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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 91)

 
[1 Sparkawen (1-4) 
herigen Jahrhunderten zusammengenom- 
men. Beginnen wir wieder bei den topf- 
artigen Formen. Sie sind offensichtlich 
noch immer das am häufigsten erzeugte 
Geschirr. Charakteristisch scheint dabei vor 
allem das Auftreten des ersten Henkel- 
topfes gegen Ende des 15. Jahrhunderts 
mit dem ockergelb gebrannten Münzgefäß 
von Raasdorf (Abb. Ifll); Entsprechungen 
dazu sind auf den Tafeln des Meisters der 
Gamperner Flügel in der Nachfolge des 
Schottenmeisters zu linden (Abb. U12). 
Wie diese besitzt auch er einen relativ 
englichtigen Henkel. Seine Sonderstellung 
ist deshalb noch bemerkenswert, weil er 
in unserem Raum das zweite erhaltene 
Objekt, welches glasiert ist, repräsentiert; 
wir erinnern uns noch an die außen auf- 
getragene Glasur der Sparkasse von Pern- 
hofen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. 
Hier nun wurde die Innenseite erstmals 
dick braunziegelrot glasiert, am oberen 
Rand und auf dem Deckel ist sie ausge- 
ronnen. Zweifellos zeigt das, daß Glasuren 
nun schon häufiger zu werden beginnen 
und die Möglichkeiten zu dieser technischen 
Verfeinerung sich vom 13. Jahrhundert an 
zumindest erhalten haben. Wie wir jedoch 
sehen, trat die Glasur bis dahin in der 
Gebrauchskeramik ziemlich selten auf. Aus 
ebenderselben Zeit wird von einer Glasur 
an einem anscheinend ähnlich walzen- 
förmigen Henkeltopf aus Enzetsdorf bei 
Staatz berichtet; eine etwas ältere, die 
vermutlich ebenfalls nur innen aufgetragen 
wurde, stammt von einem Krüglein aus 
Klosterneuburg. Im großen und ganzen 
hat dieses jüngste, uns tatsächlich vor- 
liegende Raasdorfer Objekt faßartig-wal- 
zenförmigen Charakter, die Bauchung tritt 
nicht besonders stark hervor, wie bei den 
übrigen Stücken aus dieser Zeit, die alle 
über ihrer etwas schmaleren Bodenplatte 
oberhalb einer leichten Wandausschwin- 
gung einen mächtigen, ausgewölbten Bauch 
besitzen. Es ist bei der gesamten Topf- 
anzahl über der halben Gefäßhöhe stärker 
als oberhalb der unteren Aufschwingung 
eingekrümmt. Und beide Elemente zu- 
sammen - ein weiteres Ausziehen der 
ursprünglich stärker gerundeten Bauchung 
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zu einer teilweise schmälercn Bodenplatte 
hin und einer rascheren Einkrümmung 
unterhalb einer deutlich ausgearbeiteten 
Schulterkante - sind die wesentlichsten 
Charakteristika innerhalb dieser Formen- 
gtuppe. Die Entwicklung der Vorläufer 
bis hierher konnte schon im vorigen jahr- 
hundert beobachtet werden. Interessant ist, 
daß das älteste Gefäß, der Münztopf von 
Mitterndorf (Abb. U5), und der jüngste 
dieser Reihe, das Henkeltöpfchen von 
Raasdorf (Abb. Ifll), neben der ähnlichen 
braungelblichen Brandfarbe ein weiteres 
formales Merkmal, das sämtliche anderen 
dazwischenliegenden aufweisen, nicht be- 
sitzen, nämlich eine deutlich abgesetzte 
Schulterkante, obwohl, wie schon erwähnt, 
gerade das erstere Objekt durchaus schon 
ganz dem Formwillen seiner Nachfolger 
angeglichen scheint. Auch muß erwähnt 
werden, daß sämtliche erhaltenen Objekte 
etwa derselben Größenordnung zugehören. 
Zweifellos gab es daneben auch Groß- 
formen. Schon der zweite in unserer Reihe, 
der Pottenbrunner Topf (Abb. I[6), ist 
höher als die anderen, und die Münztöpfe 
von Oberweiden und Groissenbrunn sind 
ausgesprochene Kleinformen. Ein weiteres 
übereinstimmendes Detail dieser formal 
doch irgendwie zusammengehörigen, in 
hell- bis dunkelgrauen Farbtönen gebrann- 
ten Mirtelgruppe, zu der der Pottenbrunner, 
l407fO8, Oberweidener, um 1420 (Abb. II7), 
Bergerner, 1426 (Abb. U8), Groissenbrun- 
ner, nach 1440 (Abb. U9), und Ossarner, 
1450 (Abb. Ijlü), Münztopf gehören, ist 
der über der bezeichnenden Schulterkante 
aufgesetzte hohe, leicht eingeschwungene 
Kragen mit dem lippenförmigen Rand. 
Das Maß seiner Unterkehlung differiert 
von einer sehr starken beim Münztopf von 
Portenbrunn, bis zur von der Seite cin- 
schaubaren Unterseite beim Münztopf von 
Groissenbrunn (nach 1440). Die Ver- 
bindungen dieser Gefäßausformung der 
Ränder reichen schon ins vorige jahr- 
hundert zurück; ganz neu hingegen ist 
nun der höher aufgezogene Hals über dem 
Schulterknick. Nur das jüngste, das Raas- 
dorfer Stück, macht auch hierbei wieder 
eine Ausnahme. Hier ist der umgcstülpte 
Rand an der Außenseite etwa gerade, steil 
nach auswärts gelehnt abgeschnitten. Bei 
ihm gibt es auch um die Mitte einen 
bewußt angebrachten Dekor: zwei schmale, 
stärker eingekerbte, parallele Furchen wer- 
den etwa in der halben Gefißhöhe an der 
weitesten Bauchung herumgezogen. Ähn- 
liche, nur stärkere, die knapp unter dem 
Schulterknick angebracht sind, zeigt aber 
auch schon der Münztopf von Pottenbrunn 
zu Beginn dieses Zeitabschnittes. Stärkere 
Drehrillen am Bauch sind dann nur noch 
beim Münzgefäß von Mitterndorf (um 
1400), während der Münztopf von Bergern 
(1426) um den Hals mehrere feine Furchen 
neben einer weiteren, anscheinend nicht 
sehr bewußt angebrachten, die sich um 
die Bauchung zieht, aufweist. 
Die zweite Gruppe unserer Gefäßformen, 
die Kruken oder Plutzer, für die der enge 
Hals und der Henkel charakteristisch sind, 
tritt nun ebenfalls stärker als im vorigen 
Jahrhundert in Erscheinung, damals nur 
durch zwei gegensätzliche Typen gekenn- 
zeichnet; ausgesprochen krugartige Objekte 
kommen, obwohl von solchen in den 
Fundberichten gelegentlich die Rede ist, 
vorläufig nicht wirklich vor, es mag sein, 
daß es sich nur um ein Nicht-Erkennen 
beider Formgnippen durch die jeweiligen 
Bearbeiter handelt. ]edenfalls sehen wir 
hier zumindest drei Typen vor uns. Erstens 
einmal jene Stücke, deren Henkel aus dem 
unteren, manchmal verstärkten Teil des 
Kragenrandes zur Schulter herabgezogen 
ist; zahlenmäßig sind sie vorläufig am 
häufigsten. Ihr Aufbau ähnelt bis über die 
Schulter hin im großen und ganzen den 
topfartigen. Es ist daher oft schwer, ein 
über dieser Stelle verscherbtes Stück den 
Töpfen oder Kruken mit Sicherheit zu- 
zuweisen; das trifft z. B. beim breiteren 
und höher gebauchten Münzgefäß von 
Schrems, um 1445 (Abb. II[5), zu. Sein 
Habitus ist übrigens in seiner Fragmena 
tierung bis zum Ende des 12. Jahrhunderts 
zurück verfolgbar. Diese Formen sind nun 
im allgemeinen etwas schlanker und höher 
ausgezogen, aber ihre topfförmige Her- 
kunft kann diese nun erstmals stärker in 
Erscheinung tretende Gruppe wohl kaum
	        
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