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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 90)

 
Ernst Köller 
DIE DREIFALTIGKEITS- 
SÄULE IN GRAZ 
Am Xnnnlag, dem 5. juni 1966 (Dreifaltigkeit:- 
nmniag), wurde die aufdem Karmelilerplalg in Grng 
wierlercrriebtele Dreifaltxigkeitnäule wm Bürger- 
meixler DxlpL-Ing. G. Seberbaum feierliell enlbülll. 
Damil eelleint ein lloßenfliel) endgülnlger Xelrlußnrielr 
unter die weeluelllnlle Geullirbte eine: Kunstwerke: 
von liebem Rang gezogen, in derxen unruhigen Mhiek- 
mlen Jieh die Gexehehrlirxe der letgtm drei fabr- 
bunderle widerspiegeln. 
1 Graz, der Hauptplatz um 1840. Originalgcrnälde von 
Connd Kreuzer. Stadunuseum Graz 
LITERATUR: 
Fritz Popelka, Guchichle der Stadt Graz. 2. AUIL; Ikothus 
Kohlblch, Sleirische Bildhzucr vom Römcrsktin zum R0- 
koko; Akten des Grazcr Stadrarchivs und des Landeskonser- 
vatcrrs für Steiermark. 
Zu den heute kaum mehr vorstellbaren 
Heimsuchungcn, die in alten Zeiten die 
Menschheit nicht nur ängstigten, sondern 
auch auf das fürchterlichste dezimierten, 
zählte die asiatische Beulenpest, die zum 
ersten Male in der Mitte des 14. Jahr- 
hunderts Europa verheerend überrannte 
und seither in zahllosen bald heftigeren, 
bald schwächeren Wellen wiederkehrte, um 
erst im 18. Jahrhundert endgültig zu er- 
löschen. Auch Graz blieb von der furcht- 
baren Epidemie nicht verschont, deren 
Symptome Einsetzen von hohem Fieber, 
quälendem Durst und panischem Angst- 
empfinden, gefolgt von Schwächeanfällen, 
Aufbrechen von Beulen an den Gelenken 
und schließlichem Tod am 3. oder 5. Tage 
seit Beginn der Erkrankung waren. 
Nach einigen Jahren relativer Seuchen- 
freiheit crwics es sich 1678, daß wieder 
einmal von der Türkei her eine Pestwelle auf 
unsere Heimat zukam. Unverzüglich wur- 
dcn Maßnahmen geistlicher und weltlicher 
Natur eingeleitet, um dem Vormarsch der 
Seuche Einhalt zu gebieten. Die große 
Glocke auf dem Schloßberg wurde täglich 
um 9 Uhr geläutet, um die Gläubigen zum 
Gebete gegen die Pest aufzurufen. Import- 
und Einreisesperren wurden erlassen, und 
beinahe schien es, als wolle der Schwarze 
Tod diesmal einen Bogen um Graz machen, 
hatte sich das Verbreitungsgebiet doch an 
der damaligen ungarisch-steirischen Grenze 
und in Wien und Niederösterreich konsoli- 
diert. 
Anfang März 1680 bahnte sich allerdings 
die Seuche trotz aller Maßnahmen unauf- 
haltsam ihren Weg in die Stadt, Anfang 
Juli war die Situation bereits katastrophal. 
Am 6. Juli fand über Veranlassung der 
Regierung eine feierliche Prozession starr, 
an der trotz aller Sperrmaßnahmen über 
3000 Gläubige teilnahmen. An der Kreu- 
zungsstelle von Mur-, Sack- und Spor 
also im Anschluß an das Nordend 
Hauptplatzcs, gelobte der Statthalter ( 
Friedrich von Mersperg im Name: 
ganzen Landes die Errichtung einer 
zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit, un 
„gerechten Zorn Gottes abzuwenden' 
Wenig später, am 11. Juli, mußtei 
Geheime Rat, die Hofkammer, der 
kriegsrat, der Landeshauptmann un 
landschaftlichen Verordneten nach l 
übersiedeln, Graz hatte vorübergehen 
gehört, Landeshauptstadt zu sein. A 
August drang die Pest auch in die Sc 
bergfestung ein, in der bereits die Bl: 
Wüteten. Ein oberster Pestkomrr 
Georg Seifried Graf von Dietrichstein, v 
eingesetzt, das längst zu klein gewo 
Scuchenlazarett mußte durch die Erricl 
von „Feldhütten" erweitert Werden. Pi 
ten und Gottesdienste unterblieben, ia 
dachte daran, die kleinen Häuser am 
und Gries abzureißen, deren Bewohnerr 
nicht nur infolge der durch Armut be 
ten Unsauberkeit, sondern auch auf G 
ihres lasterhaften Lebenswandels die H 
schuld am Wüten der Seuche in die Sc 
schieben wollte. 
Die zahlenmäßigen Angaben über die l 
der Pestopfer schwanken, doch ist si 
daß die Pest ein Viertel der Einwohners 
ergriHen und ein Fünftel dahing 
hatte! 
Ende ]änner 1681 konnte die Seuch 
erloschen gelten, gelegentliches Verein: 
Aufflackern führte zu keinen verheere 
Folgen mehr. 
Es nimmt nicht wunder, daß der Schv 
Tod auch in Hnanzieller Hinsicht kata 
phale Folgen hatte und darüber hi 
durch die Dezimierung des Standes arl 
fähiger Personen das wirtschaftliche G: 
der Stadt in Unordnung brachte.
	        
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