MAK
Internationale 
^ammler-Zcifunß 
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde 
Herausgeber: Norbert Ehrlich 
27. Jahrgang Wien, Juni 1935 Nr. 10 
Ausverkauf bei John Pierpont P/iorgan jun. 
Man schreibt uns aus London: 
Die Meldung der „Internationalen Sammlerzei- 
tung“, dag John Pierpont Morgan jun. beim Ver 
kauf seiner kostbaren Gemälde nicht halt machen, 
sondern auch seine großartige Miniaturensammlung 
veräußern werde, hat sich rascher bestätigt, als 
man annehmen konnte. 
Schon kündigt C h r i s t i e für den 24. bis 
27. Juni die Versteigerung der einzigartigen Samm 
lung an, die John Pierpont Morgan der Aeltere in 
mühevoller, jahrelanger Sammelarbeit zusammen 
gebracht hat. Man weif;, John Pierpont Morgan be 
gnügte sich nicht damit, einzelne wertvolle Stücke 
zu erwerben, er kaufte viele der großen Miniatur 
sammlungen, die auf den Markt kamen, in Bausch 
und Bogen auf, so die Sammlungen Propert, Jo 
seph, Hawkins und Heine. 
Der Katalog der Sammlung, ein Prachtwerk von 
bleibendem Werte, verzeichnet nicht weniger als 
795 Nummern. Das Glanzstiick der Sammlung, um 
das gewiß ein heißer Kampf entbrennen wird, ist 
das Armada-Juwel. Es stellt ein Brustbild der 
Königin Elisabeth von England in ovaler Goldpla 
kette dar und ist mit Perlen und Edelsteinen um 
geben. Es soll nach Vernichtung der Armada im 
Jahre 1588 dem Sir Francis Walsingham, der 
alle Vorbereitungen für die Besiegung der Flotte 
getroffen hatte, übergeben worden sein. 1902 wur 
de es bei Christie um 5250 Pfund Sterling verkauft. 
Die Miniature wird Nicholas H i 11 i a r d zuge 
schrieben, von welchem noch 20 Miniaturen in der 
Sammlung Morgan aufscheinen. 
Von Hans H o 1 b e i n dem Jüngeren finden wir 
in der Sammlung sieben Miniaturen, darunter ein 
Porträt der Mrs. Pemberton, das im Jahre 1904 auf 
der Auktion Hawkins um 2750 Pfund verkauft wur 
de, ferner zwei Miniaturen König Heinrich des VIII., 
deren eines das Gegenstück zu dem Porträt der 
Anna von Cleve im Viktoria-Albert-Museum in 
London ist. Die Miniaturen von LI o s k i n s umfas 
sen zwei Bilder König Karl des I. und der Königin 
Henriette Marie, sowie eine Miniatur des Herzogs 
von Berwick. 
Die englische Periode des 18. Jahrhunderts 
bringt eine Sammlung von beiläufig sechzig Minia 
turen von Richard Cosway, darunter ein herrli 
ches Porträt der Dubarry, das im Jahre 1902 auf 
einer Versteigerung bei Christie um 1050 Pfund 
Sterling erstanden wurde. 
Von Andrew P 1 i m e r, seinem berühmtesten 
Schüler, sind wohlgezählie dreißig Miniaturen in 
der Sammlung Morgan vorhanden; dessen großer 
Rivale George Englehearf ist durch 20 Stück 
repräsentiert. Andere Künstler dieser Periode, wie 
Ozias Humphrey, Samuel Shelley, John 
Smart und Nathaniel, der Bruder Andrew 
P 1 i m e r s, figurieren mit besonders repräsentati 
ven Miniaturen. 
Von den großen französischen Miniaturisten 
sind Fragonard mit 13, Du Moni mit 18, 
C 1 o u e t mit 10, Greuze mit drei, P e t i t o t und 
Augustin mit fast seinem Gesamtwerk, hun- 
derfunddreißig Miniaturen, vertreten. 
Isabey hat reizende Miniaturen der Familie 
Napoleons in dieser Sammlung, so Napoleon als 
Konsul, den Herzog von Reichstadt als Knaben, die 
Kaiserin Maria Louise mit dem Herzog von Reich 
stadt, endlich Mdm. Recamier. V a u t h i e r ist mit 
Miniaturen des Herzogs von Mazarin und des Mar 
schalls Coligny, L i o t a r d mit einem Porträt der 
Mdm. Elisabeth, der Schwester Louis XVI., Nat- 
t i e r mit vier Miniaturen da. Boucher brilliert 
mit einer Miniatur, Mutter und Kinder, Mdm. 
V i g e e-L e b r u n mit einer Miniatur, auf der sie 
neben ihrer Tochter zu sehen ist, Watteau mit 
einer Miniatur „Bai Cihampetre“. 
Unter den Künstlern anderer Länder begegnen 
wir Chodowiecki mit einem Porträt des Kö 
nigs Stanislaus von Polen, Orassi mit einer 
Miniatur der Gräfin Therese Kinsky. 
Ueber den Verlauf der Auktion werden die 
Leser der „Internationalen Sammlenzeilung“ ge- 
nauestens informiert werden.
	        
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