstelligt: in einem frei-
zügigen Ausführen, das die Einzelheiten
außer acht läßt und sich im Treffen
der wesentlichen Farbenzusammen-
hänge erfüllt. Wie sich Gerstl an seine
Malerei verausgabt hat und dabei bis
an die Grenzen des gerade noch
Gegenständlichen vorgesloßen ist.
lassen die Bilder aus dem Sommer 1908
33