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lcm. 1664. Pmus Hals-Museum
stellung der acht Gruppenbildnisse im Frans Hals-
Museum erlebt werden. ln der heutigen Ausstellung
war den fünf frühen Schützenstücken (von 1616
bis 1639) die „Magere Kompanie" (1637, ein ge-
meinsames Werk von Hals und Pieter Codde) als
Leihgabe des Amsterdamer Riiksmuseums beige-
geben, an einer Schmalwand dieses Hauptsaales
hingen drei Meisterwerke des Einzelporträts („Der
fröhliche Trinker", „Der Lautenspieler", „Bildnis
des Isaac Abrahams: lklassa"), die Regentenstücke
von 1641 und 1664 waren in anderen Räumen unter-
gebracht. Aber nicht nur wird jederzeit schon an
diesen Gruppenbildern der Umfang, die Gesamt-
heit des Wesens der Kunst Hals' abgelesen werden,
sondern diese überwältigende, von Reichtum über-
quellende Versammlung der acht Bilder wird immer
auch, über das Erlebnis des einzelnen hinaus, den
Wert des Exemplarischen haben, sie wird, wie alle
klassisch gewordenen XVerke, nicht nur die Maß-
stäbe geben, sondern zugleich auch zu ständigem
Überprüfen dieser Maßstäbe auffordern. Es sieht
ganz danach aus, als wäre es ein guter Zeitpunkt
gewesen, durch die Hals-Ausstellung dieses Jahres
diese klassischen Monumentalwerke aus der Ruhe
ihrer ständigen Umgebung hervorzuheben.
XVenn es ein Kriterium des Genialen ist, daß seine
Betrachtung uns notgedrungen rasch auf die grund-
legenden Phänomene führt, dann stehen wir hier
vor einem solchen Fall. Der XVechsel von einer
Form zu einer anderen ist, als Ergebnis der per-
sönlichen Entwicklung, eine Selbstverständlichkeit,
es ist aber etwas gar nicht Selbstverständliches,
wenn zwei so verschiedene Cestaltungsweisen von
dermaßen gleicher Wirkungsgewalt sind. Es soll
hier einmal nicht so sehr von der Verschiedenheit
der frühen und der späten Gruppenbildnisse die
Rede sein, die immer wieder zur Betrachtung und
Deutung angeregt hat, und zwar in mehrfacher
Weise: als Verschiedenheit zwischen der unbe-
kümmerten Daseins- und Wirklichkeitsfreude und
einem trüben Alterspessimismus, oder, wo diese
biologische und psychologische Deutung als unhe-
friedigend empfunden wird, als Wandel ebensosehr
der Darstellungsweise wie der Anschauungsweise,
oder schließlich als begründet in einem naheliegenden
Drang zu einer zunehmend freieren malerischen
Bildstruktur, naheliegend in einer Malerei, wie die
von Hals es von Anbeginn war. Sicherlich ist von
all dem etwas als Erklärung zutreffend, man soll
nur nicht auf einem einzigen dieser Erklärungs-
gründe bestehen. Gewiß dürfen wir in der auf-
fallend lockeren Kompositionsweise der letzten zwei
Gruppenbilder so wie in dem labilen, schwankenden
Bildgeriist des über den Stuhl gelehnten „Mannes
mit Schlapphut" etwas wie den Ausdruck von
Skepsis und Apathie des hohen Alters gegenüber
den überkommenen Auffassungen vom Bild der
Realität sehen l). Auch noch die monochrome Düster-
nis dieser Bildnisse mag man in diesem Sinne deuten:
so trüb erscheint nun dem alten Mann das vergäng-
liche Bild des Menschen, und eitel sind ihm die
bunteren Farben des Lebens. Aber es schien ihm
nun nicht nur nötig, auf diese bunten und heiteren
Farben, auf die schwelgerische Polyphonie von früher
zu verzichten, sondern ein solcher Verzicht mußte
einen Maler seiner Art und seines Ranges auch reizen.
Mit einem Nichts an Gegenstandsfarben, in aller-
feinsten Abtönungen innerhalb eines monochrornen
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