ALOlS VOGEL
Der Mensch. mitten in ein gewaltiges
Universum gestellt, sieht in unendliche
Räume. Millionen Sterne bewegen sich
durch sie. Wellen. um vieles größer
als unsere Erde. rasen um Sonnen.
Verloschene Gestirne leuchten noch
immer, Der Mensch sieht aber auch
sich, in den Leib, in dem Millionen
kleinste Bakterien leben und sich auf
ähnlichen Bahnen bewegen. Die großen
Himmelskörper und die kleinen Mikroe
ben haben bestimmte Formen. Be-
trachten wir sie sehenden Auges, mit
dem Fernrohr oder mit dem MlkFOr
skop. dann erkennen wir, wie wundere
bar und vielfältig, im Letzten nach
geheimnisvollen, unfaßbaren Ordnun-
gen sie geschaffen sind.
Zwischen diesen Extremen steht der
Mensch! Er steht zwischen den unend-
lich kreisenden großen und den uni
endlich kreisenden kleinen Welten und
ist doch wieder ein Extrem für sich. ein
Kosmos. der kraft seiner technischen
Fähigkeiten über die Bahnen der großen
Planeten hinausreicht und kraft seiner
seelischen Fähigkeiten tiefer in sich
dringen kann, als alle Bakterien im-
stande sind, Der Mensch, das Koordie
natenkreuz der Schöpfung!
Ein Künstler, der an dieses Koordi-
natenkreuz glaubt, hängt selbst, um
im Bilde zu bleiben, zur Marlerung,
aber auch zur Erlösung seiner Mit?
menschen. an diesem Kreuze. Immer
wieder wird er aufs neue das Bild
dieses Menschen zu gestalten versuchen.
Es ist freilich nicht der Mensch in seiner
Zertrümmerung, den er zeigen will.
in der Zertrümmerung einer atomaren
Der Bildhauer Alexander Silveri -
Anatomie etwa. oder einer psycho-
analytischen Aufspaltung in ein Same
melsurium unkantrotlierbarer Triebe,
auch dann nicht, wenn manche seiner
Berufsgenossen darin eine Lösung sehen.
Es ist auch nirht der Mensch als geor
metrischer Block, uniform, ein Glied
eines von der Technik und den sozialen
Normen verschluckten Massenwesens,
das Menschenbild manch anderer sei-
ner Kollegen, sondern es ist der Mensch
als Ebenbild Gottes.
Es ist sicher kein Zufall, dal} Alexander
Silveri zu dieser Wesensschau kam. Er,
der 1910 in Graz in der Steiermark geb
boren wurde. fand schon mit lS Jahren
zur Plastik Er lernte damals in seiner
Geburtsstadt auf der Kunstschule Bild-
hauerei und studierte später bei Pro?
fessor Mullner an der Wiener Akademie
weiter, Heute unterrichtet Silveri in
der Grazer Kunstgewerbeschule und
gibt trotz oder vielleicht infolge seiner
künstlerischen Kraft und Kapazität den
jungen Menschen mehr als nur das
Theoretische und Praktische seines
Wissens und Könnens mit.
Seine SlUCllEHlClltFE in dem Wien der
großen Wirtschaftskrise waren Jahre
der biltersten Armut. Das hieß: Hunger
und Kalte, ln elenden Barakenquaitier
ren hausend, lernte der Künstler ken-
nen, was den meisten iungen Schaffen?
den heute. in der Zeit des Managertuihs
und der Subventionen. fast unbekannt
geblieben ist: die Not. Aus dieser
Situation wuchsen ihm, ähnlich wie
Dastoiewski, Gestalten, die färmlich
von ihrem Leid ergriffen sind. clarnoe
nisch erfüllte. in ihrem Sein aufgehende.
Und hier müssen wir den Kein
zu jener ständigen Bereitschof
mitten in dieser Welt der Vi
und Entrechteten, mit allen ihi
bildungen. den lichten und re
loser zu stellen, einen Alioscha
der wilden, vitalen Brüder.
Einige für diese Zeit bezei
Werktitel : Der Einsame
Blinde, Der Klagende. An
und manch anderen Plastike
Epoche kann man einen i
Einflul} Barlachs feststellen. C
zur einfachen Linie, zum Ausdi
Wesentlichen und vor allem dc
Anliegen. der Mensch. Fur l
sume bekam Alexander Silvc
einen Staatspreis, es war das d
staatliche Anerkennung des K
der bis ietzt uber hundert Ski
unzählige Entwürfe und Gr
gemacht hat. dessen Werke in
repräsentativen Ausstellungen
Schweiz in Luzern. Zug uni
burg. weilers in Sao Paula.
Wien und einige Male in Salzt
läßlich der Biennale zu seher
und dessen Altäre vielen östi
schert Kirchen einen echten Mit
geben.
Wenn davon gesprochen wur
die am eigenen Leibe verspii
die eine Komponente der Entv
Silveris war, so trat in den Krieg
eine zweite. ebenso entscheide
ihn heran. Es scheint nämlich d
kein Zufall gewesen zu sein. i
Bildhauer im Zuge der deutsc
setzung nach Kreta und späti
Griechenland gekommen war