Franz Anton Maulbcnsch. Szenen aus dem Dccken-
fresko im Lehensanl der Rcsidcnz in Krcmsicr; links:
Kaiser Ferdinand n. empfängt die Prälaten; rechts:
Bischof Bruno vor König Picmysl Omkax
Franz Anton Maulbensch, Anschnitt aus dem Decken-
frcsko im Lehtnssaal der Residenz in Krenxsier. Allegorie
auf den Aufkmggcber, Bischof Leopold Graf von Egkh
des Olmützer Bistums, vor Pfemysl Ora-
kar II., und Kaiser Ferdinand II. empfängt
die Olmützer Kirchenfürsten.
In verschwenderischer Fülle zeigt Maul-
bertsch seine erregende Farbenphantasie, die
hier, wie überhaupt im gesamten Frühwerk
des Malers, von ausgesprochen expressivem
Charakter ist. Die Farbenexpression geht
freilich mit der Formexpression Hand in
Hand, weshalb treffend gesagt werden
konnte, daß in diesem Gemälde alles wie
von einem komplizierten System gekrümm-
ter Spiegel verzerrt istl. Hohe, schlanke
Gestalten sind zumeist verschiedentlich
gedreht und verschraubt, die Umrisse der
auffällig zusammengedrängten Figuren sind
gebogen und unregelmäßig, ihre unruhigen
Bewegungen lassen an einen brennenden
Holzstoß mit springenden Flammen denken.
Besonders die Hände mit den langen
nervigen Fingern steigern den Eindruck
eines unruhigen Flatterns. Manche Physio-
gnomien weisen ausgesprochen bizarre
Züge auf; die nördliche Vorliebe für das
Charakteristische reicht hier bis an die
Grenze der Karikatur.
Das violette Dunkel des Zeltes umhüllt
in der Piemysl-Szene einige Figuren, die
in gebrochenem Kolorit ausgeführt sind.
Zwischen ihnen erscheint die halbbeleuch-
tete Gestalt des Bischofs Bruno. Von dem
Dunkel des Zeltes hebt sich die mächtige
Gestalt des Königs Premysl im golden
glänzenden Harnisch wirkungsvoll ab. In
unmittelbarer Nähe seines prächtigen Man-
tels mit orangefarbenem Saum liegt eine
leuchtende Farbinsel, die aus der rosig-
grüngelben Gruppe eines Pagen, eines alten
Höflings und einer Flagge besteht.
Diese Gruppe ist ein auffallend rafiniertes
Gebilde. Schon ihre Zusammenstellung hat
etwas gesucht Doppeldeutiges: der Kopf
des Greises scheint mit dem massig sich
bauschenden Mantel des Pagen ein or-
ganisches Ganzes zu bilden. Das bestim-
mende Motiv der Gruppierung sind die
ausdruckmäßig bedingte Überspitzung und
der Kontrast: das beweist schon das
Nebeneinander der hellen, fast immat
len, zyklamenfarbencn Gestalt des F
und des schweren Mantels von ai
ordentlich intensiver grasgrüner Farbe
sich in übermäßig großen, steifen
wuchtigen Falten bricht. Es entstehen
eigentlich drei Kontrastpaare: der Gc
satz des Unkörperlichen und des b!
Körperlichen, der gedämpften und
intensiven Farbigkeit und darüber hi
der Gegensatz von zwei Kompleme
farben, Rosa und Grün. Der man
durchgezeichnete Kopf des Greiscs
trastiert mit dem weichen Hut und
der Fahne, die trotz ihrer verhältnisxr
klaren Kontur einen atmosphärisch leit
Charakter zeigt. Auch der Gegensatz
schcn dem jugendlichen, zart ros
Antlitz des Pagen und dem durchfurc
rötlichen Gesicht des Greises gehör
diesen Bereich der überspitzten und
mehrten Kontraste. Die ganze Gruppt
eine vertikal gedehnte, mäßig gebo;
im Umriß stark gegliederte Form, s