Herstellung von Tonfolgen und Texten mit elek-
tronischen Rechenanlagen.
Digitale Rechenanlagen zur Erzeugung von Musik
wurden schon vor längerer Zeit eingesetzt:
Hiller und lsaacson. llliacsuite für Streichquartett
1957
Xenakis. STl10 1962
Hiller und Backer, Computer Kantate 1963
Die Reihe ließe sich noch fortsetzen. Es existieren
auch Schollplattenaufnahmen. zum Beispiel die
Brunswick-Schallplatte LAT 8523 (.,Music from
Mathematics, played by IBM 7090 Computer and
Digital to Sound Transducer")'. Diese Platte ist
sehr informativ. Sie besteht aus einer Reihe von
Lehrbeispielen. die die Möglichkeiten des Einsatzes
einer Rechenanlage auf musikalischem Gebiet
erläutern; darunter sind auch programmierte
Computerstimmen.DieMeinung.daßderComputer
Musik macht und der Mensch nur mehr Zureich-
dienste leistet, ist noch immer sehr verbreitet.
Die Rechenanlage kann in der Hand eines guten
Komponisten zu einem mächtigen Werkzeug
werden - den schöpferischen Menschen kann
der Computer nicht ersetzen.
Bei all diesen Debatten wird gewöhnlich noch
etwas sehr Wesentliches übersehen. Bei der
Camputermusik ist die Arbeitsteilung zwischen
dem Komponisten und dem Interpreten bzw.
Dirigenten aufgehoben, es entfällt auch die Rück-
sichtnahme auf die Klangfarben und die manuelle
Spielbarkeit der Instrumente. Unabhängig von
Musikern und Dirigenten kann der Komponist
seinem Werk unverrückbar die Ausführungsform
geben, die er wünscht.
Etwaige Befürchtungen. die Endstation der Com-
putermusik sei das "Glasperlenspiel" im Sinne
von Hermann Hesse oder bestenfalls die kristallinen
Kompositionen des Leverkühn in .,Dr. Foustus"
von Thomas Mann. sind unbegründet. Eine
elektronische Rechenanlage gestattet nicht nur
das Rechnen rnit Zahlen, sondern auch das Mani-
pulieren mit sprachlichen Einheiten. Es ist möglich.
die Maschine durch ein Programm anzuweisen.
mit Hilfe eines eingegebenen Lexikons und einer
Anzahl von syntaktischen Regeln Texte zu syn-
thetisieren und auszugeben. Versuche dieser Art
wurden schon vor einiger Zeit an der Technischen
Hochschule in Stuttgart"' und an einigen ameri-
kanischen lnstitutens gemacht. In Stuttgart:
Th. Lutz. Stochastisch-Logische Texte 1960
Max Bense, Texte 1960161
1966 wurden solche Experimente auch im Deut-
schen Rechenzentrum durch Gerhard Stickel
unternommenß. (Monte-Carlo-Texte "Computer-
dichtung"). Max Bense hat sich, von BirkhofP
ausgehend, in seiner„Aesthetika"9eingehend mit
der Theorie der Texte befaßt.
Bense unterscheidet zwei mögliche Typen von
Ästhetik: den Hegel'schen und den Galilei'schen
Typus.
Aus dem Galileiächen Typus hat sich, gestützt auf
lnformationstheorie und Kommunikationsfor-
schung, die moderne Ästhetik entwickelt. Eine
gewisse Übersicht über dieses Gebiet gibt das
Buch "Mathematik und Dichtung". Auf jeden
Fall bietet die moderne Ästhetik hinreichende
Kriterien, um sich ein Urteil über die Struktur-
versuche der jüngeren Autoren mit stochastischen.
konkreten, permutationellen und topologischen
Schreibweisen zu bilden.
Dasjüngste Kind der Entwicklung ist die Computer-
graphik. Als am Recheninstitut der Technischen
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