leerer Platz, vorgesehen für militärische
Übungen und Aufmärsche, da der Hof
immerhin zu klein war. Diese Kaserne
unterscheidet sich ihrem Aussehen nach
nicht viel von den Wiener Kasernen der-
selben Epoche, und insbesondere kaum von
der, in welcher heute das Kriegsarchiv
untergebracht ist (Mariahilfer Straße). Es
ist dieselbe Architektur, diktiert von den-
selben Ansprüchen.
Das weitere Schicksal der Württemberg-
kaserne ist einigermaßen anders, als von
Vilovski beschrieben 19. Es besteht eine
Karte von Belgrad aus der Zeit der Bom-
bardierung von Belgrad vom 13. Juli
173910. Es ist dies „Neu acurater Plan der
Haupt Vestung Belgrad f wie derselbe
dermahlen mit ihren neu angeleg- f ten
Vestung Wercken sich befindet". Das Ver-
zeichnis der Objekte in Festung und Stadt
ist mit den Buchstaben A-Z und den
Ziffern 1-12 bezeichnet. Die Adresse
lautet: „Elias Beck a. H. sculps. et excudit
Aug. Vind." Auf diesem Plan sind unter
Nr. 12 die Stellen eingezeichnet, wo die
türkischen Brandbomben Vernichtung an-
richteten. Es wurde hauptsächlich der süd-
östliche Teil der Stadt zerstört. Bei dieser
Gelegenheit wurde auch das Kapuziner-
kloster vernichtet. In der linken oberen
Ecke der Karte ist ein Prorpert von der
Vertung Belgrad. Obwohl das Bild der Stadt
nicht genau ist - da die Württemberg-
kaserne, der größte Bau in der ganzen
Stadt, nicht zu sehen ist f, entsprechen
die vom Brand ergriffenen Stellen jenen in
dem tieferstehenden Plan. Die Kaserne war
also bei dieser Gelegenheit nicht zerstört
worden. Sie wurde auch i im Gegensatz
zu der Aussage von Vilovskyll - von
den Türken nicht zerstört. Dies ist aus
einer Beschreibung Belgrads vom jahre
1784 ersichtlich21. Diese Beschreibung
lautet: „Beschreibung f von der Festung
Belgrad f zum Souterrain Plan f TAG-
BUCH I über die Baugenehmigung der
Festung Belgrad durch den auf der Kom-
pagnie Neu Porcza vorn 6ten May bis
12 juny 1784 commandirt gestandenen
Ingenieur Offizier als Pontonier wcrkleidet."
Dem Tagebuch dieses Offiziers liegen zwei
große Karten von Belgrad bei, in denen
nur sehr wenige Objekte außerhalb der
Festung, der das vornehmliche Interesse
des Autors galt, eingezeichnet waren. Auf
einer Karte sind jedoch einige Gebäude
außerhalb der Festung eingezeichnet 13, und
zwar die rerlriube KirrIJe und der Jerbirebe
Friedlrqf („Raitzischer Freudhoff und Kir-
ehe"), ferner die Rerideng de: Birebafr
(„Raitzischen Bischofs Wohnung") und
außerhalb der Stadt zler (graße Han oder die
Alexanderkaxerne („Der Große Hann oder
Alexandrische Cascrne"). Sie ist nur teil-
weise beschädigt, an einem Ende, und zum
größten Teil ganz. Neben der Kaserne
befand sich der türkische Friedhof („Be-
gräbniss der Türken"). Zu Ende des
18. Jahrhunderts hatte also diese Kaserne,
zu einem türkischen Han umgewandelt,
noch bestanden. Diese Beschreibung der
Belgrader Festung sozusagen unmittelbar
12
vor dem Aufstand ist für uns von ganz
bedeutendem Interesse 24. Ob sie auch zu
Beginn des Aufstandes noch bestanden hat?
Dies ist ziemlich unwahrscheinlich, da sie
in keiner der zeitgenössischen Quellen
erwähnt wird. Eines jedoch steht fest:
1739 war sie nicht zerstört worden, viel-
leicht geschah dies erst nach der zweiten
Übergabe von Belgrad an die Türken im
Jahr 1791, und das Baumaterial war zur
Errichtung neuer Bauten wiederverwendet
worden.
Ein zweites Bauwerk im barocken Belgrad
war die Älaurerkaxerne („Maurer-Casarm"),
erbaut im Jahre 1727 für die Mannschaften
der Genietruppen, die am Bau der Be-
festigungen beschäftigt waren 25. Von ihnen
wurde diese Kaserne seit 1727 bewohnt,
und der Name verblieb ihr auch späterhin.
Vilovsky tut dieser Kaserne als Kavallerie-
kaserne Erwähnung, doch dazu konnte sie
erst später geworden sein. Auf Sparrs Plan
Nr. 15 ist sie als das zweitgrößte Bauwerk
nach der Alexanderkaserne dargestellt, eben-
falls mit rechteckigem Grundriß. Leider
hat Spart die Prolile und die Fassade dieses
Bauwerks nicht festgehalten. Die Be-
schrcibung dieser Kaserne in der Bei-rand-
ülffllüllltlß vom fahr 1728 ist ziemlich sum-
marisch. Die Kaserne besaß 50 Zimmer
und 15 Küchen. Auf dem Plan ist sie
jedoch nur etwas kleiner als die Alexander-
kaserne dargestellt, die 232 Zimmer hatte!
Ich halte es jedoch nicht für ausgeschlossen,
daß diese Kaserne mit dem späteren
Delirquartier identisch ist, der türkischen
Reiterkaserne, die sich unweit der Sabot-
kirche (Kathedrale) im Raum zwischen
Alexanderkaserne und Festung befand, nach
Sparts Plan Nr. 15 zu schließen ungefähr
dort, wo die Zeitgenossen den Standort
des Delisquartiers angeben. Die de-
taillierteste Beschreibung dieses Gebäudes
hat Anastas Jovanoviö geliefert: „Das Delis-
quartier nahm mit der einen Ecke den
Platz gegenüber der jetzigen Nationalbank
ein, die nächste Ecke (war), wo sich jetzt
das Casino befindet; die nächste Ecke
wieder beim Delisbrunnen und hinunterzu,
ungefähr bis zu dem heutigen Radulovic-
Haus (oder), wo sich jetzt das Raduloviö-
Haus befindet." Er gibt die Lokation des
Delisquartiers zwischen den Straßen Knez
Mihajlova, Vuka Karadiiea, Uskoöka und
Delijska an. „Das Delisquartier wies
einen Grundriß in Form eines odenen
Parallelogramms auf, den Oberstock be-
wohnten die türkischen Reiter, im Erd-
geschoß waren die Ställe . . . Dieses Delis-
quartier war ein gewöhnliches türkisches
Bauwerk und dem Verfall geneigt, und
der sehr große Platz wurde, als es ein-
stürzte, dem Fürsten Karadjordjevic ge-
schenkt, der ihn später zu einem Garten
umwandelte und ein Haus an eben der
Stelle erbaute, wo das tatarische Kaffee-
haus gewesen war"17. Das Schicksal des
Delisquartiers war interessant. Während des
Aufstandes war es von Karadjordje und
dessen Mannen bewohntls. Nach 1815
diente es als Kaserne der Delis, der tür-
kischen Reiter, aber im Laufe der dreißiger
]ahre wurde es zerstört und der leere
Platz dem Fürsten Alexander abgetreten,
wahrscheinlich weil es der Jilg Karadjordjes
in Belgrad gewesen war, also wohl nach
dem Erbfolgerecht Z9.
Hieraus ist zu ersehen, daß die Türken
nicht alle in Belgrad vorhandenen Bauten
vernichteten, sondern sich ihrer auf die
gleiche Weise bedienten wie auch die
Österreicher. Der große Hof, den Sparr in
Plan Nr. 15 in dieser Kaserne darstellt,
mochte den Bedürfnissen der berittenen
Truppe entsprechen, so daß die Türken
diese Kaserne diesem Zweck anpaßten,
vielleicht auch gewisse Umbauten in Form
des offenen Parallelogramms vornahmen.
Allein die Tatsache, daß das Delisquartier
Erdgeschoß und Etage besaß, spräche für
dessen Identiüzierung als „Maurerkaserne",
und was die Lokation der Kaserne auf
Sparrs Plan betrifft, so entspricht diese dem
Ort des Delisqtiartiers gemäß den bestehen-
den Beschreibungen. Im übrigen ist es auch
nicht ausgeschlossen, daß die österreichi-
schen Baumeister sich in ihrer Bauweise
einigermaßen an die östlichen Bauformen
anpaßten, denn es wohnten auch viele
Offiziere in solchen Häusern. Diese Kaserne
war ein neues „regulär erbautes Gebäude",
wie dies aus der Bevlandaufnalnue von 1728
hervorgeht. Immerhin ist es interessant,
warum Spart diese Kaserne in seiner
Skizze beziehungsweise auf dem dafür
bestimmten Blatt nicht eingezeichnet hat.
Vielleicht deshalb, Weil seines Erachtens
ihre Fassade nicht monumental und der
zeichnerischen Bearbeitung nicht würdig
war. ln diesem Falle wäre die Beschreibung,
die A. Jovanovic liefert, leicht erklärbar.
Die Österreicher bauten in Belgrad in
einem einfachen „Grenzerstil", und es ist
nicht ausgeschlossen, daß die Maurer-
kaserne nichts an sich hatte, was die Auf-
merksamkeit Sparrs als Objekt von In-
teresse auf sich gezogen hätte. Vollkommen
gleich liegt der Fall auch mit den Kasernen
in der Festung, von denen Spart keine
einzige gesondert aufgezeichnet hat wie
die Alexanderkaserne, die eben die schönste
und reptäsentativste war. S0 ist auf der
Skizze Nr. 9 außer der Festung, Savamala,
Karlstal - den Hauptteilen von Belgrad -
nur noch diese Kaserne festgehalten.
Die meisten Aufzeichnungen bestehen über
das Palais Alexanders von Württemberg
(Abb. 8), das früher fälschlich als Palast
des Prinzen Eugen betrachtet worden war.
Dieses Palais ist in Sparrs Plan Nr. 15 als
„Commandants Quartier" eingezeichnet und
befindet sich nördlich von dem Jesuiten-
kloster, während sich östlich vom Kloster
das Gebäude der Hauptwache befand. Ob-
wohl dieser Plan die meisten Angaben
über die Bauten Belgrads liefert, kann er
doch nicht als genau bezeichnet werden,
und zwar deshalb, weil zwischen den
Standorten einzelner Gebäude nach diesem
Plan und nach Plan Nr. 14 Unterschiede
bestehen. In letztgenanntem Plan sind nur
die Klöster, Kirchen und die Alexander-
kaserne eingezeichnet, doch sind die Loka-
tionen genauer festgehalten. So ist das