tte der fünfziger Jahre - also in die
ihzeit Günthers - anzusetzen. Ob es
ials eine große, geschnitzte Sebastians-
ir von Günther gab, worauf manche
lizien deuten, kann heute nicht mehr mit
herheit ausgemacht werden. Theoretisch
ß man aber durchaus mit dieser Mög-
ikClI rechnen. Wie wäre es sonst zu
lären, daß außer der eigenhändig aus-
iihrten Wiener Zeichnung gerade ihr
aus in einigen themengleichen nicht von
nther selbst stammenden, sondern von
1 beeinflußten Werken sich unverkenn-
widerspiegelt, die alle später als dieser
twurf entstanden sind? Sie gehören
itlich der engeren Werkstatt Günthers
oder wurden von einigen Günther nahe-
ienden Bildhauern zwischen 1760 und
0 geschnitztß.
iige Jahre später als die bisher bespro-
nen Werke entstanden von Günthers
nd zwei aus Lindenholz geschnitzte
gel (Höhe 80,5 bzw. 75,5 cm; die Flügel-
re sind nicht erhalten). Sie knien auf
i zugehörigen originalen Voluten, von
ursprünglichen Fassung hat sich -
h Abnahme späterer Übermalungen -
der ins leicht Grünliche spielende weiß-
ue Steinkreidegrund erhalten (Abb. 7
9). Das Nichtmehrvorhandensein der
rsten Fassungsschicht ist in diesem Falle
einem nicht unbeträchtlichen Gewinn
bunden, was aus der Betrachtung der
gefügten Abbildungen hervorgeht. Erst
t nämlich oifenbaren sich die sonst nicht
diesem Umfang zu beobachtenden
nitzerischen Feinheiten der auf Licht
l Schatten gearbeiteten, nuancenreichen
srflächenbehandlung in ihrem hellsten
ht, wie sie gerade bei diesem Engelspaar
exemplarischer Weise vorhanden ist.
welcher ursprünglichen Aufstellung man
. das in Haltung und Bewegung kontra-
tisch aufeinander abgestimmte Engels-
r vorzustellen hat, zeigt der Blick auf
an von Günther entworfenen, jedoch
ihm nicht ausgeführten Tabernakel mit
i im Verehrungsgestus dargestellten
:nden Engeln. Er findet sich auf einem
1759 zu datierenden Entwurf (Abb. 10),
für den SL-Rasso-Altar in der Wall-
tskirche Grafrathjobb. bestimmt war
inchen, Staatl. Graph. Sammlung, Inv.-
30 695) 9. Dieser Entwurf gibt zugleich
iber Aufschluß, wie man sich die ver-
nen Flügel des Engelspaares zu rekon-
ieren hat. Die Engel auf dem von
ither für Grafrath gezeichneten Entwurf
l wiederum die unmittelbaren Voraus-
ungen für die kurz darauf ausgeführten
nengleichen Gestalten am Auszug des
:haltars in Rott am Inn (17605), für
erst kürzlich zwei Tonbozzetti entdeckt
von uns veröffentlicht wurden 10. Zur
ierung des bisher völlig unbekannten
;elspaares bietet sich ein 1766 datierter
ibozzetto an, der dank seiner hervor-
:nden Qualität für die Beurteilung der
irischen Entwicklung Günthers in der
iten Hälfte der sechziger Jahre eine
üsselstellung einnimmt (Abb. 12). Gün-
schuf ihn als Entwurf für die Figur
eines hl. Cajetan, die, als Fassadeniigur für
die Münchner Theatinerkirche bestimmt,
später von R. A. Boos ausgeführt wurde".
Dieser Tonbozzetto belindet sich in der
Skulpturensammlung in Dresden (Inv. Z
V 2784). Wie sehr das Engelspaar und der
1766 datierte Entwurf stilistisch und typus-
mäßig zusammengehen, sieht man, wenn
man sie im einzelnen mit dem linken Taber-
nakelengel vergleicht. Es ist die gleiche
Formengebung, mit welcher der Mantel
bzw. das Kleid als wichtigster Gliederungs-
akzent die ganze, sich schraubenförmig
drehende Figur in der Diagonale durch-
läuft, wobei dieses Motiv weitgehend ihre
Umrißlinie bestimmt. Es ist der gleiche,
ekstatisch nach oben gerichtete Blick, die
sehr verwandte Gesichtsbildung und die
grundsätzlich ähnliche Hand- und Arm-
haltung dieser sehr gelängten Figuren.
Kein Zweifel, daß auf Grund dieser
frappierenden stilistischen Ähnlichkeit mit
dem Dresdner Stück das Engelspaar eben-
falls in die zweite Hälfte der sechziger Jahre
zu datieren ist, die A. Feulner einmal die
Jahre der Reifezeit Günthers nannte. Daß
die vor uns vorgeschlagene Datierung des
Engelspaares zu Recht besteht, mag der
auf den ersten Blick bestechende Vergleich
mit einem formarmäßig wesentlich größe-
ren, typusmäßig entsprechenden Engel in
kniender Haltung "zeigen (Abb. 11), der
seinem Motiv nach ebenfalls zu der Gattung
der Günthefschen Tabernakelengel ge-
hörtll. Bei näherer Betrachtung tun sich
jedoch zwischen ihnen nicht zu übersehende
stilistische Unterschiede auf. Der ehemals
silbern, jetzt polierweiß gefaßte Frank-
furter Engel (Höhe 147,5 cm) zeigt eine
Stilstufe Günthers, die der strengeren
Konturenführung bereits wesentlich mehr
verpflichtet ist, als es bei dem zeitlich
früher entstandenen Engelspaar der Fall ist.
Im Gegensatz zu ihm zeigt sich bei dem um
1770 zu datierenden Frankfurter Engel eine
stärkere Beruhigung und Klärung der
Komposition, die auch für den seelischen
Ausdruck gilt. Er ist viel weniger räumlich
konzipiert. Zusammenfassend sind dies
stilistische Kriterien, die offensichtlich ihre
Wurzeln in protoklassizistischen Einflüssen
haben. Sie machen sich mehr und mehr im
Spätwerk Ignaz Günthers bemerkbar, das
jedoch bereits außerhalb unserer vorlie-
genden Betrachtung liegt.
Zurückblickend darf man feststellen, daß
die original gefaßte Gruppe mit der Vision
des hl. Antonius von Padua, die schöne
Aquarellzeichnung mit dem Entwurf für
das Sebastiansreliquiar und das einst für
einen Tabernakel bestimmte Engelspaar
bisher unbekannte Werke Ignaz Günthers
sind, die den hinreißenden Zauber seiner
Kunst von neuem offenbaren. Es besteht
kein Zweifel darüber, daß sie unsere bis-
herige Vorstellung von seiner Begabung als
Groß- und Kleinplastiker und als exzellenter
Zeichner wesentlich bereichern. Aus ihnen
ist erneut die singuläre Position abzulesen,
die dieser größte aller Rokokobildhauer
innerhalb der europäischen Skulptur der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts besitzt.
ANMERKUNGEN 8712
iAls typische Werkslattstüeke Günthers sind zwei Ton-
reliefs zu bezeichnen. die als Positiv-Ausformung für
Glnckenguß anzusehen sind. Ein Exemplar befindet sich
i... mp... des Bayerischen Narlonalmuseums 1.. München
(vgl. A. Schdnbcrger. 1. 0mm... a. a. 0., s. o2 mir
Abb. E 28), ein zweites Stück belindet sieh als lnv. DM
Nr. 7602 (28.5x20,5 cm) in den ehern. Sraall. Museen
n. 1mm. (mpm). Von dem Aiblinger Bildhauer juscph
Görsch stammen nicht weniger als zwei Scbastiandar-
Stellungen dieser Art. Es handelt sich um das Relief am
südlichen Seitcnaltar der Schloßkapelle in Neubeuern
am 1.... (vgl. A. Scliönberger, A. a. 0.. s. 42143 ...i.
Abb. E. 31) und um die rhemengleirhc vollruizd ge-
schnitztc Figur am linken großen Seitenaltar in m...
am lnn (vgl. N, Lieb, Rot! am lnn Ü SChnelYschcr Kunst-
fiihrer Nr. 14, München 1963, Abb. S. 15), Auffällig
ist auch d große Ähnlichkeit im Typus, die sich bei
der 177D d Lrten Figur gleichen Themas ergibt. die der
Wolfrarshauwncr Bildhauer Philip jakob Rämpl für den
Hochalrar der Wallfahrtskirche St. nhard bei Dietrarns-
zellIOhb. schuf. Vgl. G, Woeckel, Der bayerische Koknko-
bildhauer Philipp jnkob Rämpl (172871809), in: [Jas
Münster, 9. ]g„ 1956, S. 30551, bes. S. 3161317 mit
Abb. S. 315 und 319.
"H. Hdhn, die Handzeichnungen des Bildhauers Ignuz
Günther, a. a. (l, S. 195 (KSL-Nt. 22), mit einer vicl
zu spilt, um 1766167, angesetzten. irrtümliche-n Duriurung,
die an anderer Stelle inzwischen längs! von uns berichtigt
wurde, An Stelle seines eigenen (ebenfalls erhaltenen)
Entwurfes benützt: J. B, Straub bei der Ausführung m.
Grafralhcr Hmhaltnres (1759[1760) den seines Schülers
lgnaz Günther - ein aufschlußreiches Dokument für
ein Kilnstglagia! im 1a. Jahrhundert.
l" G. Woec el, lgnaz Günthers Vorarbeiten für den Hoch-
31... von m... q." 1...., i... Pantheon, xxm. 13., was.
S. 3865.. bes. Abh. 18722.
H A. Schönbcrgcr, I. Günther, a. a. 0., S. 64 mit Ähb.
E 26. - ln der Stzarl. Graph. Sammlung Munrhen
(lnv.-N 3G H88; Hnlrn-Maffei VIII. 3) beündcl sich eine
vom M larbeiter Günthers. Joseph Häringer, stammende
Nachzelchnun nach einem verlorenen eigenhändigen
Entwurf Günthers für die gleiche Fi ur.
n A. Schönberger, a. a. O., S. 7 mit Abb. 105 7
(g A, Legncr), Bildwerke der Barockzeir aus dem Liebieg-
haus, Frankfurt n. M. 1963, Nr. 58j59 (mit 2 Abb)