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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 77)

FRI' 
TZ BLÜMEL 
Möbelofen von Nicdcrmuyur 1m 
Residenz, Fürslcnzimmcr, 1748 
Möbelofen. um 1750. Münchc 
zimmcr. Garderobe 
Möbelofcn. um 1740. Miudclhci 
l Chinuisericn. München , 
Residenz, Kurfürsten- 
 
m, Heimatmuseum 
Möhel- und Figurerzbifel; 
Zu den eigenartigsten, launenhaftesten, aber 
auch ausgefallensten Schöpfungen des Hafner- 
hantiwerkes zählen ohne Zweifel die [Vläbel- 
und Figurenäfen, die vornehmlich der Stil- 
epoche des Rokoko angehören. Dieser Typus 
wurde ausschließlich in Ton ausgeführt. Für 
die Fertigung im Eisenguß fehlten wegen der 
komplizierten hierfür nötigen Bauformen die 
technischen Voraussetzungen. 
Sämtliche Heizkörper dieser Art wurden als 
sogenannte Umrrhlag- oder 4 wie die moderne 
Bezeichnung lautet 7 als Übersrblqgöfen in den 
keramischen Werkstätten hergestellt. Bekannt- 
lich werden normalerweise die Fayenceöfen 
aus einzelnen Bauelementen, den Kacheln, 
zusammengesetzt, die serienweise hergestellt 
und aus diesem Grunde auch preisgünstiger 
angeliefert werden können. Diesem Vorzug 
steht bei letzteren der Nachteil gegenüber, daß 
sie eine rlarre Bauform zur Voraussetzung 
haben und für die Fertigung von Rokokuöfen 
mit ihren schwellenden, phantastisch bewegten 
und überaus komplizierten Flächen und 
Körperrnassen völlig ungeeignet sind. Einzig 
und allein der Überschlagofen bietet technisch 
die Möglichkeit, diese Schwierigkeiten aus 
dem Wege zu räumen. Er ist daher der ideal- 
ofen der Stilepochen des 18. Jahrhunderts, 
der die Voraussetzungen dafür schafft, die 
iiberschwengliche Formensprache des Rokoko 
auch im Hafnerhandwerk tezbnirrh zu reali- 
sieren. 
Das Herstellungsverfahren ist kurz angedeutet 
folgendes: Für den zu formenden ()fen wird 
zunächst ein Modell in der Originalgröße des 
Heizkörpers geschaffen. Es hat einen Kern aus 
Latten oder Holzwerk, der schon in groben 
Umrissen die Grundform des auszuführenden 
Ofens aufweist. Darüber wird eine Schicht 
aus Ton oder Gips gelegt, aus der die Gestalt 
des Ofens herausmodelliert wird. Über das so 
entstandene Modell wird dann der eigentliche 
Ofenmantel aus Ton „umgeschlagerW oder 
„übergeschlagerf, wie der Fachausdruck 
lautet. lst die Masse luftgetrocknet, wird der 
Ofenmantel in größere Stücke zerschnitten,
	        
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