a Mauer
ER BILDHAUER
WIN REITER
Wer sich mit Erwin Reiters Plastiken und Zeich-
nungen konfrontiert (und Reiter ist Bildhauer
und Zeichner in gleicher Weise), begegnet einer
archaischen Welt. Der Mensch entreißt sich den
Elementen, der Natur, taucht immer neu aus
dem Chaos auf, übersteigt aber auch das Organi-
sierte, Belebte, das um ihn wimmelt. gewinnt
seine ihm eigene Gestalt, hebt das Haupt. während
sein Antlitz noch im Unklaren, Ungewissen bleibt.
Reiter trachtet nicht nach abstrakten Formen.
begnügt sich nicht mit Aliiterationen an sein
Thema Mensch; er fühlt sich als Interpret und
Hermeneut dieses unausschöpflichen Gegenstandes,
der immer neue Generationen fasziniert; Reiter
liegt nichts an naturalistischer Wiedergabe, deren
Akribie und Perfektion: er überläßt solche zweck-
lose Bemühungen den gutbezahlten Portrütisten
der Natur, die das Publikum frequentiert, die
nicht aussterben: sein deutender Zugriff verwan-
delt die Figur des Menschen mit drastischen
Akzenten; Deformation ist ihm selbstverständliches
Requisit; Reiter ist Gotiker: er fragt nicht nach
aem Phänomen. der Haut der Erscheinungen:
er sucht den Drehpunkt, die Angel, das Element,
er sucht den seelischen Kern, den inneren Aus-
gangspunkt aller Triebe. Antriebe und aller
E R WI N RE I TE R
Geboren 1933 in julbath. ttlülillltertel, Oberösterreich.
willentlichen Akte. Von diesem Zentrum aus
beginnen sich seine Figuren zu winden, zu drehen.
zu bewegen. Es ist etwas Zentrales, das sich äußert.
das gestikuliert, das in Aktion tritt, das nach
Ausdruck ringt. Das Barocke an Reiters Figuren
ist gotischen Ursprungs, hebt sich unbezweifelbar
von allen Klassizismen ab; ihm liegt nichts an der
unverönderiichen „ewigen" Form, die in sich
ruht, sich genügt, sich als Endgültiges darbietet.
Reiters Plastik hat die Vollkommenheit des Vor-
läutigen; man erwartet beim Anblick dieser
Figuren immer Neues, Überraschendes: man
hofft auf Variationen, man ahnt die Breite des
Themas, die Fülle noch ausgenützter Möglich-
keiten; man verlangt nach Metamorphosen und
wird der Abwandlungen nicht müde. Für Reiter
ist der Mensch jenes sich selbst bestimmende Wesen.
das, nach kurzem Atemholen, jeweils seine Grenzen
sprengt und dessen empirische Breite und Tiefe
nicht aprioristisch angeengt werden darf, ienes
Sein, das sich ständig überholt, und werdend
dieses Werden mitbestimmt, Reiters Figuren sind
dynamisch, dramatisch; sie agieren auf dem
Theater der Geschichte; sie transzendieren die
Evolution der Natur durch das Progressive des
Geistes, realisierter Geist im Leib, geistig geprägtes
Leben, formierte Materialitüt.
Studium bei Prufzxwr Wormbt: in Wien vun 1953A1959, 1959-1960 Sludiznatafzntlmll in Paris. 1960 Beginn der Bamijigiaren.
Ausslzllungen
1959 Gcsanuaiurlellung in der Calzrlejung: Geilemliolt, Wien
1960 San Salvador:
1961 Galerie du Stadt Linz
1961 Galerie Wdvthlt, Wien
1964 „Geiß und Farm". Wien. Eizendtarfnsriqße
1964 "Kunst und cmtmsittat", cm.-
1964 iVeihnochrmlixslellung 0mm närhxt st. Stephan, Wien
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1965 „Plastiken und Zelchnungm", Gnlzvie nächsl st. Sltphnrl