aus Holz, Marmor und anderen Ma-
terialien geformten Figuren Otto Eders
überzeugen jene am stärksten, die sich
durch geradezu spartanische Reduktion
auszeichnen und ein ausgewogenes.
sinnfälliges. plastisches Konzentrat dar-
stellen. In seinen harmonischen Marmor-
Torsi jüngeren Datums zeigt Eder
adäquate Materialbehandlung und ein
Umsetzungsvermögen. die ihm einen
festen Platz unter den ersten Bega-
bungen der jüngeren österreichischen
Plastik sichern.
Galerie Stubenbastei: Theo Braun.
Bernard S. Lipka
Noch im Mai dieses Jahres zeigte die
Galerie auf der Stubenbastei eine Aus-
Stellung neuer Eisenradierungen und
Bilder des bekannten österreichischen
Malers und Graphikers Theo Braun.
Der 1922 geborene Künstler, der
während der letzten Jahre im ln- und
Ausland an zahlreichen bedeutenden
Ausstellungen teilnahm (so z. B. an der
documenta II in Kassel, der Biennale
von Sao Paulo und den Triennalen von
Grenchen und Cincinnati). zählt zu den
maßgebendsten Vertretern der ab-
strakten Richtung in Österreich. Seine
in gleicher Weise durch graphische
und malerische Elemente geprägten. in
quadratischen Formaten gehaltenen Ar-
beiten basieren auf größtmöglicher
Autonomie von Farbe und Form. Sie
sind durch Spontaneität und kraftvolle
Gestik gekennzeichnet. anderseits aber
auch durch denkbar große formale
Harmonie. Brauns ,.Mutationen" (so
lautete auch der Titel der sehenswerten
Ausstellung. die 7 um ältere Arbeiten
erweitert 7 von der Linzer Maerz-
Galerie übernommen wurde) konfron-
tieren mit einem knappen, doch wesent-
lichen Formenvokabular. Die durch
Übercinanderdrucken einmal bestimm-
ter Formen-Platten gewährleisteten
Kombinationsmöglichkeiten der druck-
graphischen Arbeiten verdeutlichen die
kaum glaubliche Vielfalt kontrollier-
barer schöpferischer Variationen, die
diese von Theo Braun entwickelte
Methode und Technik in sich birgt.
Ein Maler, Graphiker oder Plastiker
legitimiert sich 7 von Ausnahmen ab-
gesehen 7 nicht durch artistisches
Brillieren in verschiedenen Sätteln,
sondern durch kluge, seiner Person und
Begabung angepaßte Beschränkung.
Die erzielte Ubereinstimmung von bild-
nerischer Absicht und vollzogener künst-
lerischer Umsetzung entscheidet über
Wert und Unwert eines Werkes und
damit über das schöpferische Vermögen
seines Urhebers.
Der aus Polen gebürtige, in Wien
lebende Maler und Graphiker Bernard
Stefan Lipka, dessen Zeichnungen erst-
mals in Form einer Kollektivausstellung
gezeigt wurden, kann auf einen, seit
1965 in logischer Aufeinanderfolge zu-
standegekomrnenen Abschnitt seines bis-
herigen (Euvres zurückblicken, der
als echte Möglichkeit wesensgemäßer
künstlerischer Beschränkung und Diszi-
plin zu diskutieren und zu werten ist.
Lipkas Graphiken. die an die Unend-
lichkeit und Größe des Kosmos ebenso
denken lassen wie an konkrete Er-
scheinungsformen heutiger Technik.
verfügen über ein eigenständiges Bild-
vakcibular und ein nicht weniger
prägnantes gestalterisches Konzept. In-
tellekt und Emotion ergänzen einander
auf harmonische Weise. Im Graphischen
selbst lehnt Lipka alles Ungefähre,
nicht näher Bestimmte und Bestimmbare
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ab. Seine selbstkritische Vorgangsweise
bewahrt ihn vor Belanglosigkeiten und
Senlimentalitäten. mit denen man sichs
auch in der Kunst so schön richten
kann. Die Konkretisierung, die Idee
und Emotion in seinen graphischen
Arbeiten erfahren, macht deutlich. daß
Kunst 7 untersucht man sie auf ihr
Verhältnis zur Zeit und Realität 7
nicht abbildhaften, sondern primär
sinnbildhafien Charakter besitzen muß,
daß der Künstler nicht platten. fälsch-
licherweise als Realität bezeichneten
Äußerlichkeiten nachhinken darf. son-
dern parallel zu den maßgebenden
geistigen und künstlerischen Strömungen
seiner Zeit. neue. dem Heute ent-
sprechende, ergänzende Wirklichkeiten
zu schaffen bemüht sein soll. So ge-
sehen sind auch Lipkas beherrscht
komponierte Zeichnungen mit ihren
ausgewogenen, doch nicht spannungs-
losengraphischenVerflechtungen,Über-
lagerungen und Akzentsetzungen Sinn-
bilder unserer Existenz und unseres
Denkens. Zeugnisse eines ernstzuneh-
menden. redlichen Bemühens. das in
ausreichendem Maße seine Verbind-
lichkeit bekundet (Abb. 7. 8).
Basilisk: iiEros. Versus. Sexus"
„Eros, Versus, Sexus" lautete der Titel
einer durchaus sehenswerten, umfang-
reichen Gruppenausstellung, mit der
die Galerie zum Bosilisken in der
Schönlaterngasse während der Som-
mermonate Stammpublikum und Frem-
de, die in Wien moderne Kunst sehen
wollten, konfrontierte.
Die Auswahl wurde von der Galerie
Hartmann, München, vorgenommen
und in Wien durch Arbeiten öster-
reichischer Künstler erweitert. Der
Überblick, den die in Phasen gehalt-
volle und erste Qualität bietende Ex-
position vermittelte (Preise der Gra-
phiken: 50O bis 20.000 Schilling), reichte
vom Jugendstil bis iri die unmittelbare
Gegenwart. Neben originalen Blei-
stift- und Tuschezeichnungen dominierte
Druckgraphik, vor allem Radierungen
und Lithographien.
Einige Namen aus dem vielfältigen
Angebot veranschaulichen Spannweite
und Schwerpunkte der Exposition:
Thomas T. Heine. Gustav Klimt, Oskar
Kokoschka, Emil Nolde, Max Beck-
mann (mehrere hervorragende Radie-
rungen, darunter das bekannte Blatt
"Liebespaar I"). Max Klinger. George
Grosz. Otto Dix, Alfred Kubin und
Christian Rohlfs. Eine prägnante Zeich-
nung des Deutschen Eberhard Schlotter
erinnerte in frappierender Weise an
die Kinderköpfe des in Wien lebenden
Tirolers Oswald Oberhuber, Die klein-
formatigen Radierungen von Hans
Bellmer. der erst vor wenigen Monaten
kollektiv in der Kestner-Gesellschaft
Hannover zu sehen war, waren mit
3200 Schilling unverhältnismäßig hoch
angesetzt. Demgegenüber ließen sich
erwerbenswerte Blätter österreichischer
Künstler um vieles günstiger erstehen:
Fuchs, Lehmden. Hehn. Staudacher.
Krenn und Nowak. Peter Baum
GALERIE WELZ SALZBURG
25. Juli 710. September: Alfred Kubin: Zeich-
nungen.
10. August715. September: Im Souterrain:
F, Hundcrlwasser: Farblithographien.
12. September B. Oktober: Otto Dix: Zeich-
nungen.
10. Oktober 12. November: Siavi Soucek:
Gemalde und Graphik
15. November 1. Dezember: Dekorative
Graphik.
Z. Dezember? 31. Dezember: Weihnachts-
schau.
STENVERT IN PARIS UND BOLOGNA
Im Musee d'art moderne de la Ville in
Paris wurde am 6. Juni eine Ausstellung
eröffnet, in deren Mittelpunkt das bisher
umfangreichste Werk des bekannten
Wiener Künstlers Curt Stenvert steht.
Stenverts zweite „Menschliche Parallel-
situation" mit dem Titel „Stalingrad 7
oder: Ermordet Tyrannen rechtzeitig"
besteht aus drei bilddramaturgisch
konzipierten Raumeinheiten. die nach
einer genauen Gehordnung zu durch-
wandern sind. Das Werk richtet sich
7 am Beispiel Hitlers demonstriert 7
in ungemein realistischer, durch histo-
rische Fakten untermauerter Sprache
gegen den kriegerischen Massenmord,
in den Unschuldige aller Art von
Tyrannen aller Art immer wieder
brutal hineingetrieben werden, ohne
sich dagegen legal zur Wehr setzen
zu können.
In der Pariser Galerie Ranson fand -
ebenfalls Anfang Juni 7 die Vernissage
einer Einzelausstellung Stenverts statt,
die unter dem Ehrenschutz des öster-
reichischen Botschafters in Frankreich.
Dr. Martin Fuchs. stand. Neben zehn
Graphiken und Collagen enthielt diese
Exposition neunundvierzig zeitkritische
Objekte. darunter mehrere Arbeiten
)üngsten Datums. Mit neun Werken
wurde der international immer stärker
ins Gespräch kommende Künstler auch
zur „Mostra il Tempo del lmagine"
nach Bologna eingeladen, eine reprä-
sentative Ausstellung. die als eine Art
Gegenbiennale der Engagierten zu
Venedig gedacht ist (Abb. 9710).
Peter Baum
KLEINER AUSSTELLUNGSSPIEGEL IN
BILDERN
Wie alljährlich, zeigte auch heuer wie-
der der in Wien lebende Graphiker
Ernst Degasperi im Rektoratsgebäude
der Kirche auf dem Leopoldsberg eine
vielbeachtete und gutbesuchte Aus-
stellung neuer Arbeiten unter dem
Titel „Exodus 67". Die hier wieder-
gegebene Pinselzeichnung: Exodus 15.
26, ich, der Herr. bin dein Arzt. ver-
anschaulicht prägnant Degasperis jüng-
ste Schaffensphase (Abb, 12).
Zu Ausstellungen nach den USA wurde
der österreichische Bildhauer Josef Pill-
hofer eingeladen. Unser Foto zeigt
einen Blick in das Wiener Atelier des
Künstlers (Abb. 13).
Mit beachtenswerten Arbeiten stellte
sich in der Kleinen Galerie der 1932
in Ilmenau geborene. bei Professor
Knesl an der Wiener Akademie für
angewandte Kunst ausgebildete Bild-
hauer und Keramiker Horst Ascher-
mann vor. Unsere beiden Abbildungen
zeigen ein vollauf gelungenes Porträt
des Beckmann-Sammlers Stephan Lack-
ner (Abb.14). das Aschermann in
diesem Jahr herstellte. und ein für die
rhythmisch-impulsive Auffassung des
Künstlers typisches Figurenrelief (Ab-
bildung 15).
BILDTEXTE 7711
7 Hochdruck von Theo Braun
B Alisliltzeichnung von B. S. Lipka (Abb. 7.
B aus den Ausstellungen der Künstler in
der Galerie auf der Stubenbastei. Wien)
9 Curt Stenvert. Werksnummer 266, Die
zweite menschliche Parallel-Situation:
Stalingrad 7 oder: ReftldbllllälihßfäChr
nun)g eines Tvrannenmordes, 1967 (De-
toil
10 Curt Stenvert. Werksriummer 156. Die
Form zerfällt. die Materie bleibt. 1966.
70,5XEO,5X19S.5 cm
11 Hilda Uccusic-Wiltschko, "Sievering".
1966. Aquarell, 34x42 cm. Aus der
Ausstellung der Künstlerin in Bad
Tatzmannsdorf