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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 90)

 
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stand sofort. was er meinte. Mit dem Zeichnen auf 
dem Reißbrett aber war es damit vorbei. 
Drei Monate später schon zeigte ich Mr, Harrison 
den ersten fertigen Luster. den ich im Keller der 
neuen Met zur Ansicht aufgehängt hatte. Lange 
stand er davor. um dann nur schlicht und einfach 
zu fragen: ..Halten Sie es für möglich. ihn in mein 
Atelier zu überführen?" Tags darauf war Sitzung 
des Kunstausschusses. und die einstimmige Reaktion 
war: ..lhr Luster ist herrlich." So hatte ich Grün- 
licht und auch das Vertrauen, daß es mir gelingen 
müßte. alle weiteren Detailprobleme zu lösen. 
Eine wichtige Voraussetzung hiebei war. daß ich 
inzwischen bereits mit den Herren Swarovski in 
Wattens. Tirol. Fühlung genommen hatte. um fest- 
zustellen. daß sie bereit sein würden. mir die zur 
Ausstattung dieser Luster notwendigen hochwerti- 
gen Kristallperlen separat anzufertigen und zu 
liefern. Es ist keine Frage. daß dieses in Österreich 
als Weltmonopol hergestellte Material von einer 
Wirkung ist. die alles übertrifft. 
Beglückend war mein Verstehen und meine Zu- 
sammenarbeit mit Architekt Harrison selbst. den 
ich als einen Künstler von einmaligem Format 
kennenlernen durfte. Wann immer wesentliche 
Entscheidungen zu treffen waren, war Mr. Harrison 
zur Stelle. Im übrigen vertraute er mir restlos. so 
daß ich in der Durchführung vielfach bis ins letzte 
Detail freie Hand hatte. 
Am 9. Februar 1966 war Presseempfang in der 
Kärntner Straße. Ich durfte die als Staatsgeschenk 
Österreichs bestimmten Beleuchtungskörper einer 
internationalen Presse präsentieren und gleich- 
zeitig Mr. James W, Riddleberger als dem Vertreter 
der Vereinigten Staaten symbolhaft übergeben. 
Tags darauf setzte die Luftbrücke der Pan American 
World Airways ein. um die 32 Luster. darunter 
zwei mit einem Durchmesser von 6m. und die 
231 repräsentativen Wandbeleuchtungen für 
das gesamte Haus nach Kennedy Airport zu 
fliegen. 
Nach den für den Staat New York geltenden 
Gewerkschaftsregeln wurden anschließend Luster 
für Luster, Wandleuchter für Wandleuchter von 
dortigen Fachkräften unter meiner Anleitung und 
Aufsicht elektrisch installiert und an Ort und Stelle 
montiert. 
Und so kam der 16. September 1966. es kam der 
Vormittag der feierlichen Übergabe des öster- 
reichischen Staatsgeschenkes durch Außenminister 
Dr. Lujo Toncic-Sorinji an Mr Rockefeller. es kam 
am Abend die feierliche Eröffnung des Hauses 
selbst. Der Erfolg der österreichischen Luster war 
ein ungeteilter, uneingeschränkter und übertraf 
alle Erwartungen. In noch am gleichen Abend 
gesandten Ferninterviews von Mrs. Johnson. 
Mr. Bing. Mr. Rockefeller und mir selbst wurde das 
österreichische Staatsgeschenk wieder und wieder 
hervorgehoben. Die hiefür aufgewendete Sende- 
zeit entsprach nach dem in Amerika üblichen 
Kostensatz schon am ersten Abend dem doppelten 
Betrag der seitens der österreichischen Bundes- 
regierung aufgewendeten Gesamtkosten, Auch in 
der Folge wurde das österreichische Staatsge- 
schenk immer wieder hervorgehoben und wurde 
betont. daß selbst bei allgemeiner auch negativer 
Kritik die österreichischen Luster grundsätzlich 
auszunehmen wären. 
Von den zahllosen Beifallskundgebungen. die mir 
seither zugekommen sind und dauernd zukommen. 
möchte ich als einzige und vielleicht berufenste 
Stellungnahme einen Brief vom 29. September 1966 
von Mr. Anthony A. Bliss. dem Präsidenten der 
Metropolitan Opera Association. selbst zitieren. 
worin er schreibt: ..Es steht wohl außer Frage. daß 
Ihre schönen Luster sicher zum Symbol der neuen 
Oper werden. Wenn ich die Augen schließe und 
an die Oper denke. habe ich die Vision der großen 
Luster oberhalb der Stiege vor Augen. die über die 
ganze Lincoln Center Ploza hinweg strahlen. Sie 
haben wesentlich Anteil am Erfolg des Hauses." 
Am erfreulichsten aber vielleicht war. was Bundes- 
kanzler Dr. Klaus feststellte. indem er mir schrieb: 
..lch beglückwünsche Sie. Wir können uns alle 
beglückwünschen."
	        
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