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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 94)

aus Holz, Marmor und anderen Ma- 
terialien geformten Figuren Otto Eders 
überzeugen jene am stärksten, die sich 
durch geradezu spartanische Reduktion 
auszeichnen und ein ausgewogenes. 
sinnfälliges. plastisches Konzentrat dar- 
stellen. In seinen harmonischen Marmor- 
Torsi jüngeren Datums zeigt Eder 
adäquate Materialbehandlung und ein 
Umsetzungsvermögen. die ihm einen 
festen Platz unter den ersten Bega- 
bungen der jüngeren österreichischen 
Plastik sichern. 
Galerie Stubenbastei: Theo Braun. 
Bernard S. Lipka 
Noch im Mai dieses Jahres zeigte die 
Galerie auf der Stubenbastei eine Aus- 
Stellung neuer Eisenradierungen und 
Bilder des bekannten österreichischen 
Malers und Graphikers Theo Braun. 
Der 1922 geborene Künstler, der 
während der letzten Jahre im ln- und 
Ausland an zahlreichen bedeutenden 
Ausstellungen teilnahm (so z. B. an der 
documenta II in Kassel, der Biennale 
von Sao Paulo und den Triennalen von 
Grenchen und Cincinnati). zählt zu den 
maßgebendsten Vertretern der ab- 
strakten Richtung in Österreich. Seine 
in gleicher Weise durch graphische 
und malerische Elemente geprägten. in 
quadratischen Formaten gehaltenen Ar- 
beiten basieren auf größtmöglicher 
Autonomie von Farbe und Form. Sie 
sind durch Spontaneität und kraftvolle 
Gestik gekennzeichnet. anderseits aber 
auch durch denkbar große formale 
Harmonie. Brauns ,.Mutationen" (so 
lautete auch der Titel der sehenswerten 
Ausstellung. die 7 um ältere Arbeiten 
erweitert 7 von der Linzer Maerz- 
Galerie übernommen wurde) konfron- 
tieren mit einem knappen, doch wesent- 
lichen Formenvokabular. Die durch 
Übercinanderdrucken einmal bestimm- 
ter Formen-Platten gewährleisteten 
Kombinationsmöglichkeiten der druck- 
graphischen Arbeiten verdeutlichen die 
kaum glaubliche Vielfalt kontrollier- 
barer schöpferischer Variationen, die 
diese von Theo Braun entwickelte 
Methode und Technik in sich birgt. 
Ein Maler, Graphiker oder Plastiker 
legitimiert sich 7 von Ausnahmen ab- 
gesehen 7 nicht durch artistisches 
Brillieren in verschiedenen Sätteln, 
sondern durch kluge, seiner Person und 
Begabung angepaßte Beschränkung. 
Die erzielte Ubereinstimmung von bild- 
nerischer Absicht und vollzogener künst- 
lerischer Umsetzung entscheidet über 
Wert und Unwert eines Werkes und 
damit über das schöpferische Vermögen 
seines Urhebers. 
Der aus Polen gebürtige, in Wien 
lebende Maler und Graphiker Bernard 
Stefan Lipka, dessen Zeichnungen erst- 
mals in Form einer Kollektivausstellung 
gezeigt wurden, kann auf einen, seit 
1965 in logischer Aufeinanderfolge zu- 
standegekomrnenen Abschnitt seines bis- 
herigen (Euvres zurückblicken, der 
als echte Möglichkeit wesensgemäßer 
künstlerischer Beschränkung und Diszi- 
plin zu diskutieren und zu werten ist. 
Lipkas Graphiken. die an die Unend- 
lichkeit und Größe des Kosmos ebenso 
denken lassen wie an konkrete Er- 
scheinungsformen heutiger Technik. 
verfügen über ein eigenständiges Bild- 
vakcibular und ein nicht weniger 
prägnantes gestalterisches Konzept. In- 
tellekt und Emotion ergänzen einander 
auf harmonische Weise. Im Graphischen 
selbst lehnt Lipka alles Ungefähre, 
nicht näher Bestimmte und Bestimmbare 
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ab. Seine selbstkritische Vorgangsweise 
bewahrt ihn vor Belanglosigkeiten und 
Senlimentalitäten. mit denen man sichs 
auch in der Kunst so schön richten 
kann. Die Konkretisierung, die Idee 
und Emotion in seinen graphischen 
Arbeiten erfahren, macht deutlich. daß 
Kunst 7 untersucht man sie auf ihr 
Verhältnis zur Zeit und Realität 7 
nicht abbildhaften, sondern primär 
sinnbildhafien Charakter besitzen muß, 
daß der Künstler nicht platten. fälsch- 
licherweise als Realität bezeichneten 
Äußerlichkeiten nachhinken darf. son- 
dern parallel zu den maßgebenden 
geistigen und künstlerischen Strömungen 
seiner Zeit. neue. dem Heute ent- 
sprechende, ergänzende Wirklichkeiten 
zu schaffen bemüht sein soll. So ge- 
sehen sind auch Lipkas beherrscht 
komponierte Zeichnungen mit ihren 
ausgewogenen, doch nicht spannungs- 
losengraphischenVerflechtungen,Über- 
lagerungen und Akzentsetzungen Sinn- 
bilder unserer Existenz und unseres 
Denkens. Zeugnisse eines ernstzuneh- 
menden. redlichen Bemühens. das in 
ausreichendem Maße seine Verbind- 
lichkeit bekundet (Abb. 7. 8). 
Basilisk: iiEros. Versus. Sexus" 
„Eros, Versus, Sexus" lautete der Titel 
einer durchaus sehenswerten, umfang- 
reichen Gruppenausstellung, mit der 
die Galerie zum Bosilisken in der 
Schönlaterngasse während der Som- 
mermonate Stammpublikum und Frem- 
de, die in Wien moderne Kunst sehen 
wollten, konfrontierte. 
Die Auswahl wurde von der Galerie 
Hartmann, München, vorgenommen 
und in Wien durch Arbeiten öster- 
reichischer Künstler erweitert. Der 
Überblick, den die in Phasen gehalt- 
volle und erste Qualität bietende Ex- 
position vermittelte (Preise der Gra- 
phiken: 50O bis 20.000 Schilling), reichte 
vom Jugendstil bis iri die unmittelbare 
Gegenwart. Neben originalen Blei- 
stift- und Tuschezeichnungen dominierte 
Druckgraphik, vor allem Radierungen 
und Lithographien. 
Einige Namen aus dem vielfältigen 
Angebot veranschaulichen Spannweite 
und Schwerpunkte der Exposition: 
Thomas T. Heine. Gustav Klimt, Oskar 
Kokoschka, Emil Nolde, Max Beck- 
mann (mehrere hervorragende Radie- 
rungen, darunter das bekannte Blatt 
"Liebespaar I"). Max Klinger. George 
Grosz. Otto Dix, Alfred Kubin und 
Christian Rohlfs. Eine prägnante Zeich- 
nung des Deutschen Eberhard Schlotter 
erinnerte in frappierender Weise an 
die Kinderköpfe des in Wien lebenden 
Tirolers Oswald Oberhuber, Die klein- 
formatigen Radierungen von Hans 
Bellmer. der erst vor wenigen Monaten 
kollektiv in der Kestner-Gesellschaft 
Hannover zu sehen war, waren mit 
3200 Schilling unverhältnismäßig hoch 
angesetzt. Demgegenüber ließen sich 
erwerbenswerte Blätter österreichischer 
Künstler um vieles günstiger erstehen: 
Fuchs, Lehmden. Hehn. Staudacher. 
Krenn und Nowak. Peter Baum 
GALERIE WELZ SALZBURG 
25. Juli 710. September: Alfred Kubin: Zeich- 
nungen. 
10. August715. September: Im Souterrain: 
F, Hundcrlwasser: Farblithographien. 
12. September B. Oktober: Otto Dix: Zeich- 
nungen. 
10. Oktober 12. November: Siavi Soucek: 
Gemalde und Graphik 
15. November 1. Dezember: Dekorative 
Graphik. 
Z. Dezember? 31. Dezember: Weihnachts- 
schau. 
STENVERT IN PARIS UND BOLOGNA 
Im Musee d'art moderne de la Ville in 
Paris wurde am 6. Juni eine Ausstellung 
eröffnet, in deren Mittelpunkt das bisher 
umfangreichste Werk des bekannten 
Wiener Künstlers Curt Stenvert steht. 
Stenverts zweite „Menschliche Parallel- 
situation" mit dem Titel „Stalingrad 7 
oder: Ermordet Tyrannen rechtzeitig" 
besteht aus drei bilddramaturgisch 
konzipierten Raumeinheiten. die nach 
einer genauen Gehordnung zu durch- 
wandern sind. Das Werk richtet sich 
7 am Beispiel Hitlers demonstriert 7 
in ungemein realistischer, durch histo- 
rische Fakten untermauerter Sprache 
gegen den kriegerischen Massenmord, 
in den Unschuldige aller Art von 
Tyrannen aller Art immer wieder 
brutal hineingetrieben werden, ohne 
sich dagegen legal zur Wehr setzen 
zu können. 
In der Pariser Galerie Ranson fand - 
ebenfalls Anfang Juni 7 die Vernissage 
einer Einzelausstellung Stenverts statt, 
die unter dem Ehrenschutz des öster- 
reichischen Botschafters in Frankreich. 
Dr. Martin Fuchs. stand. Neben zehn 
Graphiken und Collagen enthielt diese 
Exposition neunundvierzig zeitkritische 
Objekte. darunter mehrere Arbeiten 
)üngsten Datums. Mit neun Werken 
wurde der international immer stärker 
ins Gespräch kommende Künstler auch 
zur „Mostra il Tempo del lmagine" 
nach Bologna eingeladen, eine reprä- 
sentative Ausstellung. die als eine Art 
Gegenbiennale der Engagierten zu 
Venedig gedacht ist (Abb. 9710). 
Peter Baum 
KLEINER AUSSTELLUNGSSPIEGEL IN 
BILDERN 
Wie alljährlich, zeigte auch heuer wie- 
der der in Wien lebende Graphiker 
Ernst Degasperi im Rektoratsgebäude 
der Kirche auf dem Leopoldsberg eine 
vielbeachtete und gutbesuchte Aus- 
stellung neuer Arbeiten unter dem 
Titel „Exodus 67". Die hier wieder- 
gegebene Pinselzeichnung: Exodus 15. 
26, ich, der Herr. bin dein Arzt. ver- 
anschaulicht prägnant Degasperis jüng- 
ste Schaffensphase (Abb, 12). 
Zu Ausstellungen nach den USA wurde 
der österreichische Bildhauer Josef Pill- 
hofer eingeladen. Unser Foto zeigt 
einen Blick in das Wiener Atelier des 
Künstlers (Abb. 13). 
Mit beachtenswerten Arbeiten stellte 
sich in der Kleinen Galerie der 1932 
in Ilmenau geborene. bei Professor 
Knesl an der Wiener Akademie für 
angewandte Kunst ausgebildete Bild- 
hauer und Keramiker Horst Ascher- 
mann vor. Unsere beiden Abbildungen 
zeigen ein vollauf gelungenes Porträt 
des Beckmann-Sammlers Stephan Lack- 
ner (Abb.14). das Aschermann in 
diesem Jahr herstellte. und ein für die 
rhythmisch-impulsive Auffassung des 
Künstlers typisches Figurenrelief (Ab- 
bildung 15). 
BILDTEXTE 7711 
7 Hochdruck von Theo Braun 
B Alisliltzeichnung von B. S. Lipka (Abb. 7. 
B aus den Ausstellungen der Künstler in 
der Galerie auf der Stubenbastei. Wien) 
9 Curt Stenvert. Werksnummer 266, Die 
zweite menschliche Parallel-Situation: 
Stalingrad 7 oder: ReftldbllllälihßfäChr 
nun)g eines Tvrannenmordes, 1967 (De- 
toil 
10 Curt Stenvert. Werksriummer 156. Die 
Form zerfällt. die Materie bleibt. 1966. 
70,5XEO,5X19S.5 cm 
11 Hilda Uccusic-Wiltschko, "Sievering". 
1966. Aquarell, 34x42 cm. Aus der 
Ausstellung der Künstlerin in Bad 
Tatzmannsdorf
	        
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