Vor hundert Jahren. bald nach 1860. begannen
die Maler. nach neuen Wirklichkeitserfahrungen
zu suchen. Sie. die zumeist der Außenwelt fern
und ihrer Betriebsamkeit fremd gegenüber-
standen. waren überzeugt. daß der Ursprung
ihrer Bildvorslellungen nicht mehr in den Ober-
flöchenerscheinungen stecke. sondern in deren
Tiefe. In diesen Tiefen einer neuen Wirklichkeit,
die "voll von Größe" war. machten sie neue Ding-
und Seinserfahrungen. Seit Cezanne ist der
"Heroismus des Wirklichen" ein künstlerisches
Zentralthema und alles Schaffen, insbesondere
aber das Malen, nicht mehr ein Abbilden der
oberflächlichen Wirklichkeitsaspekte, sondern ein
gleichnishaftes Schaffen parallel zur Natur.
Diesem ersten Schritt zu einer neuen Wirklich-
keitserfahrung folgten weitere. die von den auf-
einanderfolgenden Strömungen und Richtungen
getan wurden und diejeweils den einen oder den
anderen Aspekt der Wirklichkeit in unverstellter
Weise sichtbar zu machen versuchten. Dies ge-
schuh fast immer im Gegensatz zum herrschenden
Zeitgeist und unter dem Einsatz der ganzen künst-
lerischen Existenz. Die Radikalität und existen-
tielle Entschlossenheit ist daher ein Grundzug
vieler schöpferischer Maler in unserer Epoche
und das Streben nach Unabhängigkeit von den
allzu rasch vorbeiziehenden Modeerscheinungen
sowie von dem, was den Augenblick bestimmt. eine
der wesentlichsten Triebkräfte ihres künstlerischen
Gestaltens. Im Vordergrund steht allein die sach-
liche Hingabe. die in erster Linie eine geistige ist,
an die gestellte Lebensaufgabe. die nur durch
eine solche entschiedene, das ist sachliche Kone
frontation des Künstlers mit der vollen Wirkliche
keit auch zu einer Leistung im Dienste der Men-
schen zu werden vermag.
Wer unter solchen Voraussetzungen schafft und
die Wirklichkeit in allen Dimensionen ernst
nimmt, macht es sich und seinen Zeitgenossen
nicht leicht. Als ein Feind aller Bequemlichkeiten
legt er auch keinen Wert auf schnelle Augenblicks-
erfolge und überfordert weder sich noch das
Publikum durch eine sensationelle Publicity. Die
sachliche Hingabe als menschliche Haltung und
Arbeitsmethade befähigen ihn, die ganze Wirklich-
keit zu erfassen. ihre reale und ihre "irreale",
geistige Seite, und sie objektiviert in seinen Ar-
beiten zu realisieren, ohne hierbei „sachlich" im
Trivialsinn, das heißt unpersönlich zu werden.
Der 1921 in Glojach. Steiermark. geborene
Stark nimmt für sich das Recht in Anspruch.
der charakterisierten Haltung und Arbeitsmet
zu schaffen. Er gehört zu jenen Künstlern, di
das Ganze gerichtet sind und sich um die Wirl
keitserfahrung des Malers mühen: um die F
und deren "Taten und Leiden", welche jc
malerische Wahrheit ausmachen.
Als einem Künstler, der sich Cezanne verpfl
fühlt, erschienen ihm zunächst die konstruk
Kräfte, die den farbigen Aufbau seiner E
architektonisch bestimmten. die Träger der X
lichkeit zu sein. Dieser Aspekt einer "man:
organisierenden" Wirklichkeitserfahrung
-gestaltung herrscht in vielen seiner Ölbilde
und ist wesentlich vom Material her inspi
Stark betrachtet den farbigen und umgre
Fleck als eine Art Baustein im Bildganzen.
Anders verhält es sich aber mit den in den I:
Jahren entstandenen Blättern in Mischtechnik
Bildganze dieser Gouachen verrät weniger t
..münnlich-dynamischen" Organisatianswille
vielmehr die polare Entsprechung eines ,.ma
chalischen Urgrundes". eines wehenden.
menden. sensiblen Farbchaos. das alle Gestalt
möglichkeiten prüüguriert in sich trügt.