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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 64 und 65)

 
Im Besitze des Germanischen Na- 
tional-Museums befindet sich eine 
Zeichnung Daniel Grans (Hz 
3787), die durch die Ausstellung 
1957 in der Albertina, wo sie als 
Leihgabe vertreten war, als eine 
Entwurfszeichnung für ein Fresko 
des Prunksaales der Wiener Hof- 
bibliothek identifiziert werden 
konntel). Eine Ölskizzel) - seit 
1930 im Besitze des Germanischen 
National-Museums, früher als ita- 
lienisch bezeichnet und mit P. da 
Cortona in Verbindung gebracht, 
später Daniel Gran zugeschrieben 
r ist das zweite Objekt aus der 
Entwurfsarbeit des Künstlers für 
die Wiener Hofbibliothek aus den 
Beständen des Germanischen Na- 
tional-Museums. 
Diese Skizze, Öl auf Leinwand, 
ist relativ groß (57,5 cm x 84 cm). 
Komposition und in schwächerem 
Maße auch die Farbgebung wir- 
ken neben Werken anderer öster- 
reichischer oder süddeutscher Ma- 
ler fast klassizistisch. Diese „Stren- 
ge" in der Bildkomposition wie 
auch im Aufbau der einzelnen Fi- 
guten ist Grans Lehrzeit in Italien 
zuzuschreiben und erklärt die 
frühere Zuweisung des Nürnber- 
ger Bildes an einen italienischen 
Künstler. 
Im Anschluß an seine Arbeiten im 
Palais Schwarzenberg malte Gran 
1726-1730 in der Hofbiblio- 
thekä). Er war 32 Jahre alt, als 
sich ihm diese großartige Auf- 
gabe bot, sein Talent zu beweisen 
und zu steigern. Thematisch war 
Gran durch das detaillierte Pro- 
gramm des Conrad Adolph von 
Albrecht4) festgelegt, aber in 
Komposition und Farbe hatte er 
völlige Gestaltungsfreiheit. Das 
Nürnberger Bild ist der in Öl 
ausgeführte Entwurf für die „Alle- 
gorie auf das Studium der gött- 
lichen Weisheit". Gran malte die- 
ses Thema auf den linken, soge- 
nannten Friedensllügel 5), der an 
die Hofburg anstößt und durch 
den einst der Kaiser seine Biblio- 
thek betrat. Die Darstellung im 
einzelnen wird im Codex Albrecht 
wie folgt festgelegt: „ . . . Das in 
der Mitten des Flügel-Saals er- 
scheinende Blafon, oder Mittel- 
stuck des völligen größeren Ge- 
wölbs haltet in sich die Vor- 
bildung der die Himlischen Sachen 
betrachtenden Wissenschafft, dar- 
innen zeiget sich mitten das im 
Triangel geformbte alles inse- 
hendc Auge der Göttlichen VUeiß- 
heit, unter dessen ausbreitenden 
Glantz, sitzet die Untersuchung 
Hirnlischer Dingen, welche von 
einem Theologischen Genio das 
Apokalyptische mit Siegel und 
Lamb gezierte Buch herbey ge-
	        
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