Eine Kollektive in der „Kleinen Galerie" in der
Neudeggergasse zeigte 1962 das erstemal diese
Arbeiten. Im selben Jahr war eine ganze Anzahl
der Graphiken auch in der „Galerie der Jungen
Generation" am Börseplatz und weiters in einer
Ausstellung dieser Galerie in Villach zu sehen.
Bemerkenswert war auch Grubers Beteiligung an
der Biennale christlicher Kunst in Salzburg 1962
und an dem Graphikwettbewerb in Innsbruck
1964. bei dem er den Preis des Landes Tirol
erhielt.
Bei den Plastiken beginnt Karl Gruber. beein-
druckt von der Architektur östlicher Kirchen,
hohlrüumige Leiber zu vielkuppeligen. geschlos-
senen Elementen zusammenzufügen. Dabei werden
die hochstrebenden, zylindrischen Leibformen, die
nur mit wenigen Andeutungen, aber doch klar
erkennbar. an ihre menschliche Abkunft erinnern.
jeweils an einer Seite geöffnet. Muschelartige
Innenräume weisend. die. gleich Apsiden. etwas
Bergendes, zugleich aber auch Einsaugendes,
Besitznehmendes haben, werden die Körper wie
einzelne Kapellen autokephaler Kirchen zu einer
nach oben strebenden Einheit verbunden. Die
Köpfe, die zu kleinen Kugeln auf den hoch-
gezogenen Kuppeln werden, sind nochmalige
kleine Wiederholungen der Rundung, Echo des
dem Himmel von der Erde gezogenen Konturs.
Als nächstes Motiv sehen wir auch bei den Plastiken
das Pferd und den Reiter. Kommt das statisch
Behorrende, nur Körper neben Körper Stehende
in den langgezogenen menschlichen Figuren deut-
lich zum Ausdruck. so ist den Pferden eine vehe-
mente Spannung nach oben eigen, die von dem
Reiter nicht geteilt. ja bei den meisten sogar in
ein konstruktives Wölbungselement zu drücken
versucht wird. Werden bei den Gruppenbildungen
ganz offensichtlich keine sozialen Probleme ange-
schnitten - es ist ein Subtrahieren verschiedener
Größen, wobei doch jede Größe für sich bestehen
bleibt und wobei es jeder Größe für sich vor-
behalten bleibt, ihre Größe mit ihrer eigenen
Kuppel zu erreichen - so treten in den Reiter-
figuren Spannungen zugunsten des Tieres auf.
Beide Figurengruppen, jenen mit den Pferden
und jenen mit den stehenden Personen. ist das
Aufstrebende gemeinsam, ebenso wie das mit
dem Oben Korrespondierende. Einer Basis zum
Absprung vergleichbar, wird der Horizont voll-
zogen.
In einer ganzen Reihe von Köpfen wendet sich
Gruber nun der reinen Kuppel zu, er verfolgt
dieses Ziel bis zu jenem stößel- oder hantele
ähnlichen Schädel, der nur mehr mit schwachen
Akzentuierungen Nase und Augenwulste andeutet
und in seiner archaischen Strenge an die Köpfe
chen vorderasiatischer Frühkulturen erinnert. Eine
weitere Verfolgung dieser Formen kann aber nur
in jene mathematischen Formeln verschiebbarer
Größen führen, die von dem Wiener Bildhauer
Avramidis so meisterhaft gehandhabt werden. Die
aber, einmal gefunden. kaum mehr eine weitere
Entwicklungsmöglichkeit zulassen, sondern in geo-
metrisch abgezirkelten Schichten oder Lagen
einem in sich angelegten ldealbild mit mechanischer
Präzision immer nöherkommen. Der Gefahr
dieser Mechanisierung instinktiv bewußt, weicht
Gruber in eine ikonenhaft strenge Physiognomik
aus. Hier tinden wir auch das Porträt mit strengen.
zur Maske, zur gleichnishaften Formel geprägten
Zügen. Der Übergang vom Hals zum Hinterhaupt
wird in einer Geraden vollzogen. Sind bei dem
ersten dieser Köpfe die Emotionen noch durch
eine zwar sparsame. aber entschiedene Kanügu-
ration der Mundpartien betont. so versucht der
Künstler in den folgenden immer mehr durch
den gesamten Körper zu sprechen. Die Maße
verschieben sich zugunsten der Länge, die Köpfe
bekommen damit als Plastik einen stark männ-
lichen Charakter. Die Form wird dichter.
Wir können also eine Entwicklung von einer
weiblichen zu einer mehr männlichen Gestale
tungskomponente. von einer offenen zu einer
geschlossenen fßtstellen. Daß es sich dabei um
Stationen auf einem Wege handelt, braucht nicht
besonders betont zu werden.
7 Kqrl Gruber, Köple, 1964. Bronze. H. 20 cm