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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 93)

 
 
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Aus all dem mag hervorgehen, daß bei Blechinger 
die Zeichnung und in bedingterer Hinsicht auch 
das Aquarell manchmal nicht mehr sein will als 
die Vorbereitung zur Schöpfung von Ölbildern. 
Die Herbheit von Blechingers Wesen äußert sich 
gerade in seinen Ölgemülden am vollendetsten: 
sie sind auf Sackleinwand mit der Spachtel aufge- 
tragen, der Zeitpunkt ihrer Gestaltung ist stets 
vom Festhalten der ersten Eindrücke relativ weit 
entfernt, wodurch Blechingers Bemühen, das 
Gesehene möglichst intensiv umzusetzen, eine 
weitere Steigerung erfährt. Blechinger gibt sich der 
Landschaft nicht hin, er erobert sie, indem er das 
Motivische tlüchengerecht macht. Das flächen- 
gebundene Bildornament 7 also das, was die 
Franzosen als „Arabesque" bezeichnen 7 er- 
scheint in Blechingers Olgemölden ausgeprägter 
als in seinen Zeichnungen. Manchmal sieht man 
sich versucht, an den edlen Klassizismus der fran- 
zösischen Romanisten (Paussin und Claude Lorrain) 
zu denken. bei denen die Autonomie des Bild- 
gefüges neben der Verpflichtung zu naturgetreuer 
Wiedergabe völlig gleichberechtigt zum Zuge 
kommt. Und wie bei diesen Malern des 17. Jahr- 
hunderts ist auch bei Blechinger das Bild eine 
Sache „an sich" - also weder ein mit mehr oder 
weniger Geschick festgehaltenes Stück Natur noch 
ein Formgefüge jenseits der Natur (wie bei den 
Abstrakten unserer Zeit). Bei Blechinger steht 
die bildnerische Gestaltung über der Natur, ist 
lnkorporation des Ordnungsprinzips schlechthin. 
Somit ist Blechinger weder Naturolisl noch Ro- 
mantiker. Wohl bleibt er sich stets selbst treu und 
lüßt keinen Augenblick Zweifel darüber auf- 
kommen, daß er selbst es ist. der sich immer aufs 
neue im Spiegel der Natur erlebt, was aber über 
all dem bleibt. ist die Autonomie des Kunstwerks. 
das weder Vehikel sentimentalistischer Seelen- 
ergüsse noch zum "Stück Natur. durch ein Tem- 
perament gesehen", und schon gar nicht zum Er- 
gebnis einer völlig unpersönlichen und unbe- 
teiligten Sicht und Niederschrift wird. 
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Letztlich strebt Blechinger vielleicht völlig unbewußt 
einem klassischen Ideal nach, einer Kunst also, 
in der sich die Gegensätze versöhnen, ergänzen, 
steigern oder aufheben. Kein Wunder, daß er in 
einer sehr elementaren Weise zu einem Maler 
wurde, der völlig jenseits der aktuellen Strömungen 
und Tendenzen steht. Er schwimmt weder gegen 
den Strom. noch lüßt er sich von ihm mittragen. 
Das Moment des Statischeri. Beharrenden und 
Beharrlichen lüßt in seinem Schaffen so manches 
Werk zu einem Kristallisationspunkt werden. der 
seine Kraft, "Mitte" zu sein. vielleicht erst späteren 
Generationen offenbaren wird. 

	        
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