2 LieselollBeschcrnenTempera
auf Papier. 1959. so x 42 cm.
In Privatbesilz
3 Lieseloil Beschorner. Schich-
renbild. 1963. se x 5a cm.
Alberlinu 7 repruduzierl mil
Genehmigung des Bundesmi-
nisteriums für [Jnlerrichl
4 LieseloN Beschorner, Schich-
lenbald. 19s2. 2a x 44 cm
durch eine erstaunlich lange Zeit durchgehalten. ohne der Erstarrung in die Manier zu verfallen (Abb. 2).
Vielleicht verhalf ihr dazu auch ein nicht allzu rasches Arbeitstempo, das Reihenversuche ausschließt und ein
ausgeprägtes Kritikvermögen am eigenen Werk, das Schwächen sogleich zu erkennen vermag.
Die Eigenart eines besonders saugfähigen. löschpapierartigen Materials, das sich bei der Naß-in-Naß-Malerei
leicht auffalteie. zusarnmenschob oder durchwetzen ließ, brachte Lieselott Beschorner auf einigen Umwegen
in den Jahren um 1961 (62 zu der spezifischen Art ihrer "Schichtenbilder", die nicht das zufällig Geklitterte der
Collage. sondern die betont bildhafte Komposition mittels feinstutig ineinander übergehender gemalter und
dann gerissener Papierfelder besitzen, von subtilem farbigen Reiz. Das formale Bewußtsein. das in der früheren
Phase der Temperabilder nach unter dem Diktat der Farbe stand, wird hier durch das Lokalisieren der gerissenen
und ausgewogen gesetzten Farbfelder intensiv trainiert (Abb. 4). Die Malkultur und der Farbensinn der Künstlerin
aber schließen die sensible Oberfläche harmonisch zum Ganzen. Diese Schichtenbilder sind trotz ihrer abstrakten
Formelemente unterschwellig von einem tiefen Naturgefühl getragen, die 7 will man sie „lesen" -- immer
wieder Landschaftsirnpressionen imaginieren (Abb. 3). Von solchen Quellen gespeist, erfahren sie eine lebendige
Variabilität des Formeninventars und kennen nicht die Gefahren der formalen Erstarrung. wie sie in rein in-
tellektuell zustande gekommenen Bildern liegen.
Aus dem Besitz solchen latenten Formengutes und seiner kompositorischen Beherrschung heraus (wie sie sich aus
der Beschäftigung mit den Schichtenbildern notwendig ergeben muBte) betritt die Malerin nun eine neue Phase
ihres Schaffens, in der sie von einer neuen Technik - Tempera geürnißt. zum Teil mit pastosem Relief A neue
Anregungen gewinnt, ohne den roten Faden zu ihren zeitlich zurückliegenden Arbeiten zu verlieren. In hori-
zontaler Schichtung baut sie nun, vom Farbgeschehen her bestimmt, eine Formenwelt auf. in der sich die von ihr
stets angestrebte Ruhe im Bild nun dominierend ausbreitet, von sonoren Farbtönen gewichtig untermauert.
Vegetabilisch wuchernd wie Unterwassergewüchse und malerisch glanzvall gespiegelt vor nachtblauem Himmel
oder als bewußte Farm dunkelnd hineingesetzt in leuchtendes Gelb. was sich dann wie ein goldüberstäubter
Märchenvogel vom Dunkel ins Licht erhebt. gestaltet Lieselott Beschorner nun ihre jüngsten Bilder. In ihnen
gelangt eine Phantastik der Formen wie der Farben zum Durchbruch, die bisher nur latent vorhanden war und
nur gelegentlich, etwa in den Jahre zurückliegenden. heiter beschwingten kleinen Buntstiftzeichnungen oder
in den graphisch angelegten Stickereien in einer stärker gecmetrisierten Art ihren Ausdruck fand,
Wenn sich diese letzten Arbeiten auch noch einer endgültigen Einreihung in den Entwicklungsweg der Künstlerin
entziehen, weil sie einfach nach zu neu und unabgachlossen sind. bestärken sie dennoch den im vorliegenden
Versuch einer Gesamtübersicht erbrachten Eindruck von einer Malerin, die sich der mählichen Führung der
Intuition anvertraut und ganz aus dem lmpuls heraus arbeitet, deren Persönlichkeit aber in hohem Maße eine
bestimmende Konsequenz besitzt, so daß ein natürliches Kontinuum ihrem Schaffen auch in Zukunft bestimmt
sein mag.
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