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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 89)

 
DIE II. INTERNATIONALE SCHAU 
SAKRALER KUNST IN TRIEST 
Vielbeachleter Beitrag aus Österreich 
An der Il.lnlcrnationalen seliau sakraler 
Kunst in Triesi naiiinen diasnial Kunsller 
aus in siaaien Ieii au; Araeriiinien. Frankr 
rclch, ßralxisiilannien, Israel. liaiien. Jugar 
siawieri, Kamerun. Malesien. Österreich. 
Polen, Schweiz, Spanien und der Tschechor 
slawakei. in;ae;aini werden 250 werke 
aezeigi. 
Diese Aussieliung kann als zusiimmunde Ani- 
warl der kunsiiersrnan aus aller viel: auf 
die Worte der Einladung anqesehen werden, 
welche die Kanzilsvdier zum Abschluß des 
Zwcllen Vaiikanurns am B,Dc7ember 1965 
an diese aerirriiai haben: 
..0ie Kirche hat seil langer zeii rnll euch 
ein sundni; geschlossen. Ihr habl inre Gatles- 
duser gebaul und ausgeschmuckt, inre Lehr- 
sälze verherrlichl und Ihre LlturgIC reicher 
geiriaeni. Ihr nabi geholfen. Ihre gaiiiiane 
Botschaft in die Sprache der Farmen und 
lfsesialien zu übersetzen und die Welt des 
unsirriibaren wahrnehmbar zu machen. 
i-Ieuie bedarf cucr die kireiie ebensa wie 
vardem und wendei sien an euch. sie saai 
euch durch uns Laill rllchl zu. dall ein sa 
irueriibai-es Bdndnis zei-siari wird Verschllelli 
euren Geist nicht dem Alem des rieiiiaan 
Geistes " 
Drei Themenkreise lassen sich unter den 
ausgestellten Wuiken vor dilern erkennen: 
Chrisius. Maria, die Engel. BerncrkenswerI 
isi auch die ßeieiliguna au; den valksdema- 
kralischen Lundvrn. die bei der ersien Aus- 
siellung Im ialire 1961 vailkanimen ieniien. 
Der jugoslawische Maler Tane Kalv greiii 
in seinem „tue Hamo" die expressiven 
Werie gotischer Tafelbilder wieder auf. SeIn 
Landsmann lsidar Male versucht. das Thema 
der "Taufe im Jordan" mii naiver Ausdrucks; 
kraft zu losen. 
lJie Falin Maria Aniaszkiewiez verleini inrern 
"Spaziergang des Jesusknaben" die echlen 
luge eine; naiven vaiivbildes. Lean sii- 
winski, der seil Jahren in Wien lebt. ist mit 
Werken der Ihm eigenen Technik der 
Manavetragraphik vertreten und bedienl sich 
der Formensprache der valk;kun;i („Wunder 
cnrisii" und __Triumpniererider cnrisius"). 
Der Brunner Ludvik Krolek nennt sein 
Gemälde „iivmnisrner Choral uber das 
Letzte Abendmahl". in scheinbarer Abslrakr 
iian spannl er die trcinspclrenle Haut des 
opiei-larnmes über die alte qekerble Plaiie 
dcr Tafel des Oslermahles. 
Da; aieierie Tnenia kehrt bEl Franca aeriii- 
lini wieder, der in seinem .,Cenacola" aber 
die Hache des Abendmahllisches Eesleak. 
ieiier. rrurniu und rlnsarie wie svmbaie 
ausieiil. 
Vielleichl das wirkungsvallsle Bild, nichl 
allein wegen suiner monumenlalen Ausmaße 
und der kraliia leuchtenden Farben. isi das 
iletzte Abendmahl" des Osierreiener; MCIXI- 
iiiIlian rlarian. Mii diesem sihllclßl er sieii 
gleichwertig der Nlalkultur und dem ek- 
bressiven Barock der sakralen werke eines 
Anton Faisiauar und Anian Kolig an. 
Das Moliv des gcschlachtelen Lammes Wlfd 
in derTrilagIe „ualaainw van Paul Meissner 
abgewandeii. die iraiz ilirer cranariigkeii 
eigariilich nur eine Region eines grellen 
Aiiarwerkes darsieili. In dunklen Farbwerlen 
wird das Mvsierium de; oaiers aus der 
Abslrciktiori In eine neue Figuraiian hinuber- 
ariunri. 
kerna Brindisi gesialiei seine "Kreuzigung" 
in stark kanlrasiierenden Helidiinkelrrara- 
werten una lalli dadurch die menschliche 
Urdmollk aHeIIoar werden. wahrerid der 
Amerikaner William Cangdon in diesem 
lhema durch den geslischan Auiirae der 
l-arben, die vom Dunkel zum Liani auf- 
sieiaen. die verriarriienuna varwrgnimmi. 
wIe ein Valkslied wirki aie rarbradieruna 
ileichen der Passion unseres llerrn" von 
iina Blürlclllrßüfflvlefü. 
Cesare Saficinopulo, der Nestor der Triesiiner 
Kunstler, bewahrt In seiner "CPOCEFISSIOTIE" 
als Schüler Franz Slucks der secesslanistischeri 
Farmenweii die Treue und aeianai dadurch 
iieuie zu neuer Akiualiidi. 
Das schlichte, in verhaltenen Farben streng 
kompariierIe Gernalde „Franziskus. Schwester 
Sanne und die vbael" van Rbmea Danec 
qehori zu den wenigen Werken. die sieh 
In dieser Schau der Heiliaendarsielluna 
widmen. 
Oiier werden Begebenheiten aus dem Allen 
und Neuen Testament bevorzugt, wie die 
„Autarweckunq des Lazarus" van Rlccarda 
iammasi Ferrani. Dieses Bild stellI mit 
seinem exakten DlSCgnO in gewissem Sinne 
eine Wledererwcckurig der Freude an den 
anatomischen Farmen der Renaissance dar. 
Der Israeli Jakob Sleinharl beschaftigt sich 
in seinen Holzschriltten, mit welchen er die 
Tradiiian des deutschen Expressionismus 
weiterfuhrl, ausschließlich mil Themen aus 
dem Allen Testament („Noah seanei die 
Tiere" ader noer graße Fisen speit lanas 
aus"). Die Zeichnung des Wieners Fritz 
 
llzinger „Abrahams Opfer" sriiließi daran 
an, wal-irend er in den beiden Gemälden 
„Der Häreliker" und „Aus der Aposiel- 
geschlchie" seine Atriniiai zur uphanlasiischen 
Malerei" cinbekcnnl. 
Ernst Fuchs isi mii dem kieiniarmaiiaen, in 
üllmclslerlicher nri gemalten Bild "Der 
kremii" verireien. 
In gewissem 5.niie verwandt mii der "phanr 
tastischen Malerei" Wiens sind die Werke 
des In Paris wirkenden iaaaners Leanarde 
FauiiIa. Sein rnarlanlscher Zyklus beweist 
ebenso eine Vorliebe iiir die exakte Zeiche 
nurig wie eine reIane allegorische Inter- 
preicilian des Tnemas. 
Auch der l-iawaianer Jean Ci-iai-lei widmei 
seine Lithographien ausseniielilicri Maria. Der 
iesuii Engelbert Mueng au; Kamerun ver- 
wendet in seincrn liOlZS(hl'llli.,NIGdOl'1flO und 
Kind" die Forrnenwelt seiner afrikanischen 
iiaimal. 
vali lyrischer Eiiilaanlieii Isi die „Himmel- 
ianri Mariens" im Gemalde van valeria 
veeenia dargestellt. 
Van auüerardenilienei- Malkuiiur sind die 
Werke von Michelangelo GUGCEI (.,Sl. Mi- 
chacl", .,kreuziaunu" und „Grablegung"). 
Das lniarsien-iriptychon ncririsius" des 
iriesiiners Auausld cerriiuai isi ein bSClChr 
ienswei-Ies Beispiel angewandter religiaser 
Kurisl, ebenso die Emailmosaikcn „Baby- 
lanla" und „Gnade" des Wieners Otta Beck- 
mann. 
rauer Bissierre wcndel ;eine geometrische 
Absirakiian im Geisie Mondrians tunkiianeli 
tur den Eniwui-i eines Kii-iziieniensiers an. 
Die Beilräqe von FFIiZ Woirubci und Jaselyn 
loslp zadkine sind Zeugnisse van dein naiien 
Niveau und der Bedeutung dieser Ausstel- 
lung. WaIruba isl mii einem Bronzerelief 
.,l(ruzifixus", l966. verirelen, in dem die 
ruhige Form des Kreuzslarnmes durch die 
unruhige sirukiur des Gekreuziglen belebi 
wird. Im Mann unler dem Kreuz wird durch 
die Wiederholung der Kreuziorm eine Be- 
reiisaliaii zur Nachfolge svmaalisiei-i. Die 
lironzerPiela van Jasia Zadkine besiizi eine 
Qiclth zeienennatie Kraii, verzichtet iedach 
aui iede vereinfachende Abstraktion. 
Uer senweizer Kanzo Rassi lusi das Thema 
in erzaniender Nachernpfindung. wahrend 
sieh iii der Sianiplaslik des Amerikaners 
Küillll Gibran meisterhaft der Geist golischer 
.,vesperbilder" wiederholt. 
Marcello Masenerini widmei sieh der Dar- 
sieilung des Engels in seinen uberlebens- 
arnisen Bronzen. Durch die Verlebendigung 
der Oberilachensiruklur versucht er die 
lkorperhciiligkcit des "Erzengels" zu negieren. 
im "Verkundigungsengel" dagegen wird die 
VIsion der menschlichen Gestalt belanI, 
i:lVl Beispiel gediegener Blldhauerleislung isI 
der "(JWNSIUSH des Triestiners U90 Cara. 
Angela dianrini ruckl van der unarlieierien 
Autzaicnnung der Marienerscheinung van 
raiima ab und veriiilii in seiner PlClSIik aus 
aiuminieriern Metall einer künstlerischen Aut- 
iassung dieses Gnadenbildes zum Durch- 
bruch, Damit wird eines der wesentlichen 
Probleme sakraler Kunst der aeaenisari 
ueruliri. ndmiiel-i das der idenliiai van Kunsl- 
wcrk und Liriadenbild. die bereits ausge- 
laschi schien. 
uie Ausstellung von Triesi kann saniii als 
drweis dalur unuesenen werden. daß die 
zeII. da in der lxurlsi über die seiiapruria 
der senauier vergessen wurde. uberwunden 
isi und der Kunstler van heuie sieh mii seinen 
werken wieder dem sakralen Bereich ein- 
zuiuqen beginnt (Abb. 12m läi 
Durch die Jury. weleriei- der Maler William 
Congdon (USA). der italienische Kuristkritiker 
Garibaldo Marussl. der Bildhauer Marcelia 
Mascherini sowie dar Direkior der Galleria 
lnicrnaiianale d'Arte Moderna von Venedig 
Prof. Guido Feracco angehorIen, wurde dem 
Bildhauer Prof. FriIz Walruba die höchste 
Auszeirlinung. numlith die Galdmedailie des 
iialieriiserien Staatsprdsidenlert. verliehen. 
Pral. Paul Meissner eriiieli den "hrslen Preis 
iur Malerei" in der Hohe von 300.000 Lire. 
Der „ErsIe Preis fur Bildhauerei" wurde zu 
gleichen Teilen an Robert iawler (USA) und 
Agenare Faauri iliaiien) vergeben Der iran- 
zbsiseiie Maler nagel- Bissierre erniell die 
Gdldmedaille des iialienisrnen Scnalsprusir 
dcnien. Außer Jury wurde ubcr Antrag des 
Prasidenien der aapsiiielien Kommission tui- 
Sakrale Kunst Mons. Dr. Giovanni rallcini 
dem asierreieniscrien Maler Prai. MGXlrnllIClh 
Florian die Goldmedallle Fapsl Pauls VI. zur 
erkannt 
Waller ZeIil 
izelne Kunstwerke aus ihrem 
wang zu isolieren. und aut 
llung vollständiger Grab- 
zn besonderen Wert gelegt. 
1d wirken in dieser Hinsicht 
i Funde. wie die Skulpturen 
ii Castro, die „Tomba della 
ra", die Sarkophage von 
1d Tarquinia. 
ich die Ausstellung ..Kunst 
der Etrusker" als besonders 
Glied an die großen Dar- 
vergangener Kulturen, wie 
ls durch die Initiative von 
erbert Gaisbauer bereits mit 
kolumbischen Kunst aus 
Mexiko" und „Kunst aus Indien" den 
Wienern zugänglich gemacht worden 
sind (Abb. 8). Walter Zettl 
FELIX LANDAUS NEUE GALERIE 
IN NEW YORK 
Felix Landau, der in Los Angeles die Felix 
Landau Gallery führt und sich vor allem 
iui- österreichische Künstler einsetzt 7 ei- 
war einer der ersten. der Klirvit und Schiele 
zeigte und auch die Wiener Schule dei- 
phantastischen Realisten sowie zuletzt Albert 
Paris Guterslah herausbrachte f. hat sich 
niil Charles Aldn zu der Leindeiu-Aldn Gallery 
assoziiert. Auf diese Weise tSt dueh mi- New 
York in der Müdison Avenue 7se ein Zentrum 
geschaffen. das siehei-lieh die TrGdIttOh dei- 
Galerie in Los Angeles dueii im Osten Ameri- 
kas weiiei-tilhren wird. 
NEUES UND INTERESSANTES 
AUS DER 
INTERNATIONALEN 
KUNSTWELT 
Anläßlich des 70. Geburtstages des bekannten 
Malers und Professors an der Internationalen 
Somrnerakademie in Salzburg Max Peitler- 
Watenphul veigle die Galerie Stangl. Mün- 
chen. eine Ausstellung von Ölbildern und 
Aquarellen. 
Bilder der naiven Malerin Rosine Viva waren 
in einer Kollektivschau der Galerie Peithner- 
Lichtenfels in Wien zu sehen. Die Ausstellung 
umlalile 23 Gemälde der im Jahre 190D auf 
Capri geborenen Künstlerin, die als „Naive" 
artensichtlich einen besseren Ruf genießt, als 
ihr auf Grund ihrer neueren Produktion 
zukommt. 
Besonderen Erfolg hatte Dr. Peiltiner aller- 
dings mit der Entdeckung des Wiener Malers 
Hermann Serient. dssen kleinlarmatige 
sarkastische Olmalereien und Teniperd- 
arbeiten eine köstliche und sonderbare 
Mischung zwischen Georges Grosz und ldnies 
Ensor ergeben. Das an anderer Stelle wieder- 
gegebene Bild des Künstlers (es wurde van 
einem prominenten Museumsdlrektor ange- 
kauft) veranschaulicht in typischer Weise 
Auflassung und lranie des Malers (Abb. 16). 
Für Dezember 1966 DtClIit das Österreichische 
Kulturinstitut in Pdns eine Ausstellung von 
Werken Fritz Watrubax. Die Auswahl soll 
aus Kleinplastiken und Zeichnungen he- 
stehen. 
Eine VUm Wirtschattstörderungsinslitut und 
dem holländischen Zentralverband für das 
Gewerbe veranstaltete Austellung öster- 
reichischen Kunxthandwerks fand in Delft 
(Holland) statt. 
Neun Millionen Schilling gab das Bundes- 
ministerium für Unterricht im lautenden Jahr" 
tür die bildende Kunst aus. Diese Summe 
gliedert sich, wie Ministerialrat Dr. Adele 
Kaindl bekanntgab, in Ankäufe, Subven- 
tlonen von Vereinigungen, Reisezuschüse zu 
Studienzwecken. Förderungspriimien und 
Ehrengabem. 
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