entfesselte. Auch die Kritik, die auf vielen
Gebieten Richtungs- und Wahllosigkeit und
Geschmacksverirrungen brandrnarken konnte,
fand in dem um 1850 herrschenden Modestil
kaum einen Angriffspunkt. Die Reaktion auf
die schon bald als „Verarmung" abgelehnten
Formen des Empire war schon geraume Zeit
vorüber, die reiche Farbenskala und schim-
mernde Oberilächenwirkung der Seidenstoife
gehörten bereits im Biedermeier wieder ebenso
selbstverständlich zur eleganten Wirkung der
Damen wie die enggeschnürten Mieder, die
die natürliche Taillenlinie stark betonten.
Auch die folgenden Wandlungen der Damen-
mode vollzogen sich schrittweise und folge-
richtig ohne Bruch oder revolutionierende
Neuerungen. Nachdem die übertrieben weiten
Ärmel, die dem Oberkörper eine breit aus-
ladende Silhouette gegeben hatten, verschwun-
den waren, bot die modische Erscheinung der
vornehmen Damenkleidung um die Jahr-
hundertrnitte eine klare gefällige Linienführung
ohne Extreme, die durch den Gegensatz des
knappsitzenden Leibchens und des reich, aber
natürlich fallenden Rockes bestimmt War.
Obwohl in den folgenden Jahren die Weite
1 1