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Kwan Yin. Holz. Hohe 52cm. China.
Zweite Ilalfte 13. Jahrhundert, WIEN.
sarnniiuna Alfred Czuczka
Kopf der Kwan Yin (Abb. 13)
Trude Diener, Musizierende FUmtllE.
192.4. Kuriststeinrelief mit Freskofarbe
am Haus der Jungen Generation" in
WlCn xx.
EIN CHINESISCHES HOLZBILDWERK DER SUNG-ZEIT IN WIENER PRIVATBESITZ
Der Urbuddhismus. wie er von Gau-
tama Buddha aus dem Geschlecht der
Sakya (etwa 580-460 v. Chr.) gepredigt
wurde. ist nicht als Religion im eigent-
lichen Sinne des Wortes anzusehen.
sondern als eine letztlich atheistische
(da auch die Götter relativierende).
sich an den Einzelmenschen richtende
Erlösungslehre. die praktische Hinweise
gab. wie man aus dem Kreislauf der
Wiedergeburten. aus den Sechs Exi-
stenzbereichen der Samsara-Welt aus-
brechen känne. um zur völligen Ich-
Auflösung ins Nirwana einzugehen.
Diese an sich pessimistisch-materia-
listische Lehre konnte in dieser Form
allein schon deshalb nicht zur Religion
werden. weil es ihr an Universalität.
an Allgemeingültigkeit gebrach.
In den Jahrhunderten um Christi Geburt
bildet sich in Nordwestindien aus dem
„Hinayana". dem ..Kleinen Fahrzeug".
das ..Mahayana" (..Großes Fahrzeug").
das. wie allein schon sein Name besagt,
ein Glaubensvehikel für viele, für alle
bildete. Die Idee des Erlöstwerdens
..von oben" (also vorwiegend nicht
mehr durch die eigene moralische
Kraft) steht nun ganz im Mittelpunkt:
buddhaähnliche Wesen. sogenannte
Bodhisattvas, nßuddha-Anwärter", die
aus Liebe zur leidenden, irrenden
Menschheit aufden Eingang ins Nirwana
verzichtet haben, steigen zur Erde
hinab. um als Heilande den Menschen
bei ihrem Streben nach Erlösung
behilflich zu sein. Und das Nirwana
selbst wandelt sich immer stärker vom
Nichts zum Paradies mit allen Attributen
eines solchen.
Die Erläsungslehre des Mahayana wird
in Übereinstimmung mit der indischen
Anschauung von der historischen und
kosmischen Struktur der Welt gebracht;
es wird eine Existenz von fünf ..Kalpas"
(Äonen) angenommen. von denen drei
bereits längst vergangen sind. das vierte.
in dem wir leben. sich dem Ende zu-
neigt. während das fünfte. das Endzeit-
alter. vor der Tür steht. Den fünf
Kalpas entsprechen die fünf Himmels-
richtungen: Zenith. Süden. Osten. We-
sten, Norden. Dieser Fünfheit ist je ein
materialisierter Buddha (Manushi-
buddha), ein nabstrakter" Buddha
(Dhyanibuddha) und als dessen aktiv
wirkende geistige Emanation ein
Dhyanibodhisattva zugeordnet. Für die
fünf Himmelsrichtungen sind dies:
Zenith: Krakucchanda I Vairocana I
Samantabhadra
Süden: Kanakamuni I Akshobya I
Vajrasattva
Osten: Kacyapa I Ratnasambhava I
Pcldmapani
Westen: Sakyomuni I Amitabha I
Avolokitesvara (Gegenwart)
Norden: Mctitreya (der kommende
Buddha) I Amoghasiddhi I Vishvapani.
In dieser Form. aus der sich wenig
später der esoterische Buddhismus ent-
wickelte. gelangte die nun zur echten
Religion gewordene Lehre Sakyamunis
während der späteren Han-Zeit (Ende
des 1.. Anfang des 2. Jahrhunderts nach
Christus) nach China und konnte sich
dort mit durchschlagendem Erfolg fest-
setzen. war die trockene Staatsmoral
Kung Fu-tses (Konfuzius) doch nicht in
der Lage. den Nöten und metaphysi-
schen Bedürfnissen glaubenssehnsüch-
tiger Menschen gerecht zu werden.
während sich anderseits die Lehren
Lao-Tses längst in gefährliche Nähe zu
banaler Magie begeben hatten.
Es nimmt nicht wunder. daß in Ostasien
die Trias der auf dieses unser Weltzeit-
alter bezogenen Gottheiten sich beson-
derer Verehrung erfreute. Sakyamuni
hatte die Erlösungslehre auf Erden ver-
kündigt, diese Welt aber längst ver-
lassen. Sein Dhyanibuddha Amitabha
thronte im fernen westlichen Paradies
und erschloß sich erst dem Sterbenden.
dem man das Bild des Himmlischen in
der Todesstunde vorhtelt. Der Dhyani-
boddhisattva Avalokitesvara (chines.
Kwan-Yin) aber ist der praktische
Mittler und Brückenschläger zwischen
Dies- und Jenseits. zwischen Erde und
Himmel. Immer stärker wird Avalo-
kttesvara zur lieblichen. milden Figur.
die ob ihres Gefühlsinhaltes und ihrer
holdseligen Menschlichkeit im Laufe
der Zeit sogar indirekt feminisiert
wird.
In der Tang-Zeit (618-906). den
Übergangsperioden (907-951). der
Sung-Zeit (4360-1280) und auch noch
in der Yüan-Zeit (1280-1368). also in
jenem Geschichtsabschnitt. der sich
mit unserem Mittelalter zeitlich fast
völlig deckt. erlebt der Kult Kwan-Yins
in China seinen Klimax und dement-
sprechend entstanden zahlreiche Bild-
werke m zumeist aus Holz i in denen
die liebenswerte Gottheit dargestellt
wurde. Das ikonographische Schema
ist stets das gleiche: Kwan-Yin sitzt in
"KÖHIQIICIWEFH Haltung. dem ,.Maharaja-
Lila" leger auf einem Thronsockel.
wobei sich das linke Bein in euro-
päischer Sitzart auf dem Boden ab-
stützt. während sein rechtes Bein auf
den Thronsitz emporgezogen und daher
scharf abgewinkelt ist. Kwan-Yin ist
auch in China nach indischer Fürsten-
art. also mit gefaltetem Untergewand
bekleidet, der Oberkörper ist nackt
und nur von reichern Juwelenschmuck
und schwingenden Draperien bedeckt.
Das Haupt ist mit einem Diadem be-
krönt. das entweder aus fünf Blättern
gebildet ist oder aber eine kleine
Statuette des Dhyanibuddha Amitabha
zeigt.
Fast sämtliche bekannten Bildwerke
sind bei: Osvald Siren. Chinese Sculp-
ture. London 1925 (franz. Ausgabe:
Paris 1925I26) veröffentlicht. Die popu-
lärsten Beispiele befinden sich in der
Mill Buckingham Coilection in the Art
Institute of Chicago. im Louvre. im
British Museum sowie dem Boston
Museum of Fine Arts. Sie alle zeigen
die eben beschriebenen Merkmale auf
und sind in sehr großem. ja lebens-
großem Format gehalten. Ihre Ent-
stehungszeit ist in die 2. r
12. Jahrhunderts und in de
des 13. Jahrhunderts anzuset
Der Wiener Sammler Alfred
ist nun Besitzer einer Statuet
Yins. deren Höhe bloß 52 cn
Sie ist aus Ktefernholz voll
schnitzt. reichliche Reste c
chromierung sind vorhanden
Während es sich bei den 0
benen Werken sicherlich un
für den öffentlichen Kultgebri
delt, läßt allein schon d
Format der Wiener Arbeit
Wendung in der Privatsphi
Haushaltes schließen. Ein ähnl
Bildwerk. 16V, lnches hoch
sich im Denver Art Museum u
1949 in der Viertehahressch
Instituts abgebildet und be
Auch dieses Werk zeigt di
orthodoxe Haltung. wenng
infolge seiner relativen Kle
Detail reicher und freier aus
ist als die ..heroischen" Spez
Das Einzigartige der Wiener
nun in der extremen Frs
Sitzmottvs gegeben: hier ist i
Bein schräg über das linke gi
beide Arme umschlingen d
Knie. In den ..klassischen"
hingegen stützt der linke
streckte Arm den Körper
Thronsitz ab. während der ri
auf das spitz abgewinkelte K
ist. so dai] nur die Hand ft
hängen kann.
Die Art der Sitzdarstellung
Wiener Arbeit stellt gewii
eine Vermischung das I
Schemas mit dem für die W
des ..kommenden Buddha"
kennzeichnenden Sttztyps dat
Wetters ist bei der Wiener .
sonst übliche Frontalität d
haltung aufgegeben. das
nach rechts leicht abgewinki
klassischer Weise nach innen
Blick hebt sich dennoch dem
entgegen. ein neuer gefür
Bezug ist hergestellt. Und dl(
züge selbst zeigen einen Chi
dem europäischen Auge
entgegenkommt, ist die Gestc
der orthodoxen Werke d
ganz frei von Zügen einei
fremdlichen Verfettung (Abb
Die zahlreichen Abweichui
der Norm unterstreichen zvi
einmal die Tatsache. daß d
ArbeitdasProdukteinerechtr
bürgerlichen Gesinnung ist.
..devotio moderna" unseres '
atters entspricht. zum anderr
Wiener Werk zeitlich w:
später anzusetzen ist als di
schert" Exemplare. Es hai
hier. wenn man so Will. um e
eines ..Herbstes des chinesiscl
alters". also einer sehr sub
feinerten. nervösen Spätzeit.
ist wohl in die zweite Hälfte de
hunderts zu datieren.
Er
ZUR KÜNSTLERISCHEN AUSSTATTUNG VON ÖFFENTLICHEN WOHNBAUTEN
Von Frau Trude Diener. akademische Bildhauerin. erhalten wir das hier raaraduziarta Phnta ainar Ausgestaltung airias t-lousc
Reliefs. Das Haus. von der Jungen Generation" arrirntat. aanndat sich in Wich. xx. Leystraflc 71. Dia kurtsllcrtsche Lasuna des I
gestellten Problems kann als duranaus gelungen betrachtet werden. Frau Dianar stellte aina miisizicrertde Familie dar und aadia
Technik des fluchgeschntttenen Kurtststelrtreliefs in Verbindung rnit Freskofurbe. Einige Momente mussert Ieclßch als storend ethpluttc
so etwa das Aufschetrten des Entlutiunasaiiters in der Vcrltkctlochse der "für. Hier hatte die Kunstlcrirt ursprunglictt das riausnurnrne.
gesehen. dessen Beleuchtung am clußersten rechten Relicfrand zu denken ist. Auch der Ansatr das Reliefs irlder Sockelzorieislwenig b
Die Kunstlerin weist clusdriicklich auf die Tatsache des völligen Mangets einer Zusammenarbeit zwischen Arahiiakt lind Bildhauer hii
eintarh ein Raum freigelassen, im Plarlungsstadiiirn wird der mit Ausstatiungsautgaben bcfaßtc Kunstler gar nlchl erst eirlgESchQW
Das wenig befriedigende Endresultat ist auch für viele kctrniunale Bauten typisch. eine Losung des DllerrirriClS wäre lCSi guicrnl
Finanziellen Mehraufwand möglich.