Fuß montiert und beansprucht auch hand-
werksgeschichtliches Interesse.
Die mündliche Überlieferung, die Stauro-
thek sei vorn seinerzeitigen Erzbischof von
Gran und späteren Erzbischof von Salz-
burg, Johannes Pfluger-Peckenschlager
(1482-1489), in den Domseltatz gebracht
worden, kann zwar nicht durch Beweise
erhärtet werden. Sie gewinnt jedoch an
Gewicht, seitdem ungarische Kunsthisto-
riker behaupten, das mit romanischen
Filigranornamenten applizierte Stück sei
das Sehwurkreuz der ungarischen Könige
gewesenV.
Die romanische Zeit ist in Salzburg, ver-
glichen mit anderen Domscbätzen, außer
den beiden genannten Werken nur schwach
vertreten, obwohl hier auch damals bedeu-
tende Meister gearbeitet haben. Rossacber
bringt in der Einleitung zum Katalog
dafür eine einleuchtende Erklärung. Als
sich der Salzburger Hof während des
lnvestiturstreites für die päpstliche Partei
entschied, verhängte Kaiser Friedrich Bar-
barossa 1167 i vor 800 Jahren 7 über
Salzburg die Reichsacht und beauftragte die
Grafen von Plain mit der Exekution. Der
Dom und fünf Kirchen gingen in Flammen
auf. Wahrscheinlich wurde daraufhin die
Soldateska mit den fürstlichen Goldschätzen
befriedigt.
Erst nach der Katastrophe, deren Ausmaß
am Beispiel Mailands erahnt werden kann,
sind alle heutigen „Rupertusstücke" ent-
standen. Wahrscheinlich wurden sie von
Erzbischof Eberhard II., der von 1200 an
46 Jahre regierte, „in memoriam Sancti
Ruperti" in Auftrag gegeben. Trotzdem
wurde ihnen in den folgenden Jahrhunder-
ten stets eine große Verehrung zuteil.
Die Zeit um 1400 ist durch die Schönen
Madonnen und durch innige Vesperbilder
allgemein bekannt. Die Sehnsucht der
Menschen nach dem Schönen und deren
Vorliebe für exotische und diaphane Stücke
ließ in dieser verfeinerten Epoche seltsame
Werke entstehen. Um der Schaulust des
Volkes entgegenzukommen, stellte die
Kirche an den Festtagen Kleinodien und
Rcliquiengeräte auf den Altären aus. Aus
den Sammlungen im Palazzo Pittiß wurden
aus dieser liptvehe die sieben charakte-
ristischcsten und wertvollsten Beispiele, die
sich ursprünglich auf der Hohensalzburg
befunden hatten, in die Domoratorien
gebracht. Sie vermitteln uns einen auf-
schlußreichen Einblick in eine phantasti-
sche wen, in der Fabelwcscn noch eine
Rolle spielten. Die aus Büffelhorn, Silber
und limail zusammengesetzte „Greifen-
klaue" des lirzbischofs Gregor Schenck
von Osterwitz syntbolisiert durch den
tragenden Adler und den Pelikan Christus.
Zwei kunstvoll montierte Straußeneier in
der Form eines Druplwelptukales dienten als
Reliquienbehäiltnisse. Zvcei Doppelscheuern
(Fladcrköpfe) aus heilbringendenl Wurzel-
holz reinigten und entgifteten Getränke.
ln dem auf einen vergoldeten Silberfuß
gestellten unteren Gefäß wurden sie auf-
bewahrt, aus dem kleineren (Jberen, in
dessen „l.uek" sich meist das Wappen des
Besitzers befand, wurden sie getrunken.
Sehr begehrt waren die Kokosnüsse, die
ebenfalls zu Doppelpokalen verarbeitet
wurden. Um 1500 entstand der bizarre
„NleersChnt-ck", der aus dem Gehäuse des
Nautilus Pompilitis zu einer Trinkschale
umgearbeitet wurde. Die fruchtbare Epoche
schließt das 1499 datierte, aus vergoldetem
Silber geschallene Legatenkreuz Leonhards
von Keutschacb ab.
Die ukusstcllung erreicht ihren Höhepunkt
in den Geräten aus dem Besitze Wlolf
Dietrichs, der 1617, also vor 350 Jahren,
in der Haft auf der Festung starb. Höchstes
Niveau ist dem bisher als Reiseserviee des
Fürsten bezeichneten Ensemble zuzuspre-
chen, das der aus Nürnberg stammende
Hofgolrlschmied Hans Karl aus purem
Gold gestaltet und mit Grubenschmelz
und limail rond bosse versehen hat. Es
besteht aus einer signierten Flasche und
vier unvergleichlichen gebauchten, mit ie
zwei Hcnkeln versehenen Trinksehalen, die
aufeiner niedrigen runden Basis mit flachem
Nodus stehen. Als Schmuck dient ein von
(irotcskun und Girlanden gebildeter Orna-
mentfries, dem auf der Vorderseite das
große VÜtppen Wolf Dietrichs, auf der
Rückseite eine mit Figuren
Kartusche eingefügt ist. Die vierte Schale
i mindestens zwei weitere gingen ver-
loren - ist nach dem Sturz des Erzbischofs
wohl 1612 von dessen Nachfolger Marcus
Sitticus, dessen Wlappen sie trägt, in Auf-
trag gegeben worden. Die bisherige Mei-
nung, die Schalen, die in ihrer Qualität
nur mit der Radzixlvill-Schale" in der
Schatzkammer der Münchner Residenz
verglichen werden können, seien als Reise-
versehene