Dreireiligcs lhxucxiklcid aus lnbilhlirnunflll Tal": mit Ruvchcn.
Schleifen und Fransenbesätzcil. Die kreisrunde Form des
Rnckgestcllcs wini in der sog. Tumur in einc uhlnnge
gewandelt; dic Ruckenpanie wird (llHTh die reichen Falten,
(llC Schleppe und die großc Masche des Siihürzcnnrtigcn
Rucklciles betont. im Schnitt der Jacke und tit-i reichen
Dekorationen zeigen sich Anregungen aus der Mode des
1x.1ii. uin 1x10 ms
Damenkleid aus schwarz-grun kariertem Seidcnstoli" lnit
schwarzen Saml- und Spilzcnhcsilzcn. In Anlehnung an
Modcformen der 2, Hälfte des min. wird Clltf Silhouette
Schmaler und gcsticcktcr und der Stoff in reichen llauschen
und Ilammm-it um Rurken draniurt. Um 1375
„Zweiten Rokoko" erkennen. Selbst die
Krinoline, die nun zum drittenmal in der
Modegeschichte der Neuzeit den Reifrock zur
Herrschaft brachte, bedeutet nur eine konse-
quente Weiterentwicklung der bereits herr-
schenden Modelinie. Die erste Phase der
historistischen Bewegung gab somit der Mode
keine Richtungsänderung.
Erst in den siebziger Jahren gewann eine be-
wußte Auseinandersetzung mit den modischen
Problemen der Vergangenheit Bedeutung. Der
Reichtum an Drapierung, Raffung und Bau-
schung, den die vornehme Damenkleidung der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts besessen
hatte, bot sich in besonderer Weise zur Nach-
ahmung an. Auch in der vielfältigen Dekoration
des Kleides durch aufgesetzte Rüschen, Spitzen
oder Pusamenterien sind nun deutlich An-
regungen der Rokokomode zu erkennen.
Zugleich wich die gleichmäßige, im Grundriß
fast kreisförmige Gestaltung des Rockes durch
die Krinoline einer deutlichen Betonung der
Rückcnpartie, wo die Weite in Falten gerafft
und über ein Gestell gebauscht wurde, während
das Kleid seitlich und vor allem vorne fast
gerade herabiiel. Damit war eine starke Ver-
änderung der gesamten Silhouette verbunden,
die die Figur nun schmaler erscheinen ließ
und die Körperform stärker zur Geltung
brachte. Zum letztenmal besaß der aus der
Mode des späten Rokoko übernommene „Cul
de Paris" ein steifes Gestell aus kleinen Reifen
und Polstern, das die Gesamterscheinung be-
stimmte; gegen Ende des Jahrhunderts wurde
das Kleid selbst für die modische Linienführung
allein bestimmend.
Die Wirkung der historisierenden Richtung
auf die Mode erscheint damit auf einen ver-
hältnismäßig eng begrenzten Zeitabschnitt
beschränkt. Nicht weniger bezeichnend ist
jedoch die Tatsache, daß der RückgriH auf
frühere Epochen in den verschiedenen Be-
reichen der Mode selbst jeweils andere Wir-
kungsmöglichkeiten besaß. Waren viele der
von den Theoretikern und Kritikern dieser
Epoche vorgetragenen ldeen für die Kleidung
und ihr Zubehör kaum von Bedeutung, so
war es die Auseinandersetzung mit der Zweck-
bestimmung in sehr hohem Grade. Die tief-
greifenden Veränderungen der gesamten Le-
bensgestaltung mußten gerade in der Kleidung
sehr stark mitsprechen und der Nachahmung
historischer Modeformen entgegenwirken. Am
klarsten tritt dies in der Entwicklung der
l-lerrenkleidung in Erscheinung. Hier verbot
die praktische Notwendigkeit eine Angleichung
an barocke oder gar an noch weiter zurück-
liegende Vorbilder. Weder reichgcmusterte
Seidenstoffe noch Seidenstrümpfe und Knie-
hose konnten wieder aufgenommen werden.
Allmählich verschwanden die hellen Farben,
die seidenen Stoffe und die die Bewegung zu
sehr beengenden Schnitte. Tuche in gedeckten
Farben und einfache Kleidungsstücke, die auf
jeden Aufputz verzichten, beherrschten das
Bild selbst in der festlichen Kleidung. Allein
die Uniformen bewahren in der Erscheinung
der vornehmen Herrenwelt noch Farbenpracht
und dekorativen Reichtum. XYenn auch s
durch die soziologische Struktur bestimmt -
in weit geringerem Maße, meldeten auch im
Bereich der Damengarderobe neue Aufgaben
ihren Anspruch an, was vor allem dem Auf-
kommen des Sports zuzuschreiben ist. Für das
Eislaufen wurden erstmals die kurzen, das
heißt knöchellangen Kleider gesellschafts-
fähig; Schwimmen und Radfahren verlangten
auch für die Damen Kleidungsstücke, die die
Bewegung nicht allzusehr behinderten.
Mit besonderer Deutlichkeit tritt damit im
Bild der Mode in Erscheinung, was auf allen
Gebieten des Kunsthandwcrks und der Archi-
tektur zu erkennen ist: Überall dort, wo es
sich um die Bewältigung von Aufgaben
handelte, die auch früheren Zeiten in ähnlicher
oder gleicher Form gestellt worden waren,
konnten die für ideal erkannten Lösungen der
Vergangenheit Anwendung finden, während
die von neuen Zweckbestimmungen her ge-
prägten Furmen sich nur in Einzelheiten an
Vorbilder anschlossen, im wesentlichen aber
neu geprägt werden mußten. Der Gegensatz
von reicher, auf repräsentativen Eindruck ge-
richteter Damenkleidung zu der zweckbe-
dingten Herrenmode wie zwischen
großem Festkleid und seinen zugehörigen
Accessoires zum praktischen Gebrauchsklei-
dungsstück für Haus und Sport bildet ein
Charakteristikum der Mode in der historisti-
schen Epoche.
auch