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Volltext: Kirchliche Kunst (Gruppe XXIII), officieller Ausstellungs-Bericht

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Hans Petfchnig. 
um die Wirkung des Objectes hervorzuheben und als ausgezeichnet erfcheinen 
zu laffen. 
Noch gehören zu den Aufbauten die Orgeln, aber aufser der Orgel von 
Steinmeyer & Comp, aus Oetting in Baiern, welche für die BrigittenauerKirche 
beftimmt iB, und fich durch ein fchön entworfenes Gehäufe auszeichnet, ift von 
anderen Fabrikanten auf das Aeufsere wenig Sorgfalt verwendet worden. 
Eine mit Weifs und Gold Baffirte Tifchlergothik, wie man fagt, fand fich 
am häufigften und zeigte, dafs die Orgelbauer auf die äufsere Ausftattung ihrer 
Werke auch heute noch, trotz der hohen Anforderung, die man heute an jede 
Arbeit, die höheren Zwecken dienen foll, Bellt, wenig Gewicht legen. 
Die kirchliche Sculptur. 
\on Sculpturen war die aus Tiroler Marmor gemeifselte, in der eng- 
lifchen Kirche aufgeftellte Statue der Madonna, die Schlange zertretend, von 
Chriftian Thöni aus Brixen, fehr fchön aufgefafst und edel und fein durchgeführt. 
Aufserdem waren von demfelben noch eine Immaculata aus Marmor und 
eine Madonna mit dem Kinde aus Holz ausgeftellt, beide fehr anerkennenswerthe 
Arbeiten. 
Vor dem Gypsaltare in der englifchen Kirche Band ein geBrecktes fchwar- 
zes Kreuz auf reich ausgeBattetem Sockel vom Stift SeitenBätten. Der ChriBus 
mit den vier EvangeliBen aus Elfenbein, die Engel und Beigaben ebenfalls in Elfen 
bein ausgeführt, müffen als vorzügliche Arbeit diefer in unferer Zeit fo fehr vernach- 
läffigten KunB anerkannt werden. 
Es wäre wohl zu wünfchen, dafs diefes edle Material, welches fowohl im 
Mittelalter als auch in der Renaiffance eine fo bedeutende Verwendung gefunden 
hat, wieder zu Ehren käme. 
Freilich, die heutige Forderung „nur billig“, hindert die Neubelebung 
diefer edlen KunB, da fowohl das Material an und für fich als auch die Arbeit in 
felbem niemals billig zu befchaffen iB, und folche Arbeiten nur durch tüchtige und 
geübte KünBler, gleichfalls fchön des koBbaren und edlen Materiales wegen, aus 
geführt werden können. 
Mehrere polychromirte Figuren aus Holz gehörten mehr dem Handwerk # 
als der KunB an. 
Dafür ragte aus Allen muBergiltig eine grofse MadonnenBatue aus der 
Mayer fchen KunBanBalt in der deutfchen Abtheilung (München) hervor. Die an 
und für fich vorzügliche Bildhauer-Arbeit war in wunderbarer Weife durch eine 
reiche, Bofflich gehaltene Polychromie gehoben, und gab ein fchönes, nachahmungs 
würdiges MuBer, wie die Form durch Farbe zu einer Gefammtwirkung geführt werden 
kann, ein Vorzug, welchen wir an alten MeiBerwerken oft mit Neid bewundern. 
Aufserdem waren eine grofse Anzahl fchöner, wenn auch einfacher poly- 
chromirter Figuren aus Holz und aus Maffe aus diefer AnBalt ausgeBellt worden. 
Erwähnenswerth iB darunter der Kreuzweg, der für Kirchen mit feiner Renaiffance- 
Umrahmung einen fchönen Schmuck abgeben kann. 
Eine ziemlich grofse Engelfigur aus Zinkgufs dagegen, fehr wohlthuend in 
Kupferbronce Baffirt, war beachtungswerth, namentlich für Aufsenverwendung in 
Kirchen und Kapellen. Eine ebenfo behandelte Engelfigur Band auch in der fran- 
zöfifchen Abtheilung, von der „Direktion der Arbeiten“ aufgeBellt. In der Gallerie 
für Glasgemälde fall man ein recht fchön modellirtes, in Farbe Baffirtes ChriBuskind 
aus Wachs von Julius Tal rieh aus Paris. 
Die kirchliche Glasmalerei. 
Wir kommen nun zu einer anderen Richtung der kirchlichen KunB. Eine 
grofse Bedeutung haben nämlich in neuerer Zeit die Glasgemälde in der kirch 
lichen KunB wieder erlangt. Nachdem diefe KunB lange ganz abhanden gekommen
	        
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