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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 94)

Eine Kollektive in der „Kleinen Galerie" in der 
Neudeggergasse zeigte 1962 das erstemal diese 
Arbeiten. Im selben Jahr war eine ganze Anzahl 
der Graphiken auch in der „Galerie der Jungen 
Generation" am Börseplatz und weiters in einer 
Ausstellung dieser Galerie in Villach zu sehen. 
Bemerkenswert war auch Grubers Beteiligung an 
der Biennale christlicher Kunst in Salzburg 1962 
und an dem Graphikwettbewerb in Innsbruck 
1964. bei dem er den Preis des Landes Tirol 
erhielt. 
Bei den Plastiken beginnt Karl Gruber. beein- 
druckt von der Architektur östlicher Kirchen, 
hohlrüumige Leiber zu vielkuppeligen. geschlos- 
senen Elementen zusammenzufügen. Dabei werden 
die hochstrebenden, zylindrischen Leibformen, die 
nur mit wenigen Andeutungen, aber doch klar 
erkennbar. an ihre menschliche Abkunft erinnern. 
jeweils an einer Seite geöffnet. Muschelartige 
Innenräume weisend. die. gleich Apsiden. etwas 
Bergendes, zugleich aber auch Einsaugendes, 
Besitznehmendes haben, werden die Körper wie 
einzelne Kapellen autokephaler Kirchen zu einer 
nach oben strebenden Einheit verbunden. Die 
Köpfe, die zu kleinen Kugeln auf den hoch- 
gezogenen Kuppeln werden, sind nochmalige 
kleine Wiederholungen der Rundung, Echo des 
dem Himmel von der Erde gezogenen Konturs. 
Als nächstes Motiv sehen wir auch bei den Plastiken 
das Pferd und den Reiter. Kommt das statisch 
Behorrende, nur Körper neben Körper Stehende 
in den langgezogenen menschlichen Figuren deut- 
lich zum Ausdruck. so ist den Pferden eine vehe- 
mente Spannung nach oben eigen, die von dem 
Reiter nicht geteilt. ja bei den meisten sogar in 
ein konstruktives Wölbungselement zu drücken 
versucht wird. Werden bei den Gruppenbildungen 
ganz offensichtlich keine sozialen Probleme ange- 
schnitten - es ist ein Subtrahieren verschiedener 
Größen, wobei doch jede Größe für sich bestehen 
bleibt und wobei es jeder Größe für sich vor- 
behalten bleibt, ihre Größe mit ihrer eigenen 
Kuppel zu erreichen - so treten in den Reiter- 
figuren Spannungen zugunsten des Tieres auf. 
Beide Figurengruppen, jenen mit den Pferden 
und jenen mit den stehenden Personen. ist das 
Aufstrebende gemeinsam, ebenso wie das mit 
dem Oben Korrespondierende. Einer Basis zum 
Absprung vergleichbar, wird der Horizont voll- 
zogen. 
In einer ganzen Reihe von Köpfen wendet sich 
Gruber nun der reinen Kuppel zu, er verfolgt 
dieses Ziel bis zu jenem stößel- oder hantele 
ähnlichen Schädel, der nur mehr mit schwachen 
Akzentuierungen Nase und Augenwulste andeutet 
und in seiner archaischen Strenge an die Köpfe 
chen vorderasiatischer Frühkulturen erinnert. Eine 
weitere Verfolgung dieser Formen kann aber nur 
in jene mathematischen Formeln verschiebbarer 
Größen führen, die von dem Wiener Bildhauer 
Avramidis so meisterhaft gehandhabt werden. Die 
aber, einmal gefunden. kaum mehr eine weitere 
Entwicklungsmöglichkeit zulassen, sondern in geo- 
metrisch abgezirkelten Schichten oder Lagen 
einem in sich angelegten ldealbild mit mechanischer 
Präzision immer nöherkommen. Der Gefahr 
dieser Mechanisierung instinktiv bewußt, weicht 
Gruber in eine ikonenhaft strenge Physiognomik 
aus. Hier tinden wir auch das Porträt mit strengen. 
zur Maske, zur gleichnishaften Formel geprägten 
Zügen. Der Übergang vom Hals zum Hinterhaupt 
wird in einer Geraden vollzogen. Sind bei dem 
ersten dieser Köpfe die Emotionen noch durch 
eine zwar sparsame. aber entschiedene Kanügu- 
ration der Mundpartien betont. so versucht der 
Künstler in den folgenden immer mehr durch 
den gesamten Körper zu sprechen. Die Maße 
verschieben sich zugunsten der Länge, die Köpfe 
bekommen damit als Plastik einen stark männ- 
lichen Charakter. Die Form wird dichter. 
Wir können also eine Entwicklung von einer 
weiblichen zu einer mehr männlichen Gestale 
tungskomponente. von einer offenen zu einer 
geschlossenen fßtstellen. Daß es sich dabei um 
Stationen auf einem Wege handelt, braucht nicht 
besonders betont zu werden. 
7 Kqrl Gruber, Köple, 1964. Bronze. H. 20 cm 

	        
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