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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 11)

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zwei Herren des Hofes. Links und rechts stehen im Vordergrund zwei 
Bänke, von rechts naht ein Diener mit Weinkanne und Schüssel. Die 
schöne dekorative Scheibe ist wohl eine Kölner Arbeit und um 1510 
entstanden. 
Die Rechteckscheibe mit der Darstellung der Geschichte vom un- 
gerechten Richter (Abb. 24) ist nach Hermann Schrnitzf der auf vier nahe- 
verwandte Scheiben des Berliner Kunstgewerbemuseums hinweist, eine 
Nürnberger Arbeit aus der Werkstätte Veit Hirschvogels und offenbar nach 
einer Visierung Hans Sebald Behams ausgeführt. Links steht an der Wand 
der Richterstuhl, an dem der Stab lehnt. Über der Rücklehne ist am Dache 
und Gewölbeansatz die abgezogene Haut des ungerechten Richters Sisamnes 
angenagelt, auf die der König Kambyses dessen Sohn und Nachfolger zur 
Warnung deutet. Die Architektur, die Möbel, die hinten sichtbar werdende 
Architektur und vor allen Dingen der Stil und die Zeichnung der Figuren 
deuten auf Behams Urheberschaft hin; wir wissen" ja bestimmt, daß der 
KünstlerVorzeichnungen 
für Glasmaler geliefert 
hat. Übrigens hat er auch 
in einem I-Iolzschnittw" 
dasselbe Thema später 
noch einmal behandelt. 
Auch die Umrahmung 
der Darstellung ist in 
Behams Art komponiert. 
Ikonographisch ist 
zu bemerken, daß diese 
Szene, die auf die „ge- 
sta Romanorum" (ed. 
Oesterley S. 324) zurück- 
geht, sehr beliebt in der 
ganzen deutschen Renais- 
sancekunst war. Schon 
1503 finden wir dieselbe 
im Schlafgemach Kur- 
i: H. Schmitz, Die Glas- 
gernälde des König]. Kunstgewerbe- 
rnuseums zu Berlin. Herrn Dr. 
Schmitz habe ich für die Liebens- 
würdigkeit zu danken, mit der er 
mir den betreffenden Korrekturbogen 
zur Einsicht übersandte. Unsere 
Scheibe ist auf S. x60 des Werkes, 
Bund l, abgebildet. 
'" FriedländenArntlicheBe- 
richte aus den kgl. Kunstsammlun. 
gen, 1908 o9. S. 300. 
Abb. 22. Bunte Wappenscheibe des Abtes Heinrich VIII. von Mnndach, "H" Pauli, Sebald Beham, S 
Schaffhausen, um 1515 (Museum in Troppau) x16, 3.
	            		
DIJ fürst Friedrichs zu Wittenberg" (vielleicht von Dürer). Dann gibt es eine Plakette im Ger- manischen Museum, einen Stich vom Monogrammisten I H 15 3x (Nagler, Monog. III, 2525) und endlich eine Nürnberger Medail- le der ehemaligen Sammlung Lanna (Auktionskatalog III, 1492, T. 55, im Katalog die merkwürdige Erklärung von einem „geköpften Bären"), die inhaltlich unserer Scheibe nahe- stehen. Eine weitere Monolith- scheibe ist gleichfalls durch ein soeben erschienenes Werk lo- kalisiert worden. Leo Balet hat in seiner „Schwäbischen Glas- malerei" (Stuttgart 1912, S. 45, Abb. VIII) nachgewiesen, daß eine um 1630 entstandene schwäbische Scheibe unseres Museums, die das Trinkgelage einer Glasmaler- oder Malergesellschaft darstellt, aus der Werkstätte der Reutlinger Glasmaler- familie Maurer stammt, zumal da das Künstlerwappen auf den drei Schildern identisch sei mit einem Siegel des Christoph Maurer aus dem ]ahre 1673. Voll intimen Reizes ist all das Beiwerk: die Kostüme, Möbel und die Trink- geräte sowie die kleine ins Butzenscheibenfenster eingesetzte ovale Wappen- scheibe. Aus dem Besitze eines schlesischen Landgeistlichen im Jägerndorfer Kreis erwarb das Museum eine interessante Olmützer Goldschmiedearbeit der Spätrenaissance, einen Serpentinpokal mit silbernem, vergoldetem Fuß und Deckel. Der graugrüne, grau gefleckte und geaderte Ton des Steines verbindet sich mit dem warmen Gold des Metalls zu feiner dekorativer Wirkung. Es wäre eine lockende Aufgabe, einmal die von Gold- schmieden und Zinngießern montierten Serpentingefäße der Renaissance und Barockzeit zusammenzustellen und zu beschreiben. Man liebte den Stein im XVI. und XVII. Jahrhundert sehr, und besonders die Fassung in Edelmetall bezeugt den Wert, den man ihm zuschrieb. Vor allen Dingen wäre es wichtig, die alten Fundorte zu eruieren, in denen man den Serpentin bergmännisch förderte. Wir wissen von alten Bergwerken in Plurs (Grau- bünden, jetzt in italienischem Besitz). die 1618 durch einen Bergsturz zer- stört wurden. In Plurs haben sich, wie mir Dr. Angst mitteilt, Goldschmiede während der Renaissancezeit angesiedelt, die den Stein gleich an Ort und Stelle faßten. Eine ähnliche Kunsttätigkeit läßt sich in derselben Epoche in " Bruck, Kurfürst Friedrich der Weise, S. x50. Abb. 23. Runde Scheibe mit Darstellung eines Gastmahles, Köln, um 1510 (Museum in Troppau) 75
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