Jlntozz Legner PLASTIK DES DONAUSTILS
Das I.and Oberösterreich plant für den kom-
menden Sommer im Augustiner-Chorherrenstift
St. Florian und im Linzer Schloßmuseum eine
Ausstellung unter dem Titel: Die Kunst der
Donauschule 149071540. Im Rahmen des
Gesamtprojektes wird das Schloß zu Linz die
Plastik dieser Jahrzehnte aus dem Bereich des
Donaustils aufnehmen.
Ein solches Unterfangen bedarf der Begrün-
dung und der Rechtfertigung. Aus der Sorge
um das ihnen anvertraute Kunstgut, das seine
feste Behausung nicht allein der Sicherheit
wegen nötig hat, verschließen sich die An-
gesprochenen oft und zu Recht den Leihgabe-
Bitten. Wenn das Echo auf die geplante
Plastik-Abteilung bisher aber trotzdem höchst
erfreulich war, so darf dies als Beweis gelten.
wie sehr das Projekt dem Kreis der Besitzer
von Bildwerken des Donaustils man
möchte beinahe sagen g am Herzen liegt.
Aber mehr noch ist es ein Desiderat der
Forschung, die Klarheit über einen einzige
artigen, doch erst schwer durchschaubaren
Komplex erlangen möchte.
Niemals noch fanden sich die erlesenen Schöpn
fungen der Kleinplastik des Donaustils vereint,
auch war noch nie Gelegenheit geboten, das
heute weitverstreute Werk des Meisters IP
und seines Kreises in der Zusammenschau zu
studieren. Nur das Oeuvre des großen Lands-
huter Bildhauers Ilans Leinberger und die
zeitgeni sische südostbayerische Plastik waren
1932 (iegenstand einer denkwürdigen Ause
stellung in Landshut, die grundlegend für die
weitere Forschung geworden istl. In Wien
folgte 1939 die Ausstellung „Altdeutsche
Kunst im Donauland"l, in deren Rahmen die
österreichische Plastik der hier interessierenden
Zeit breiteren Raum eingenommen hat, aber
der Krieg verhinderte die notwendige Aus-
wertung. „Die Gntik in Niederösterreich" 3,
eine Ausstellung des Jahres 1959 in Krems,
zeigte den Anteil des Landes in beabsichtigter
territorialer Gebundenheit.
Die nahezu unermeßliche Zahl von Bild-
xverken in der fruchtbarsten Zeit deutscher
Bildnerei fordert freilich im Rahmen des
Gesamtprojektes höchste Beschränkung. Denn
noch will sich die Ausstellung diese Be-
schränkung nur auf dem Gebiet der groß-
formatigen Stein- und Holzplastik aufer-
legen.
Dies also sind die drei ineinandergreifenden
Themen der Abteilung im Linzer Schloß:
l. Bildwerke des Dnnaustils in exemplarischen
Exponaten;
2. Corpus der Kleinplastik des Donaustils;
3. Monographie des Meisters IP und seines
Kreises.
Die bayerisch-österreichische Plastik wird zur
Dürerzeit von einem eigentümlich neuen
bildnerischen Gestalten ergriffen. Ihr beson-
deres Merkmal ist die enge Verbundenheit mit
der Malerei und Graphik jenes Kreises, für
den Lucas Cranach in Wien, Albrecht Alt-
dorfer in Regensburg und Wolf Huber in
Passau die hervorstechendsten Namen aus
einer umfangreichen Zahl von Malern sind.
Zur Charakterisierung ihrer Gemeinsamkeit
hat man sich gexxiöhnt, von „D0nauschule"
und „Donaustil" zu sprechen. In immer
steigendem Maß fanden dann diese Termini
auch berechtigte Anwendung auf die Bildnerei
aus demselben geographischen Bereich.
Das Integrierende dieser Plastik beruht aber
weder auf der Herkunft der Bildhauer aus
einheitlicher Schule (Donauschule) noch auf
dem bloßen Stil einer Landschaft (Donaustil).
Die Schulbezeichnung kann nur einschränkend
im Sinne gemeinsamer bildnerischer Absichten
verstanden werden. Auch liegen die Schau-
plätze dieses neuen Gestaltens nicht nur am
namengebenden Strom, vielmehr ebenso im
österreichischen altbayerischen Land
zwischen Donau und Alpen und in den Alpen
selbst. ja noch weiter ist der Radius. Immer
mehr häufen sich Dokumente des Donaustils
und
12
Fragment eines bärtigen Heiligen. lliozesantnuseum St. Brillen
Miinyriinrl dcr hl. Barbara. Prcdclla uncx von Hanns Oder
1510 gestifteten Altars anx LIUT Wiener Peterskirche. m.
histhbflichcs Donl- und lÜtilvwilltlliLlknllli, Wien
.1 (innit-iniiiin AUS dem Kloster Siuxcnslrxn in hh All] Wagram.
Nlvcdcrostcrreirhisches Landcsmuwcunl. Wxvn
Christi Kreuzabnahmc. ßnint-t-t. UVSHIHICHIKIOSICY
HI. Katharina, aus Karlsrcm in-i llugvnslnlrg. llayeristhes
Narinxialmuselxm, München
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ANMERKUNGEN 174
1 H. lluChhcit-G. Lill, HrlnS Lßillbvfgüf, Hans Stethalmer,
xnininn Zur Ausstellung in Landshut 111.12. V Tii. Muller.
nnn LUllhCfgCf, zni Ainnt-iiiiiin in nnnniiiii imjul! 1932.
zt-nninia rin Kunslgcsthitllrc i. M12.
Altdcunthc Kunst iin nniiniiinni. Atlsslulluilgskafalug,
wit-niuau.
i Atlsslcllungskatalog nit- Gozik in Niütltfflslfffrifll, Kunst
' s Landes nn snninint-iniici, ainnis-sit-in
. ill. Hans Lcurbergfr, MHHC "n 1943. S. ZIDHI. 7 K. Out-
Hngcr. Anton Pilgrrml und die niinnniii-i Kuli si. snpnnn,
Wlcn 1951. S. B1.