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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 64 und 65)

 
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stellung der acht Gruppenbildnisse im Frans Hals- 
Museum erlebt werden. ln der heutigen Ausstellung 
war den fünf frühen Schützenstücken (von 1616 
bis 1639) die „Magere Kompanie" (1637, ein ge- 
meinsames Werk von Hals und Pieter Codde) als 
Leihgabe des Amsterdamer Riiksmuseums beige- 
geben, an einer Schmalwand dieses Hauptsaales 
hingen drei Meisterwerke des Einzelporträts („Der 
fröhliche Trinker", „Der Lautenspieler", „Bildnis 
des Isaac Abrahams: lklassa"), die Regentenstücke 
von 1641 und 1664 waren in anderen Räumen unter- 
gebracht. Aber nicht nur wird jederzeit schon an 
diesen Gruppenbildern der Umfang, die Gesamt- 
heit des Wesens der Kunst Hals' abgelesen werden, 
sondern diese überwältigende, von Reichtum über- 
quellende Versammlung der acht Bilder wird immer 
auch, über das Erlebnis des einzelnen hinaus, den 
Wert des Exemplarischen haben, sie wird, wie alle 
klassisch gewordenen XVerke, nicht nur die Maß- 
stäbe geben, sondern zugleich auch zu ständigem 
Überprüfen dieser Maßstäbe auffordern. Es sieht 
ganz danach aus, als wäre es ein guter Zeitpunkt 
gewesen, durch die Hals-Ausstellung dieses Jahres 
diese klassischen Monumentalwerke aus der Ruhe 
ihrer ständigen Umgebung hervorzuheben. 
XVenn es ein Kriterium des Genialen ist, daß seine 
Betrachtung uns notgedrungen rasch auf die grund- 
legenden Phänomene führt, dann stehen wir hier 
vor einem solchen Fall. Der XVechsel von einer 
Form zu einer anderen ist, als Ergebnis der per- 
sönlichen Entwicklung, eine Selbstverständlichkeit, 
es ist aber etwas gar nicht Selbstverständliches, 
wenn zwei so verschiedene Cestaltungsweisen von 
dermaßen gleicher Wirkungsgewalt sind. Es soll 
hier einmal nicht so sehr von der Verschiedenheit 
der frühen und der späten Gruppenbildnisse die 
Rede sein, die immer wieder zur Betrachtung und 
Deutung angeregt hat, und zwar in mehrfacher 
Weise: als Verschiedenheit zwischen der unbe- 
kümmerten Daseins- und Wirklichkeitsfreude und 
einem trüben Alterspessimismus, oder, wo diese 
biologische und psychologische Deutung als unhe- 
friedigend empfunden wird, als Wandel ebensosehr 
der Darstellungsweise wie der Anschauungsweise, 
oder schließlich als begründet in einem naheliegenden 
Drang zu einer zunehmend freieren malerischen 
Bildstruktur, naheliegend in einer Malerei, wie die 
von Hals es von Anbeginn war. Sicherlich ist von 
all dem etwas als Erklärung zutreffend, man soll 
nur nicht auf einem einzigen dieser Erklärungs- 
gründe bestehen. Gewiß dürfen wir in der auf- 
fallend lockeren Kompositionsweise der letzten zwei 
Gruppenbilder so wie in dem labilen, schwankenden 
Bildgeriist des über den Stuhl gelehnten „Mannes 
mit Schlapphut" etwas wie den Ausdruck von 
Skepsis und Apathie des hohen Alters gegenüber 
den überkommenen Auffassungen vom Bild der 
Realität sehen l). Auch noch die monochrome Düster- 
nis dieser Bildnisse mag man in diesem Sinne deuten: 
so trüb erscheint nun dem alten Mann das vergäng- 
liche Bild des Menschen, und eitel sind ihm die 
bunteren Farben des Lebens. Aber es schien ihm 
nun nicht nur nötig, auf diese bunten und heiteren 
Farben, auf die schwelgerische Polyphonie von früher 
zu verzichten, sondern ein solcher Verzicht mußte 
einen Maler seiner Art und seines Ranges auch reizen. 
Mit einem Nichts an Gegenstandsfarben, in aller- 
feinsten Abtönungen innerhalb eines monochrornen 
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