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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 87)

12 Guslav Gurschner. Denkma! für die Gefallenen des 
Dragoner-Regiments Fürst xu Windisch-Graeiz Nr.14, 
Bronze. Höhe des Slandbildes 110 cm. Wien, Augu- 
slinerklrche 
Gewitter über Schönbrunn. Aber trotz des strö- 
menden Regens stand der greise Monarch mit 
einem um die Schulter gelegten Mantel auf dem 
Balkon des Schlosses und verfolgte mit Interesse 
das neuartige militärische Schauspiel. Dieser Ein- 
druck hat sich unauslöschlich dem Gedächtnis 
des Künstlers eingeprägt. Als er mehr als zwei 
Jahrzehnte später den Auftrag erhielt, ein Kaiser- 
Franz-Joseph-Denkmal für Wien zu entwerfen. 
hat er die Figur des Kaisers in der damaligen 
Haltung wiedergegeben (Abb. 15). Die Ver- 
bindung zum Militär und zum Motorsport. dem 
Automobilismus und der Fliegerei fanden in einer 
Vielzahl plastischer Arbeiten ihren Niederschlag 
(Preise. Abzeichen, wie sie in den ersten Jahren 
des Weltkrieges für die einzelnen Armeen und 
Truppenteile herausgegeben wurden, und Denk- 
mäler für die Gefallenen). 
Das Hauptthema von Gurschners Schaffen aber 
bildete das Porträt. Vom Beginn seiner künst- 
lerischen Tätigkeit bis in die jüngst vergangenen 
Jahre hat ihn diese Aufgabe beschäftigt. Dabei 
wird eine Einstellung offenbar, die für einen 
Künstler unseres Jahrhunderts ungewöhnlich und 
daher bemerkenswert ist. Gehörte Gurschner in 
seiner Anfangszeit zu den Vorkümpfern des Art 
Nouveau und bekannte sich dazu mit jugendlicher 
Begeisterung. wenn es darum ging. Arbeiten mit 
dekorativer Bestimmung auszuführen. so hat er 
doch später in zunehmendem Maße die Darstellung 
der menschlichen Figur und noch viel mehr das 
Bildnis aus einer den nachfolgenden Stilrichtungen 
verpflichteten oder allzu subjektiven Manier her- 
ausgehalten. Diese Tendenz zu einer Sachlichkeit, 
die wohl auf Erfassung des Gegenständlichen Wert 
legt. seine Wiedergabe aber in eine zum Typus 
des jeweiligen Vorbildes hin geklärte und harmo- 
nisierte Form bringt. zeigt sich besonders deutlich 
an dem kleinen Reiterdenkmal für die Gefallenen 
des Dragonerregiments Nr.14 (Abb. 12). Allein 
schon. daß Gurschner hier selbst den geringsten 
Anflug von Pathos vermied, wovon die Krieger- 
denkmäler nur zu oft gekennzeichnet sind, ist eine 
vorbildliche Leistung künstlerischen Takts. Für die 
Gefallenen einer wenn auch noch so ruhmreichen, 
aber eben doch besiegten und htChi mehr beste- 
henden Armee ziemte sich keine theatralische 
Gebörde. sondern die schlichte Trauer. wie sie 
am besten das überlieferte Reglement zum Aus- 
druck bringen konnte. Diese soldatisch strenge 
Form wird hier von dem zur Parade ausgerückten 
Standartenführer verkörpert, der damit die 
Reverenz vor den Toten, gleichzeitig aber auch 
die große Geschichte des Regiments symbolisiert. 
Fiir den, der darum weiß. versinnbildlicht nämlich 
gerade diese Darstellung eine stolze Tradition: 
einzig die Her-Dragoner hatten als besondere 
Auszeichnung noch bis zum Ende der Monarchie 
ihre ehrwürdige Standarte behalten dürfen, die 
anlüßlich des Sieges von Kolin (16. Juni 1757) von 
Kaiserin Maria Theresia selbst dem Regiment 
geschenkt worden war. Bei allen anderen Kaval- 
lerieregimentern wurden die Standarten im Jahre 
1868. im Zuge der Heeresreform, abgeschafft und 
eingezogen. um später dem Heeresmuseum über- 
geben zu werden". 
In seinem langen Leben führte Gurschner eine 
solche Fülle von Aufträgen aus, daß sein Atelier, 
in dem sich noch ein Großteil der Entwürfe erhalten 
hat, in etwa wie eine Porträtgalerie österreichischer 
und ausländischer Persönlichkeiten der ersten 
Hälfte unseres Jahrhunderts anmutet. Künstler, 
13 Gusluv Gurschner, Medaille: K.k. öslerr. Aero Club, 
Pro m "o; Bronze. 1912. Dm. 88 mm. Eine „Elrich- 
ber der Wiener Innenstadt. 
 
 
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