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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 86)

AUS DEM KUNSTLEBEN 
 
TINA: 
ik der Renaissance 
der Tatsache. daß das Bundes- 
rium für Unterricht von den im 
r im Zeichen der Budgetkrise 
"k angekündigten. drastischen 
aßnahmen auf dem Sektor des 
lungswesens Abstand nahm, 
auch die Graphische Sammlung 
na mit einer weiteren Großaus- 
; den 1963 begonnenen Zyklus 
Iunst der Graphik" in repräsen- 
Weise fortsetzen. 
genen Beständen wurden nicht 
er als 363 druckgraphische Blätter 
l Künstlern aufgeboten, die ein 
gehend vollständiges und wissen- 
ch fundiertes Bild von den 
gen der italienischen Holzschnei- 
id Kupferstecher des 16. Jahr- 
'ts vermittelten. Dr. Konrad Ober- 
hatte mit der Fachkenntnis, 
2 und Geduld des .,gelernten 
istorikers" das umfangreiche und 
den wissenschaftlichen Mitarbei- 
zs Hauses bis vor kurzem nahezu 
lnnte Material gesichtet und be- 
it. Ein über 200 Seiten starker. 
Abbildungen und einer ausführ- 
Einleitung versehener Katalog. 
- neben der umfassenden Aus- 
g, die eine einmalige Vergleichs- 
Jarstellte e als das wertvollste 
iis dieses Jahre währenden, inten- 
Studiums betrachtet werden. 
ilienische Graphik des 16. Jahr- 
"ts gilt es vor allem unter zwei 
egenden Aspekten zu sehen. Der 
ietrif-ft die vorherrschende Tren- 
ion Entwerfer und Stecher, von 
zrisch Schaffendem und aus- 
dem Handwerker, der zweite 
Jktum der großen Verbreitung 
druckgraphischen Blätter in ganz 
1. 
über den künstlerisch wesentlich 
igeren und uns heute zumeist 
näherstehenden Graphiken des 
irhunderts und der Zeit Albrecht 
; fallen die Leistungen der vor- 
id reproduktiven Renaissance- 
ir e selbst wenn man Abweichun- 
in meist berühmteren Vorbildern 
-acht zieht - im gesamten doch 
eden ab. 
;auer. Dürer, Burgkmair. Cra- 
.ucas van Leyden und der Nieder- 
Cornelius Cort waren die 
;sten Anreger für die italienischen 
hneider und Stecher, die die 
ien oft mit peinlichster Genauig- 
ipierten. Ebenso fanden Gemälde 
Zeichnungen Tizians, Raffaels. 
rdos und Michelangelos in zahl- 
n Reproduktionsstichen dem Ori- 
wehroderminderangenäherteauf- 
tarke Vervielfältigungen, die das 
ngut dieser Meister in bis dahin 
hnter Weise bekannt machten. 
die so wie Parmigianino und 
:i ausschließlich oder doch zumeist 
eigenen Erfindungen arbeiteten, 
. da von ihnen nicht sehr viele 
'E)(iSllEl'Et't,ÖGFHCFIlSPFECitEHÖUUCh 
' Ausstellung nur spärlich ver- 
n Ausnahmen zählten in gewisser 
ht auch die Clair-obscur-Holz- 
e des Sienesen Domenico Becca- 
1486-1551), die zwar oftmals auf 
der zurückgreifen, vom Techni- 
her aber zu den interessantesten, 
ersten Leistungen der Zeit gerechnet 
werden können. 
Marcantonio Raimondi (etwa 1480 bis 
1527) schuf i vorwiegend unter dem 
Einfluß Roffaels und Dürers - ein 
CEuvre von mehr als 300 druckgraphi- 
schen Arbeiten. Die technische Meister- 
schaft und die ungewöhnliche Quantität 
dieser Produktion sind auch die Haupt- 
gründe für seine Stellung als führender 
Reproduktionsgraphiker der Renais- 
sance. 
Aufschlußreichere Leistungen fanden 
sich allerdings oft gerade bei jenen 
Graphikern. die weithin unbekannt sind 
und in dieser Ausstellung erstmals 
gezeigt wurden. Sie aufzuspüren und 
vergleichend zu betrachten, zählte daher 
zweifellos zum Ergiebigsten eines Rund- 
ganges. der nicht zuletzt auch manche 
geschickt entnommene Entlehnung un- 
serer heute so beliebten „Phantastischen 
Realisten" dem Besucher in Erinnerung 
brachte (Abb. 1. 2). 
WIENER KÜNSTLERHAUS: 
Erhabene Zeugnisse mitteleuropäischer 
Kultur. „Großmähren und die christ- 
liche Mission bei den Slawen." 
Selbst die strengsten Maßstäbe. nach 
denen bei uns Darbietung und Rahmen 
repräsentativer Ausstellungen in der 
Regel beurteilt werden, konnten ange- 
sichts der vom Archäologischen lnstitut 
der Tschechoslowakischen Akademie 
der Wissenschaften in Zusammenarbeit 
mit dem lnstitut für Österreichkunde im 
Wiener Künstlerhaus veranstalteten 
Wanderausstellung .,GrofJmähren und 
die christliche Mission bei den Slawen" 
fraglos beibehalten werden. Die bei- 
spielgebende Exposition übertraf näm- 
lich vor allem in Hinblick auf die 
vorbildliche innenarchitektonische Lö- 
sung und den diesbezüglichen Material- 
aufwand nicht nur vergleichbare öster- 
reichische Vorhaben, die wohl kaum 
mit ähnlich hohen finanziellen Zu- 
schüssen rechnen können. sondern auch 
zahlreiche Gastausstellungen von inter- 
nationalem Rang, die in den letzten 
Jahren in Österreich zu sehen waren. 
Die durch Leihgaben österreichischer 
Sammlungen und Museen ergänzte 
Schau wurde vor Wien bereits in 
Brünn. Prag und Neutra gezeigt und 
in diesen Städten von mehr als einer 
Million Besuchern besichtigt, davon in 
Prag allein von achthunderttausend. 
Von Wien aus nimmt die Ausstellung 
ihren Weg nach Mainz. Bern, Stock- 
holm. Krakau und nach den USA. 
Ursprünglicher Anlaß ihrer Erstellung 
waren die 1963 stattgefundenen Feiern 
zum 1100iährigen Jubiläum der An- 
kunft der beiden byzantinischen Slawen- 
apostel Zyrill und Method. Die im 
mätirisch-slowakischen Raum, insbeson- 
dere in Mikulcice, der Handelsstadt 
Stare Mesto und in den Burganlagen 
Pohansko bei Lundenburg und Neutra. 
seit Ende des zweiten Weltkrieges 
systematisch vorgenommenen Aus- 
grabungen haben wesentlich dazu 
beigetragen, das historische Gesamtbild 
und den Entwicklungsverlauf jener 
unmittelbar auf die Völkerwanderung 
folgenden. in vielem noch unerforscht 
gewesenen Epoche entscheidend zu 
erhellen. 
Neben der an Hand von Karten. Tafeln. 
Photomontagen und verschiedenartig- 
sten anderen Behelfen vorgenommenen 
Darstellung der Entstehung und des 
historischen Aufbaues des großmähri- 
schen Reiches des 9. Jahrhunderts. des 
ältesten slawischen Staates Mitteleuro- 
pas. kam den zahllosen in der Aus- 
stellung vereinten und vielfach auch vom 
Künstlerischen her hochinteressanten 
Fundgegenständen größte Bedeutung 
ZU. 
Sie vermittelten dem Besucher auf- 
schlußreiche Einblicke in die diversen 
Sparten des Handwerks. der Eisenge- 
winnung sowie Werkzeugherstellung, 
Schmuck- und Glasindustrie, des Be- 
stattungszeremoniellsundWaffenwesens. 
Neben diesen Gegenständen des all- 
täglichen Bedarfs verdiente jedoch vor 
allem das Kunsthandwerk besondere 
Aufmerksamkeit. Lassen sich auch an- 
fangs Einflüsse von Kiew, Byzanz, 
Bayern und dem Karolingerreich fest- 
stellen, so finden sich im 9. Jahrhundert 
eigenständige Leistungen vollendeter 
Formgebung und Schönheit, die den 
Besucher stets von neuem faszinier- 
ten, 
Die Ausstellung enthielt davon die 
denkbar edelsten Beispiele, vorwiegend 
feinsten Frauenschmuck aus Gold, Silber 
und Bronze. der uns aufCirund mancher 
formaler Parallelen zu den Erzeugnissen 
heutigen Kunsthandwerks besonders 
nahesteht und unserem Formemptinden 
entspricht. 
Obwohl eine nur einigermaßen er- 
schöpfende Aufzählung angesichts von 
beinahe 1300 Exponaten sinnlos wäre, 
dürfen die - zumeist mit dem Bild 
des Gekreuzigten versehenen - aus- 
drucksstarken kleineren Bronzen Silber- 
und Bleikreuzchen (sie zählten zum 
Bemerkenswertesten der Ausstellung) 
ebensowenig unerwähnt bleiben wie 
manche Münzfunde. Silberplaketten und 
keramische Arbeiten. bei denen in 
erster Linie auf frühe Tonplastiken, 
Tierdarstellungen aus dem S. Jahrhun- 
dert, hinzuweisen wäre. 
Dem Bauen der Zeit. besonders der 
durch erhaltene Grundrisse von etwa 
20 Steinkirchen überlieferten sakralen 
Baukunst, waren in ähnlicher Weise 
wie etwa den Anfängen des slawischen 
Schrifttums (Zyrill und Method, die 
863 auf Ansuchen des Fürsten Rostislav 
vom byzantinischen Kaiser nach Möhren 
entsandt wurden, übersetzten unter 
Verwendung der von ihnen erfundenen 
Buchstaben der sogenannten glago- 
litischen Schrift die wichtigsten Lehr- 
bücher und liturgischen Schriften), der 
Darstellung der wirtschaftlichen Ver- 
hältnisse, den Handelsbeziehungen und 
dem Heerwesen in Katalog und Aus- 
stellung eigene erläuternde Abschnitte 
gewidmet. 
So rundete sich das gleichermaßen in 
großen historischen Zusammenhängen 
wie in zahllosen bemerkenswerten De- 
tails mit exemplarischer Sorgfalt dar- 
gestellte Bild einer wichtigen. um 550 
einsetzenden und unter Karl demGroßen 
zu besonderer kultureller Blüte ge- 
langenden Epoche, die erst durch die 
Einfälle der Magyaren um 907 an ihrer 
Fortentwicklung gehindert wurde und 
schließlich mit dem Zusammenbruch 
des großmährischen Reiches endete 
(Abb.3,1i). 
Bildtexte 1 -4 
1 
Apollo (T) Kupfersticn des aus Vice 
stammenden Malers und KUDfQfSl9(l' 
Benedelto Monlagna (ca. 1480 455i 
Leim mit dem Schwan und lhFCh ii 
dem Kupfersticli des Meisters lB mit d 
Vogel. (Ami 1 und 2 GUS de! Ausstelli 
"Gfüßitlk der Renaissance" iii 
Aibeninii, VVIEH) 
Silber- iiriu Goldschrriuck GUS Gift 
Graberfold 
Slawisches Tongefdß (Abb. 3 iind I. 
der ÄuSSlQliunq „GfOlÄthUittCTt und 
crii-isiiiciie Mission bei den Sluwüh" 
Wiener Kunßlierllüuü)
	        
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