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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 64 und 65)

ALOlS VOGEL 
Der Mensch. mitten in ein gewaltiges 
Universum gestellt, sieht in unendliche 
Räume. Millionen Sterne bewegen sich 
durch sie. Wellen. um vieles größer 
als unsere Erde. rasen um Sonnen. 
Verloschene Gestirne leuchten noch 
immer, Der Mensch sieht aber auch 
sich, in den Leib, in dem Millionen 
kleinste Bakterien leben und sich auf 
ähnlichen Bahnen bewegen. Die großen 
Himmelskörper und die kleinen Mikroe 
ben haben bestimmte Formen. Be- 
trachten wir sie sehenden Auges, mit 
dem Fernrohr oder mit dem MlkFOr 
skop. dann erkennen wir, wie wundere 
bar und vielfältig, im Letzten nach 
geheimnisvollen, unfaßbaren Ordnun- 
gen sie geschaffen sind. 
Zwischen diesen Extremen steht der 
Mensch! Er steht zwischen den unend- 
lich kreisenden großen und den uni 
endlich kreisenden kleinen Welten und 
ist doch wieder ein Extrem für sich. ein 
Kosmos. der kraft seiner technischen 
Fähigkeiten über die Bahnen der großen 
Planeten hinausreicht und kraft seiner 
seelischen Fähigkeiten tiefer in sich 
dringen kann, als alle Bakterien im- 
stande sind, Der Mensch, das Koordie 
natenkreuz der Schöpfung! 
Ein Künstler, der an dieses Koordi- 
natenkreuz glaubt, hängt selbst, um 
im Bilde zu bleiben, zur Marlerung, 
aber auch zur Erlösung seiner Mit? 
menschen. an diesem Kreuze. Immer 
wieder wird er aufs neue das Bild 
dieses Menschen zu gestalten versuchen. 
Es ist freilich nicht der Mensch in seiner 
Zertrümmerung, den er zeigen will. 
in der Zertrümmerung einer atomaren 
 
Der Bildhauer Alexander Silveri - 
Anatomie etwa. oder einer psycho- 
analytischen Aufspaltung in ein Same 
melsurium unkantrotlierbarer Triebe, 
auch dann nicht, wenn manche seiner 
Berufsgenossen darin eine Lösung sehen. 
Es ist auch nirht der Mensch als geor 
metrischer Block, uniform, ein Glied 
eines von der Technik und den sozialen 
Normen verschluckten Massenwesens, 
das Menschenbild manch anderer sei- 
ner Kollegen, sondern es ist der Mensch 
als Ebenbild Gottes. 
Es ist sicher kein Zufall, dal} Alexander 
Silveri zu dieser Wesensschau kam. Er, 
der 1910 in Graz in der Steiermark geb 
boren wurde. fand schon mit lS Jahren 
zur Plastik Er lernte damals in seiner 
Geburtsstadt auf der Kunstschule Bild- 
hauerei und studierte später bei Pro? 
fessor Mullner an der Wiener Akademie 
weiter, Heute unterrichtet Silveri in 
der Grazer Kunstgewerbeschule und 
gibt trotz oder vielleicht infolge seiner 
künstlerischen Kraft und Kapazität den 
jungen Menschen mehr als nur das 
Theoretische und Praktische seines 
Wissens und Könnens mit. 
Seine SlUCllEHlClltFE in dem Wien der 
großen Wirtschaftskrise waren Jahre 
der biltersten Armut. Das hieß: Hunger 
und Kalte, ln elenden Barakenquaitier 
ren hausend, lernte der Künstler ken- 
nen, was den meisten iungen Schaffen? 
den heute. in der Zeit des Managertuihs 
und der Subventionen. fast unbekannt 
geblieben ist: die Not. Aus dieser 
Situation wuchsen ihm, ähnlich wie 
Dastoiewski, Gestalten, die färmlich 
von ihrem Leid ergriffen sind. clarnoe 
nisch erfüllte. in ihrem Sein aufgehende. 
Und hier müssen wir den Kein 
zu jener ständigen Bereitschof 
mitten in dieser Welt der Vi 
und Entrechteten, mit allen ihi 
bildungen. den lichten und re 
loser zu stellen, einen Alioscha 
der wilden, vitalen Brüder. 
Einige für diese Zeit bezei 
Werktitel : Der Einsame 
Blinde, Der Klagende. An 
und manch anderen Plastike 
Epoche kann man einen i 
Einflul} Barlachs feststellen. C 
zur einfachen Linie, zum Ausdi 
Wesentlichen und vor allem dc 
Anliegen. der Mensch. Fur l 
sume bekam Alexander Silvc 
einen Staatspreis, es war das d 
staatliche Anerkennung des K 
der bis ietzt uber hundert Ski 
unzählige Entwürfe und Gr 
gemacht hat. dessen Werke in 
repräsentativen Ausstellungen 
Schweiz in Luzern. Zug uni 
burg. weilers in Sao Paula. 
Wien und einige Male in Salzt 
läßlich der Biennale zu seher 
und dessen Altäre vielen östi 
schert Kirchen einen echten Mit 
geben. 
Wenn davon gesprochen wur 
die am eigenen Leibe verspii 
die eine Komponente der Entv 
Silveris war, so trat in den Krieg 
eine zweite. ebenso entscheide 
ihn heran. Es scheint nämlich d 
kein Zufall gewesen zu sein. i 
Bildhauer im Zuge der deutsc 
setzung nach Kreta und späti 
Griechenland gekommen war
	        
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