131
des Grabes, doch sucht
man es mit der Stelen-
formzu vereinigen, ihm
so eine breitere Sil-
houette zu geben und
größeren Raum für
Reliefschmuck und
Schrift zu gewinnen.
Zu diesem Zweck ste-
hen für die Ausführung
in Stein hinlänglich
Muster aus altchrist-
licher und byzantini-
scher Zeit, das Laba-
rum, die mittelalter-
lichen Formen der
Ordenskreuze, zurVer-
fügung, so daß man
nicht nötig hat, bei
Assyriern, Mexikanern
herumzuschnüffeln, in
ethnographischen Mu-
seen die Formen von
Fetischen zu studieren,
umetwas ganzApartes,
nie Dagewesenes zu
gestalten. Auch bei
Stelen und Grabplatten
bemüht man sich ab- Ad. Hildebrand, Grabstätte v. Herzogenbergwiesbaden
solut neue Umrisse zu
schaffen und Proiilierung möglichst zu vermeiden. Hier hat ohne Zweifel
das heroisch Einfache seine Berechtigung, weil es unzerstörbar ist, weil das
Einfache, Wesentliche am besten der Vorstellung des Ewigen entspricht;
aber wie man in den Siebzigerjahren dem Vergänglichen, Zufälligen viel zu
viel Spielraum gewährte, in der Verschnörklung und Protilierung zu weit
ging und Grabsteine wie Möbel drechselte, mit gebrochenen Giebeln, Zwerg-
säulchen, Pilastern, Kartuschen und Fassetten ausstattete, verfällt man jetzt
in das andere Extrem, in das des künstlerischen Nihilismus. Dr. v. Grolmann
widmete bei der Eröffnung der Ausstellung für moderne Grabmalkunst
dieser neuesten Richtung folgende treffenden Sätze:
„Um das Jahr 80 des vorigen Jahrhunderts kommt der schwedische
Granit auf, dem man eine für alle Zeiten haltende glasartige Politur verleihen
kann. Nur die Fabriken können sie ihm geben, weil kostspielige Maschinen
dafür erforderlich sind; bald beherrscht er allein das Feld und so wird der