Im Besitze des Germanischen Na-
tional-Museums befindet sich eine
Zeichnung Daniel Grans (Hz
3787), die durch die Ausstellung
1957 in der Albertina, wo sie als
Leihgabe vertreten war, als eine
Entwurfszeichnung für ein Fresko
des Prunksaales der Wiener Hof-
bibliothek identifiziert werden
konntel). Eine Ölskizzel) - seit
1930 im Besitze des Germanischen
National-Museums, früher als ita-
lienisch bezeichnet und mit P. da
Cortona in Verbindung gebracht,
später Daniel Gran zugeschrieben
r ist das zweite Objekt aus der
Entwurfsarbeit des Künstlers für
die Wiener Hofbibliothek aus den
Beständen des Germanischen Na-
tional-Museums.
Diese Skizze, Öl auf Leinwand,
ist relativ groß (57,5 cm x 84 cm).
Komposition und in schwächerem
Maße auch die Farbgebung wir-
ken neben Werken anderer öster-
reichischer oder süddeutscher Ma-
ler fast klassizistisch. Diese „Stren-
ge" in der Bildkomposition wie
auch im Aufbau der einzelnen Fi-
guten ist Grans Lehrzeit in Italien
zuzuschreiben und erklärt die
frühere Zuweisung des Nürnber-
ger Bildes an einen italienischen
Künstler.
Im Anschluß an seine Arbeiten im
Palais Schwarzenberg malte Gran
1726-1730 in der Hofbiblio-
thekä). Er war 32 Jahre alt, als
sich ihm diese großartige Auf-
gabe bot, sein Talent zu beweisen
und zu steigern. Thematisch war
Gran durch das detaillierte Pro-
gramm des Conrad Adolph von
Albrecht4) festgelegt, aber in
Komposition und Farbe hatte er
völlige Gestaltungsfreiheit. Das
Nürnberger Bild ist der in Öl
ausgeführte Entwurf für die „Alle-
gorie auf das Studium der gött-
lichen Weisheit". Gran malte die-
ses Thema auf den linken, soge-
nannten Friedensllügel 5), der an
die Hofburg anstößt und durch
den einst der Kaiser seine Biblio-
thek betrat. Die Darstellung im
einzelnen wird im Codex Albrecht
wie folgt festgelegt: „ . . . Das in
der Mitten des Flügel-Saals er-
scheinende Blafon, oder Mittel-
stuck des völligen größeren Ge-
wölbs haltet in sich die Vor-
bildung der die Himlischen Sachen
betrachtenden Wissenschafft, dar-
innen zeiget sich mitten das im
Triangel geformbte alles inse-
hendc Auge der Göttlichen VUeiß-
heit, unter dessen ausbreitenden
Glantz, sitzet die Untersuchung
Hirnlischer Dingen, welche von
einem Theologischen Genio das
Apokalyptische mit Siegel und
Lamb gezierte Buch herbey ge-